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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Die sechziger und siebziger, teilweise auch die achtziger Jahre hatten unzählige Gruppen und Einzelkämpfer hervorgebracht, die von dem Wunsch, das System zu verändern, besessen waren. Meistens übernahmen sie die Rollen von Terroristen, Revolutionären oder Anarchisten, die kleine Schlachten schlugen, denen sowohl die Fähigkeit als auch die Vision zu gewinnen, fehlte. Gelegentlich wurden kleine Fortschritte erreicht. Meistens jedoch verloren sie für jeden Zentimeter, den sie gewannen, einen halben Meter.
    Der Führer des Rates der Zehn hatte solche Bestrebungen mit großem Interesse beobachtet, besonders als ein verspäteter und halbherziger Versuch zur Einigung zu etwas Formlosem führte, das man als ›internationales Terrornetz‹ bezeichnet hatte, etwas, das im Grunde nur als Name existierte. Ja, die Terroristen hatten die richtige Idee; ihnen fehlten aber die Möglichkeiten, sie auszuführen. Und doch beschäftigten sich die Gedanken des Führers des Rates mit dem Versuch. Wenn am Ende das internationale Terrornetz zerstört worden war, dann deshalb, weil es aus einer Ansammlung von Individualisten bestanden hatte, deren eigene Interessen bei weitem ihren Wunsch nach Gemeinsamkeit übertrafen. Das Problem bestand darin, genügend viele Menschen, die in getrennten Lagern standen, davon zu überzeugen, daß sie, obwohl sie Gründe hatten, sich gegenseitig zu hassen, noch mehr Grund hatten, die Mächte, die die Welt regierten, zu hassen. Man mußte die Kluft zwischen Rassen, Kulturen und Ideologien eliminieren, um das gemeinsame Ziel der anzustrebenden endgültigen Macht zu erreichen. Menschen waren nötig, die nicht so sehr danach fragten, für welchen Zweck sie andere Menschen führen wollten, sondern für die das Führen der eigentliche Zweck war. Menschen mit unglaublichen Mitteln und zahllosen Anhängern, die jedoch allein nie darauf hoffen konnten, den angestrebten Wechsel, den sie für die Welt und ihre Anhänger forderten, zu erreichen. Verknüpfte man diese Mittel und Organisationen miteinander, konnten alle Hindernisse überwunden werden. Die Feindseligkeiten mußten lange genug vergessen werden, um die eigentlichen Ziele zu erkennen.
    Auf dem Papier sah das alles gut aus, genial, erschreckend. Dennoch mußte erst jemand alles zusammenbringen, ein Mann, dessen Überzeugungskraft den Haß und die Zweifel überwinden konnte und große Ambitionen in greifbare Ziele kanalisierte.
    Der Führer des Rates der Zehn lehnte sich in der angenehmen Kühle des Schlosses zurück und lächelte. Das gesamte Denkzentrum befand sich um ihn herum, und bis jetzt war noch keines der anderen Ratsmitglieder je hier gewesen. In fünf Tagen würden sie zum ersten mal zusammentreffen, genau dann, wenn die Aktion ›Pulverfaß‹ beginnen würde, zu einem Zeitpunkt, zu dem solche unbedeutenden Details wie ihre Differenzen untereinander mit Leichtigkeit beiseite geschoben werden konnten. Da sie sich noch nie getroffen hatten, hatte es auch noch keine Zeit und Gelegenheit für Streit oder jene Art von Politik gegeben, die das Terrornetz scheitern ließ, bevor es richtig losging. Bisher mußten lediglich Rollen gespielt und Pflichten erfüllt werden, was alles zu einem Ganzen führte, das weitaus größer war als die Summe dieser einzelnen Teile.
    Der Führer hatte als ihr erstes Projekt die Zerstörung des Landes angeboten, das sie am meisten verabscheuten. Amerika war etwas, das ihnen allen im Wege stand, aber nun würde aus seiner Asche der Rat der Zehn steigen. Die Unvermeidlichkeit dessen hatte Stahlglieder aus dünnen Ketten gemacht. Zusammen würde der Rat der Zehn das erreichen, wovon seine Mitglieder allein nur träumen konnten.
    Das Ende Amerikas. Die Geburt einer neuen Weltmacht.
    Und in fünf Tagen würde es losgehen.

25
    Pam schaltete Drews Apple IIe kurz vor acht Uhr ein. Sie legte die Diskette mit dem Telefonprogramm ein, drückte den Telefonhörer in seine Vertiefung und lehnte sich zurück, um zu warten. Bald würde Drew von einem anderen Terminal aus Kontakt mit ihr aufnehmen. Sie würde hier vor dem Bildschirm solange wie nötig ausharren.
    Da sie Drews Computer mindestens drei Abende in der Woche benutzte, gab es keinen Grund, mit übermäßiger Aufmerksamkeit der Männer, die sie laut Drew beschatteten, zu rechnen. Und selbst, wenn sie auch die Telefone abhörten, würde eine Computerkonversation unbemerkt bleiben. Wenn sie nicht genau wußten, worauf sie zu achten hatten, würden sie nicht einmal in

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