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Der Raritätenladen

Der Raritätenladen

Titel: Der Raritätenladen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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sei. Wahrscheinlich gründeten sich diese beiden Geschichten auf die einfache Tatsache, daß Tom bei der Totenschau Tränen vergoß, was er wirklich tat, so außerordentlich es auch erscheinen mag. Außerdem bezeigte er ein heftiges Verlangen, sich an der Kommission zu vergreifen; und da man ihn zurückhielt und aus dem Gerichtszimmer hinausführte, so verdunkelte er dessen einziges Fenster dadurch, daß er sich vor dem Gesimse auf den Kopf stellte, bis er durch einen vorsichtigen Büttel geschickt wieder auf die Beine gebracht wurde.
    Als er sich so durch den Tod seines Herrn in die Welt hinausgestoßen sah, faßte er den Entschluß, sich kopfstehend und auf den Händen gehend durchzuschlagen, und begann daher, sich sein Brot zu ›erpurzeln‹. Da er jedoch in seiner englischen Abkunft ein unübersteigliches Hindernis sah, das dem günstigen Fortgange seines Geschäfts im Wege war – obgleich seine Kunst sehr beliebt war und in hohem Ruhme stand –, so nahm er den Namen eines mit Gipsfiguren handelnden italie
nischen Knaben an, mit dem er bekannt geworden war, und gaukelte hierauf mit außerordentlichem Erfolg und vor einem zahlreichen Publikum.
    Die kleine Frau Quilp vergab sich nie den einzigen Betrug, der so schwer auf ihrem Gewissen lag, und konnte nie an ihn denken oder von ihm sprechen, ohne daß sie bittere Tränen vergoß. Ihr Gatte hatte keine Verwandten, und sie war reich. Wenn er ein Testament hinterlassen hätte, wäre sie wahrscheinlich eine Bettlerin gewesen. Das erstemal hatte sie auf den Rat ihrer Mutter geheiratet, das zweitemal beriet sie sich mit niemand als mit sich selbst. Ihre Wahl fiel auf einen leidlich hübschen jungen Burschen, und da er als einleitende Bedingung festsetzte, daß Frau Jiniwin außer dem Hause wohnen mußte, so lebten sie nach der Hochzeit miteinander, ohne sich mehr zu zanken, als es im Durchschnitt üblich ist, und führten mit dem Gelde des Zwerges ein glückliches Leben.
    Herr und Madame Garland und Herr Abel lebten wie sonst fort – eine einzige Veränderung in ihrem Hauswesen ausgenommen, die sogleich zur Sprache kommen wird –, und im Verlaufe der Zeit trat letzterer als Teilhaber in die Kanzlei seines Freundes, des Notars, ein, bei welcher Gelegenheit es ein feierliches Diner, einen Ball und eine Unmenge Belustigungen gab. Zu diesem Ball wurde dann auch die verschämteste junge Dame, die je zu finden war, eingeladen; und da trug es sich zu, daß sich Herr Abel in sie verliebte. Wie dies zuging oder wie sie es merkten oder wer von beiden zuerst dem andern diese wichtige Entdeckung mitteilte, weiß niemand. Nur so viel ist gewiß, daß sie nach einiger Zeit heirateten; und ebenso gewiß ist, daß sie die Glücklichsten unter den Glücklichen waren; und mit nicht weniger Sicherheit können wir behaupten, daß sie es verdienten. Mit Freuden schreiben wir nieder, daß sie eine Familie aufzogen; denn die Fortpflanzung der Herzens
güte und Menschenfreundlichkeit ist kein geringer Zuwachs für den Adel der Natur und ein nicht unbedeutender Gegenstand der Freude für das ganze Menschengeschlecht.
    Das Pony bewahrte sich seinen unabhängigen und prinzipienreichen Charakter bis zum letzten Augenblick seines Lebens, das so ungewöhnlich lang war, daß man es in der Tat für den Urvater aller Ponys halten konnte. Es trabte oft zwischen der Wohnung des Herrn Garland und der seines Sohnes mit dem Phaethon hin und her, und da die alten und jungen Leute häufig beisammen waren, hatte es in dem neuen Haushalt seinen eigenen Stall, den es gewöhnlich mit überraschender Würde betrat. Es ließ sich herab, mit den Kindern zu spielen, sobald sie alt genug wurden, um seine Freundschaft zu kultivieren, und sprang mit ihnen wie ein Hündchen auf dem kleinen Anger hin und her. Aber obgleich es sich viel vergab und ihnen kleine Freiheiten, wie Liebkosungen, das Betrachten seiner Hufe, erlaubte oder sie gar an seinen Schwanz sich hängen ließ, so gestattete es doch keinem, seinen Rücken zu besteigen oder es vor den Wagen zu spannen, und zeigte damit, daß selbst ihre Vertraulichkeiten Grenzen haben müßten und daß es Punkte zwischen ihnen gäbe, die viel zu ernst wären, um mit ihnen zu scherzen.
    In seinem späteren Leben war es nicht unzugänglich gegen warme Zuneigung; denn als der gute Bachelor nach dem Hinscheiden des alten Geistlichen bei Herrn Garland wohnte, faßte es eine große Freundschaft für ihn und ließ sich in liebenswürdigster Weise, ohne das geringste Widerstreben

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