Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera
Freunde. Man wollte uns zurücklassen, wollte uns sterben lassen, weil wir ein paar Problemchen mit Vertretern deiner herzallerliebsten Schwester hatten. Du bist wahrscheinlich der Einzige, der uns noch retten könnte. Ich habe berechnet, dass ihr es lässig schaffen könntet.‹
Malte schwebte durch den Tresen und einmal um das Mädchen herum. ›So ganz kann ich dein Vorhaben nicht verstehen, per Anhalter durch die Galaxien zu reisen. Aber ... Mina ist ein netter Name.‹
›Spar dir die Floskeln. Uns rinnt die Zeit davon, Malte!‹
Trotz der scharfen Gedanken lächelte ein Hoffnungsschimmer in Minas Gesicht.
›Ich werde tun, was möglich ist.‹ Noch immer blickte Maltes Abbild das merkwürdige Mädchen erstaunt an.
›Dann tu es jetzt gleich!‹ Fast schien es, als wollte Mina dem jungen Mann folgen. Doch der verschwand im Nichts, nachdem er noch einmal quer durch den Raumbahnhof gejagt war.
*
Kaum hatte Anna jenes Schiff betreten und die feesische Schutzmaske abgenommen, griff sie sich an die Schläfen. Schmerzverzerrt war ihr Gesicht, sie konnte die Tränen nicht zurückhalten.
Emmanuel Tämmler flüsterte, noch bevor sich die Kontrollschleuse öffnete: »Was hast du?«
Die Kaiserin schüttelte nur sacht den Kopf und bedeckte das tränenbefeuchtete Gesicht mit dem grün schimmernden Schleier. Das Schleusensegment fuhr zur Seite. Beißender Qualm reizte den Atem der Adjutanten. Aus einer restlos überfüllten Kontrollzentrale wurden Anna und Tämmler von unzähligen Augenpaaren angeglotzt. Eine alt erscheinende Frau mit dunklen Augenhöhlen trat hervor und raunte mit tiefer Stimme: »Soleina von Universus. Ich bin Kapitän dieses Schiffes und vertrete die Suchenden.«
Flüsternd und gequält klang Annas Stimme. »Die Suchenden? Wie viele solcher Schiffe sind auf der Suche?«
»Viele. Sehr viele, Kaiserin Anna.«
»Können wir reden? Unter vier Augen?«
Soleina von Universus nickte und gab Anna den Wink, ihr zu folgen. Tämmler blieb zurück, allgemeines Flüstern setzte ein.
Der Raum war nicht größer als eine enge Abstellkammer.
»Jeder Platz ist belegt. In jeder Stunde sterben Menschen. Es gibt keine Medikamente, kein Wasser, keine Hygiene. Zuerst sterben die Menschen von Aurus, denn ihnen fehlt das Wasser ganz besonders. Wir waren abhängig von der IMT-Versorgung. Doch die gibt es hier nicht. Unser Kampf ist lediglich ein Aufmerksammachen auf unser Schicksal.« Anna wischte den Schleier zur Seite. Ihre Augen waren rot unterlaufen.
»Ich spüre die Qual eines jeden Menschen an Bord deines Schiffes, Soleina. Gerade so, als wären es meine eigenen Schmerzen. Und doch weiß ich nicht, was ich tun soll.« Die Kaiserin blickte der alten Frau in die Augen und schwieg einen Moment lang. »Alle bewohnbaren Planeten«, flüsterte sie schließlich, »sind völlig übervölkert.«
»Ich dachte mir bereits, dass die Kaiserin des Reiches Altoria uns geholfen hätte, würde sie eine annehmbare Lösung kennen.« Soleina zwang sich zu einem Lächeln. »Also werden wir wohl weiterkämpfen müssen.«
»Warum kämpfen?«, fragte Anna erstaunt.
»Was sollten wir sonst tun, Kaiserin? Nur warten und sterben?«
Anna schwieg erneut, dann sagte sie: »Der Raantauus BB712 besitzt große Wasserreserven. Er ist überbevölkert, jedoch wäre es denkbar, dass deine Schiffe dort wenigstens die Wasserreserven ergänzen. Mit der irdischen Regierung könnte ich ebenso ...«
Soleina von Universus unterbrach die junge Kaiserin abrupt: »Wir reden von mehreren hunderttausend Schiffen, von denen etliche nach ihren flehenden Hilferufen bei der Erdregierung und bei der von BB712 scharf beschossen wurden. Wir gelten bereits jetzt als Aussätzige, die meisten Menschen wünschen uns einen schnellen Tod. Hilfe haben wir nirgendwo zu erwarten. – Und im Vergleich zum Zweiten und Dritten Distrikt, meine liebe Kaiserin, ist der Erste eine menschenunfreundliche Wüste. Bewohnbare Planeten gibt es nur wenige. Doch das scheint Ihr in Eurer Planung wohl nicht berücksichtigt zu haben.«
Anna bewegte sacht ihren Kopf, so dass der Schleier wieder vor das Gesicht fiel. »Du darfst mit deinen Schiffen gern wieder in den Dritten Distrikt reisen, Soleina von Universus. Nur: Viel ist davon nicht mehr übrig. Und stündlich wird es weniger.«
Bevor Anna den Gedanken der alten Frau erfahren konnte, schlug diese der Kaiserin mit einer flachen Hand ins Gesicht und riss Anna dabei den Schleier vom Kopf. Einen Moment lang zögerte Anna eine
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