Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera
Fau Holl. »Ich bitte darum, dass sie mich anhört.«
Anna blickte zum Thronario auf. »Tobobo! Sag deinem Herrn, dass ich nur mit ihm persönlich spreche!« Sie zog zu Maltes Überraschung einen Letonator aus dem Gürtel, stellte in aller Ruhe die Stärke ein und gab einen kurzen, geräuschlosen Feuerstoß auf Fau Holl ab, der sich mit einem letzten, äußerst verzweifelten Blick in seine Partikel auflöste, die sodann als winzige Flöckchen auf den Betonboden rieselten.
Auch der Tisch begann zu wackeln und stürzte polternd um. Ihm fehlten nach dem Schuss zwei Beine.
*
»Dann schickt gefälligst ein Team hin!« Der Sendeleiter von Kanal Ikonia legte nicht viel Wert auf Tipps, die aus undurchsichtigen Kreisen kamen. Trotzdem ging er ihnen meistens nach. »Wo genau soll das sein?«
Ein Kameramann zeigte mit einem Tentakel-Finger auf einen winzigen Punkt der Planetenkarte im Zweiten Distrikt. »Hier. Planet Brug, es wohnen viele wohlhabende ikonische Familien dort. Es soll zweihundert Tote gegeben haben, zahlreiche Kinder darunter, auch der ehemalige Abgeordnete des Rates, Kasendra.«
Das Zeichen des Sendeleiters war unverkennbar. »Macht was draus!«
Die Journalisten reisten mit einer Charterfähre. Es benötigte nicht viel Verstand, um zu erkennen, dass noch andere – auch menschliche Medienvertreter – an Bord waren. Der Anschlag in verhältnismäßig friedlichen Zeiten sprach sich schnell herum.
Stunden später begaben sich die Medienvertreter auf das Schlachtfeld. Ein hochmodernes Einkaufszentrum war durch eine winzige Materie-Antimaterie-Granate regelrecht zerrissen worden. Die Bergungsmannschaften waren pausenlos damit beschäftigt, Leichen aus den Trümmern zu bergen.
Eine schwer verletzte Frau grub in einem Ascheberg und schrie nach ihren Kindern. Niemand half ihr. Stattdessen hielten die Journalisten ihr Tun mit Kameras fest.
Jemand brüllte: »Der Regierungschef!«, worauf sämtliche Medienvertreter einem Gleiter entgegen rannten, der sanft auf einem abgesperrten Platz landete und jede Menge Staub aufwirbelte. Ein aufgeputzter Ikonier entstieg dem Gleiter, betrat eine eilends herbeigebrachte Schwebeplattform und sprach zu den gespannt wartenden Journalisten. Dahinter brüllte die Frau noch immer, wurde nun jedoch von einem Katastrophenteam ruhiggestellt.
»Es spricht Samonella, Regierungspräfekt des Planeten Brug. Am heutigen Tag kam es während der stärksten Besuchszeit zu einem schweren und heimtückischen Anschlag auf eines unserer Einkaufszentren. Von den Folgen können Sie sich vor Ort überzeugen. Unsere Spurensicherung vernahm bereits Zeugen und ging vielen Hinweisen nach, die darauf schließen lassen, wer hinter den Anschlägen steckt. Mehrere Ikonier bezeugten unabhängig voneinander, man hätte Menschen aus dem Ersten Distrikt beobachtet; angeblich soll es auch Überwachungsdokumente geben, die das bestätigen. Sie werden noch ausgewertet. Unter den Toten ist auch unser ehemaliger Abgeordneter vom Rat der Planeten, der freiheitsliebende und von allen verehrte Kasendra, Oberhaupt einer großen und edlen Familiendynastie. Es wird vermutet, dass der Anschlag Kasendra galt, der vor Jahren gegen die Mitgliedschaft der Erde im Rat der Planeten stimmte.« Einen Moment lang ließ der Ikonier seine Worte wirken. »Der Zorn der Hinterbliebenen dieser Gräueltat wird die Verantwortlichen eines Tages treffen und zermalmen!«
Der Regierungspräfekt stieg von der Bühne, wurde zu seinem Gleiter geführt und verschwand so schnell, wie er gekommen war.
Dem Kameramann vom Kanal Ikonia gelang es kurz darauf, einen Beschäftigten des Einkaufszentrums, der den Anschlag leidlich überlebt hatte, zu interviewen. Der teilte vor laufenden Aufnahmegeräten mit, er hätte eine Gruppe von Erdenmenschen gesehen, die per IMT aufgetaucht waren, die Granate im Verkaufsbereich stationiert hatten und Sekunden später wieder verschwunden waren.
Der Zeuge wurde gefragt, warum er so genau wüsste, dass es Erdenmenschen gewesen waren.
Darauf erwiderte der Ikonier: »Sie schrien einige Sekunden vor der Explosion: ›Herzliche Grüße von der Erde! Ihr werdet uns noch kennenlernen!‹«
Die Berichte flimmerten ununterbrochen über die Sender der verschiedensten Kanäle beider Distrikte. Hass gegen die Erdenmenschen machte sich breit. Und die Angst, man könnte selbst Opfer eines Anschlages werden, brachte viele Regierungen dazu, bereits jetzt über militärische Verteidigungsanlagen nachzudenken.
Lediglich Saabel
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