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Der Raritätenladen

Der Raritätenladen

Titel: Der Raritätenladen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Ehren
mann und die drei Freunde in einer Mietkutsche nach der Privatkanzlei eines Friedensrichters. Dieser bereitete Herrn Braß einen warmen Empfang und behielt ihn an einem sicheren Ort, damit er ja des Vergnügens sicher wäre, ihn am nächsten Morgen wiederzusehen, worauf er die andern mit der erfreulichen Versicherung entließ, daß mit dem nächsten Tage unfehlbar ein Haftbefehl gegen Herrn Quilp erlassen werden sollte und daß eine geeignete Auseinandersetzung aller Umstände den Staatssekretär, der zum Glück in der Stadt war, ohne Zweifel veranlassen würde, Kit sofort auf freien Fuß zu setzen.
    Und nun hatte es in der Tat den Anschein, als ob sich Quilps schändliche Laufbahn ihrem Ende nähere und als ob die Wiedervergeltung, die – namentlich da, wo es sich um die schwersten Verbrechen handelt – sich oft sehr lange Zeit läßt, seine Fährte mit sicherem und scharfem Instinkt aufgespürt hätte und ihn rasch einholen wollte. Ohne Acht auf leisen Tritt geht das Opfer in eingebildetem Triumph seinen Weg. Aber sie schleicht ihm auf der Ferse nach, und einmal im Gange, läßt sie sich nicht wieder abwenden.
    Sobald die drei Herren ihr Geschäft beendigt hatten, eilten sie in die Wohnung des Herrn Swiveller zurück, dessen Besserung so schnelle Fortschritte machte, daß er bereits eine halbe Stunde hatte aufgerichtet sitzen und sich ganz gemütlich unterhalten können. Frau Garland war schon einige Zeit vorher nach Hause gegangen, aber Herr Abel befand sich noch immer bei dem Kranken. Nachdem ihm alles, was sie unternommen hatten, mitgeteilt worden war, verabschiedeten sich die beiden Herren Garland und der ledige Herr, als hätten sie es vorher verabredet, und ließen den Patienten mit dem Notar und der kleinen Magd allein.
    »Da es so viel besser geht«, sagte Herr Witherden, sich neben seinem Bett niedersetzend, »so wage ich es, Ihnen eine
Neuigkeit mitzuteilen, von der ich im Berufswege Kunde erhalten habe.«
    Der Gedanke, irgendeine geschäftliche Mitteilung von einem Herrn zu erfahren, dessen Beruf mit gerichtlichen Angelegenheiten in Verbindung stand, schien Richard durchaus keine angenehme Vorfreude zu bereiten. Vielleicht bezog er sie in seinem Innern auf einige unbeglichene Rechnungen, derentwegen er bereits verschiedene Drohbriefe erhalten hatte. Sein Gesicht verlängerte sich, als er entgegnete:
    »Selbstverständlich, Sir. Ich hoffe, sie ist doch nicht unangenehmer Natur?«
    »Wenn ich der Meinung wäre, würde ich eine gelegenere Zeit für meine Eröffnung wählen«, erwiderte der Notar. »Lassen Sie mich Ihnen vorerst sagen, daß meine Freunde, die heute hier gewesen sind, nichts davon wissen und daß ihr Wohlwollen gegen Sie ein ganz freiwilliges ist, ohne daß sie dabei auf Wiederersatz zählten. Es dürfte einem gedankenlosen, leichtsinnigen Menschen guttun, dies zu wissen.«
    Dick dankte ihm und sagte, er hoffe, daß dies der Fall sein werde.
    »Ich habe um Ihretwillen Nachfragen angestellt«, fuhr Herr Witherden fort, »ohne mir träumen zu lassen, daß ich Sie unter Verhältnissen finden würde, wie diejenigen sind, die uns zusammenführten. Sie sind der Neffe von Rebekka Swiveller, die unverehelicht zu Cheselbourne in Dorsetshire gestorben ist.«
    »Gestorben?« rief Dick.
    »Gestorben. Wenn man mit diesem Neffen hätte zufrieden sein können, so wären Sie jetzt – so sagt das Testament, und ich habe keinen Grund, es zu bezweifeln – im Besitz von fünfundzwanzigtausend Pfund. So aber ist Ihnen nur eine jährliche Leibrente von hundertfünfzig Pfund zugefallen. Ich denke indes, ich kann Ihnen auch hierzu Glück wünschen.«
    »Sir«, sagte Dick, der zugleich lachte und schluchzte, »das können Sie. So es Gott gefällt, wollen wir noch aus der armen Marquise eine Gelehrte machen. Sie soll in Seide einhergehen und sich schöne Sachen gönnen können, oder ich will nicht wieder von diesem Bette aufstehen!«

Siebenundsechzigstes Kapitel
    Ohne etwas von den im letzten Kapitel treulich mitgeteilten Vorgängen zu ahnen, ohne sich nur im mindesten etwas von der Mine träumen zu lassen, die unter ihm gesprengt worden war – denn damit ihm keine Warnung zuginge, war bei den ganzen Unterhandlungen strengstes Geheimnis beobachtet worden –, blieb Herr Quilp in seiner Einsiedelei verschlossen, durch keinen Verdacht beunruhigt und außerordentlich zufrieden mit dem Ergebnisse seiner Machinationen. Da er zur Zeit mit dem Abschlusse einiger Rechnungen zu tun hatte – eine Beschäftigung,

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