Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera
hat alles mitgehört? Wirklich alles?«
»Hat sie. – Nicht wahr, M.A.M.I.?« Malte grinste.
Die Konstruktion vor den Augen der Roboterfrau leuchtete auf. »Jo, jo, hab ich«, sprach sie mit einer für Roboter untypisch weichen, weiblichen Stimme. Sie fuhr mit einer Hand sanft über Annas Kopf. »Findest du meine Figur tatsächlich geil?«
Das Mädchen schluckte. »Ja, das finde ich. Und doch bist du nicht so, wie es unsere Mutter war. Sie hat uns zur Welt gebracht.« Sie griff nach der rechten Hand der Roboterfrau, die sich warm anfühlte. »Du hast ›Jo, jo‹ gesagt«, stellte Anna fest. »Wie Efzet es immer sagte.«
»Jo, jo, das habe ich.« Ihr künstlicher Mund bewegte sich beim Sprechen. »Immerhin ist Efzet ein Teil von mir. Ebenso, wie es Heeroo und Sirena sind. Die Schaltkreise und Speicher vertragen sich ausgezeichnet. Es ist jedoch korrekt: Ich bin nicht so, wie eure Mutter es war. Mütter sind einmalig, unersetzbar. Und doch könntest du mir eine Chance geben, Anna. Ich werde bemüht sein, so ähnlich aufzutreten, wie es eure Mutter einstmals tat.«
M.A.M.I. betrachtete Annas Finger. »Oh!«, rief sie plötzlich. »Ich sehe viele Bakterien unter deinen Fingernägeln. Scheinbar hast du die hygienischen Maßnahmen nicht zufriedenstellend durchgeführt. Geh deine Hände waschen. Und deine Zähne hätten eine längere Reinigungsbehandlung ebenfalls nötig. Beeil dich, in wenigen Minuten erfolgt die Nahrungsaufnahme. Und danach eine einstündige Ruhephase.« Sie gab Anna kurzerhand einen Schubs in Richtung des Sanitärtraktes.
Malte lachte. »Sie ist tatsächlich eine richtige Mami.« Schon spürte er einen spitzen Finger im Genick.
»Du solltest dich ebenfalls einer hygienischen Reinigung unterziehen! Meine Geruchssensoren reagieren empfindlich auf deine Ausdünstungen!« Nun grinste Anna hämisch, während ihr Zwillingsbruder die Augen verdrehte.
*
Nedal Nib betrat fast widerwillig den Ikonischen Kampfkreuzer. Es handelte sich um einen sehr alten Typ, der – wie es schien – mehrmals aufgefrischt worden war. An der Seite des vermeintlichen Einzelkämpfers waren vier nicht minder schrecklich aussehende Typen: ein Ikonier und drei Menschen – die Familie Nedal Nibs – mit an Bord. Das waren seine kräftige Frau Fidelia, die in einer halben Legionärs-Rüstung steckte, und zwei Menschenkinder – ein Junge namens Keko, der kaum laufen konnte, und ein Halbwüchsiger, der ›Baba‹ gerufen wurde.
»Schließ unseren Computer an und klemm den der Ikonier ab!«, lautete der erste Befehl des neuen Kapitäns. »Und bringt das Schiff zur Taufe! Dann schaut nach, dass wir kein ikonisches Ungeziefer an Bord haben!«
Bewegung kam in die Mannschaft. Die Kinder stritten, welchen der Aufenthaltsräume sie beziehen sollten, und die Mutter regte sich über den vielen Dreck auf, den die Ikonier hinterlassen hatten.
Kaum war der übliche Bordcomputer abgeklemmt, erloschen die Ikonischen Kampfkreuzer-Schriftzüge an den Flanken des Schiffes. Kurze Zeit darauf tauchte der neue Name auf. Er leuchtete in einem unübersehbaren, blutroten Ton: ROOKATOR – so hatte einst das Lieblingsraumschiff Nedal Nibs geheißen, das seinerzeit von einer Streife der Feesen zerstört worden war.
Die ROOKATOR kreiste um den Planeten Rook, auf dem bereits die Maßnahmen des Rates der Planeten zur Rekultivierung eingeleitet worden waren. Hier war kein sicheres Versteck mehr, die Inbesitznahme des Kreuzers kam genau zur rechten Zeit.
»Unser Computer hat die Gesamtsteuerung des Schiffes übernommen!«, teilte ein Ikonier der Besatzung mit.
»Prüft die Tarnfähigkeit!«, forderte Nedal Nib.
Der Ikonier gab die Befehle ein. Dann blickte er zu seinem Kapitän, wobei seine riesigen Augen verblassten. »Es gibt keine Tarnvorrichtung«, sagte er schließlich kleinlaut.
Nedal Nib schien nicht überrascht zu sein. »Ich wusste, dass Insaidia uns betrügen würde. Doch seine falsche Art kommt mir sehr entgegen.«
»Wie meinst du das, mein abscheulicher Liebling?«, fragte seine Frau, die mit der Höheneinstellung eines der Sitze zu tun hatte.
»Sag nicht immer Liebling, wenn die Mannschaft dabei ist, Weib! Belasse es beim Abscheulichen. – Insaidia hat seinen Teil der Abmachung nicht erfüllt, also muss ich meinen auch nicht erfüllen!«
Baba stürmte in die Kommandozentrale und rannte den Ikonier an der Steuerung fast um. Kurz darauf kam auch Keko angelaufen, stolperte und fiel der Länge nach hin, was ihn aber nicht zu stören
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