Der Raritätenladen
gnädig an, denn er machte ihnen mit so viel Eifer klar, als sein Zustand ihm gestattete, daß man diese alte Hexe – er meinte damit Sara – weit schwieriger zu behandeln finden dürfte als Quilp selbst, daß sie gegen Drohungen, Einschüchterungen oder Schmeichelworte sich als ein höchst undankbares und unnachgiebiges Subjekt erweisen würde, daß sie eine Art von Metall sei, das sich nicht leicht schmelzen und in Formen gießen lasse – kurz, daß man ihr nichts anhaben könne und notwendig einer Niederlage entgegensehen müsse. Er versuchte jedoch ganz umsonst, sie zur Annahme eines andern Planes zu bewegen.
Wir haben den ledigen Herrn als denjenigen bezeichnet, der ihren vereinten Plan auseinandersetzte, hätten aber sagen sollen, daß sie alle durcheinander sprachen, und wenn einer von ihnen zufällig für einen Augenblick schwieg, er schnappend und keuchend dastand, um bei der nächsten Gelegenheit wieder einfallen zu können. Mit einem Worte, sie hatten sich in jenen Zustand von Aufregung und Ungeduld hineingearbeitet, in dem der Mensch keiner Überredung, keinen Vernunftgründen mehr zugänglich ist, und man würde leichter den ungestümsten Sturm, der je getobt, von seiner Bahn abgelenkt als sie bewogen haben, ihren Entschluß noch einmal in Erwägung zu ziehen. Nachdem sie außerdem Herrn Swiveller gesagt hatten, wie sie Kits Mutter und die Kinder nicht aus dem Gesicht verloren, wie sie Kit stets im Auge gehabt hatten und unablässig bemüht gewesen seien, eine Milderung seines Ur
teils zu erwirken, wie sie fast wahnsinnig geworden wären angesichts der unwiderleglichen Schuldbeweise und ihrer eignen mehr und mehr entschwindenden Hoffnungen, seine Unschuld darzutun, und wie er, Richard Swiveller, ganz ruhig sein dürfte, denn alles würde zwischen jetzt und heute abend ins reine kommen – nachdem sie alles dies gesagt und noch viele freundliche und herzliche Worte an ihn gerichtet hatten, die wir nicht wiederholen müssen, nahmen Herr Garland, der Notar und der ledige Herr Abschied, und es war die höchste Zeit, denn Richard Swiveller hätte sonst unfehlbar einen neuen Fieberanfall erlitten, dessen Folgen vielleicht verhängnisvoll gewesen wären.
Herr Abel blieb zurück und schaute sehr oft auf seine Uhr oder nach der Kammertür, bis Herr Swiveller durch eine Erschütterung draußen auf dem Gange, die das ganze Haus erbeben und die Arzneiflasche auf dem Kaminsims klirren machte, aus einem kurzen Schlummer geweckt wurde. Die Störung schien von irgendeiner Riesenlast herzurühren, die von den Schultern eines Lastträgers niedergelassen wurde.
Sobald dieses Geräusch an Herrn Abels Ohr schlug, sprang er auf, humpelte zur Tür, öffnete sie – und siehe! da stand ein starker Mann mit einem mächtigen Korbe, der, als er in die Stube gezogen und alsbald ausgepackt wurde, solche Schätze von Tee, Kaffee, Wein, Zwieback, Orangen, Trauben, zum Braten zugerichtetem Geflügel, Kälberfußgelee, Arrowroot, Sago und andern köstlichen Stärkungsmitteln enthüllte, daß die kleine Dienstmagd, die es nie für möglich gehalten hatte, daß es solche Dinge auch außerhalb von Geschäften gäbe, in ihrem einzigen Schuh wie in den Boden gewurzelt dastand, während ihr das Wasser im Munde sowohl wie in den Augen zusammenlief und es ihr die Rede verschlug. Dies war aber nicht der Fall bei Herrn Abel oder bei dem baumstarken Mann, der
den Korb, so groß er war, in einem Nu ausgeleert hatte, oder bei der niedlichen alten Dame, die so plötzlich auftauchte, daß man meinen konnte, sie sei gleichfalls dem Korbe entstiegen, sintemal derselbe wenigstens groß genug dazu gewesen wäre. Letztere bewegte sich ruhig und lautlos auf den Zehen hin und her – bald da, bald dort, fast überall zugleich – und fing an, das Gelee in Teetassen zu füllen, in kleinen Pfännchen Hühnerbrühe zu machen, für den Kranken Orangen zu schälen, sie in kleine Stückchen zu schneiden und die kleine Magd mit mehreren Glas Wein und den auserlesensten Bissen von dem ganzen Vorrat zu bewirten, bis ein ausgiebigeres Mahl zu ihrer Erfrischung bereitet werden konnte. Diese ganze Erscheinung war so unerwartet und wirkte so verwirrend, daß Herr Swiveller, als er zwei Orangen nebst etwas Gelee genossen hatte und sich, nachdem der Mann mit dem leeren Korb weggegangen war, in dem unbestrittenen Besitz des ganzen Überflusses sah, auf sein Lager zurücksank und wieder einschlief, da er nicht imstande war, in seinem müden Kopf solche Wunder zu
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