Der Raritätenladen
Quilp gesprochen hatte, war eine rohe Bretterhütte, verfault und nackt anzusehen, die über dem Schlamme des Flusses hing und in ihn hinunterzugleiten drohte. Die Schenke, zu der es gehörte, war ein baufälliges Gebäude, von Ratten unterwühlt und unterminiert, und wurde nur durch große hölzerne, gegen die Wände gestemmte Balken aufrecht gehalten, die ihren Dienst bereits so lange versahen, daß sogar sie mit ihrer Last morsch und hinfällig geworden waren. Und in windigen Nächten konnte man es knarren und knacken hören, als ob das ganze Nest über den Haufen fallen wollte. Das Haus stand – wenn man überhaupt bei einem so alten, gebrechlichen Ding von Stehen reden kann – auf einem Stück unbebauten Grundes, geschwärzt von dem ungesunden Rauch der Fabrikschornsteine, und hallte von dem Geklapper eiserner Räder und dem Rauschen
aufgewühlten Wassers wider. Die innere Bequemlichkeit rechtfertigte in vollem Maße das, was das Äußere versprochen hatte. Die Stuben waren feucht und niedrig, die klebrigen Wände von Spalten und Löchern durchbohrt, die morschen Fußböden eingesunken, und sogar die Stützbalken waren von ihren Plätzen gewichen und warnten den scheuen Fremdling vor ihrer gefährlichen Nachbarschaft.
Zu diesem einladenden Orte führte Herr Quilp Richard Swiveller, indem er ihm unterwegs dringend nahelegte, doch ja die Schönheit der Umgebung nicht unbeachtet zu lassen, und bald stand auf dem Tische des Sommerhäuschens, auf dem man viele Galgen und Anfangsbuchstaben tief eingeschnitten sehen konnte, ein Fäßchen voll des angepriesenen Branntweins. Herr Quilp zapfte ihn mit der Gewandtheit eines alten Praktikers in die Gläser ab, mischte ihn mit einem Drittel Wasser und schob Herrn Richard Swiveller seinen Anteil zu, worauf er seine Pfeife an dem Kerzenstümpfchen einer sehr alten und zerschlagenen Laterne anzündete, sich auf einen Sitz kauerte und lustig drauflosdampfte.
»Ist er gut?« fragte Quilp, als Richard Swiveller mit den Lippen schmatzte, »ist er stark und feurig? Macht er Sie blinzeln? Wirkt er? Treibt er das Wasser in die Augen und verschlägt er den Atem, ja?«
»Ob er es tut!« rief Dick, indem er einen Teil von dem Inhalt seinen Glases weggoß und dieses bis zum Rande mit Wasser füllte; »ei, Mensch, Sie wollen mir doch nicht sagen, daß Sie ein solches Feuer hinunterschütten können?«
»Nein«, entgegnete Quilp, »ich schütts nicht hinunter! Schauen Sie einmal her, noch einmal und abermal! Nicht hinunterschütten!«
Bei diesen Worten zapfte Daniel Quilp dreimal ab und trank drei volle kleine Gläser von dem ungewässerten Branntwein;
und dann tat er mit einer schrecklichen Grimasse ein paar heftige Züge aus seiner Pfeife, schluckte den Rauch und blies ihn in mächtigen Wolken durch die Nase. Nachdem er dieses Kunststück gezeigt, brachte er sich wieder in seine frühere Lage und lachte aus Leibeskräften.
»Bringen Sie einen Toast aus!« rief Quilp, indem er gar gewandt und taktmäßig mit Faust und Ellbogen abwechselnd auf dem Tisch trommelte. »Ein Frauenzimmer! Eine Schönheit! Lassen Sie uns auf das Wohl einer Schönheit trinken und unsere Gläser bis auf den letzten Tropfen leeren. Also, wie heißt sie?«
»Wenn Sie einen Namen haben wollen«, versetzte Dick, »sagen wir Sophia Wackles.«
»Sophia Wackles?« kreischte der Zwerg. »Miß Sophia Wackles heute, und Frau Richard Swiveller in Zukunft – in Zukunft – ha ha ha!«
»Ach«, entgegnete Dick, »so hätten Sie allenfalls vor ein paar Wochen sagen können, aber jetzt gehts nicht mehr, mein verehrter Ziegenbock. Sie opfert sich auf dem Tabernakel des Cheggs …«
»Vergiften Sie Cheggs, schneiden Sie Cheggs die Ohren ab!« erwiderte Quilp. »Ich will nichts mehr von Cheggs hören. Ihr Name soll Swiveller sein und sonst keiner. Ich trinke noch einmal auf ihre Gesundheit, auf die Gesundheit ihres Vaters, ihrer Mutter und aller ihrer Schwestern und Brüder – und aller Wacklesen – aller Wacklesen in einem Glas! Hinunter damit, bis auf die Nagelprobe!«
»Wahrhaftig!« sagte Richard Swiveller, der, als er das Glas an seine Lippen führen wollte, plötzlich in dieser Bewegung innehielt und fast erstarrt den Zwerg ansah, wie dieser mit Armen und Beinen umherfuchtelte. »Sie sind ein lustiger Bursche; aber von allen lustigen Burschen, die ich je gesehen oder
von denen ich je gehört, haben Sie die sonderbarsten und außerordentlichsten Manieren, ja, bei meinem Leben!«
Diese unumwundene Erklärung
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