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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Brief auf ihren Schreibtisch und machte einige Notizen auf dem Blatt. Sie tat so, als sei er nur ein Teil ihrer Forschungsarbeit, die sie dort wieder aufnahm, wo sie gestern aufgehört hatte. Unwillkürlich wanderte ihr Blick nach vorne und zu den Seiten. Andere Studenten waren eifrig bei der Arbeit. Niemand zeigte Interesse an ihr. Jeder von ihnen konnte sie jedoch beobachten. Sie mußte Drews Warnung im Kopf behalten.
    Mein Gott, dachte sie, was bedeutet das? Sie hatte sich so viele Sorgen um ihn gemacht, seit er nach Florida gegangen war. Und dann war die Polizei mit ihren Fragen gekommen und hatte sie informiert, daß Drew ein Mörder war. Es war so schwer gewesen, sich weiter auf ihre Arbeit zu konzentrieren, aber es war der einzige Ausweg gewesen. Jetzt war Drew endlich zurückgekommen und steckte offensichtlich in fürchterlichen Schwierigkeiten.
    Pam las den Brief noch einmal. Vieles davon ergab einen Sinn, aber sie hatte trotzdem Angst. Nur Drew konnte diese Angst verringern.
    Und Pam war die einzige, die Drew helfen konnte.
    Elliana hatte noch nie eine Nonnentracht getragen und war entsprechend unsicher, aber Schwester Catrina versicherte ihr, daß sie echt genug wirkte, um die anderen bei ihrem wöchentlichen Abstieg den Berg hinunter ins Dorf zu begleiten, ohne aufzufallen.
    Nuestra Señora de Queralt lag am oberen Ende einer langen, gewundenen Straße. Alle Fenster des altertümlichen Gebäudes boten einen herrlichen Ausblick auf die Berge und die Stadt Berga darunter. Tatsächlich schien das Kloster von unten betrachtet gefährlich am Rande des Steilhangs zu schweben, scheinbar in Gefahr, jeden Augenblick hinabzustürzen. Ellie erschauderte bei dem Gedanken, daß Amerikas Lage ähnlich sein mochte, mit dem Rat der Zehn im Rücken, um dem Land den Todesstoß zu versetzen.
    »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll«, sagte Ellie zu Schwester Catrina, als sie zusammen in den Hof gingen.
    »Gehen Sie mit Gott, Kind. Das wäre Dank genug.«
    Ellie schüttelte den Kopf. »Ich habe genug Sünden für zehn Leute begangen. Vergeuden Sie ihre Gebete nicht für mich. Ich bin Gottes Hilfe nicht wert.«
    »Warum wollen Sie das nicht Ihn entscheiden lassen?« erwiderte Schwester Catrina ruhig.
    Minuten später trat Ellie in ihrer Tracht gemeinsam mit einer Gruppe von einem Dutzend Schwestern aus dem riesigen Tor auf die gewundene Straße, die sie ins Dorf führen würde. Unter Schwester Catrinas vorsichtiger Anleitung achteten die Nonnen darauf, daß sich Ellie immer in der Mitte befand, so daß ihr leichtes Hinken unbemerkt bleiben würde. Ellie war erstaunt, wie die älteren Nonnen das Tempo angaben; die älteste von allen war am flinksten. Die friedvolle Existenz, derer sich diese Frauen erfreuten, bildete einen starken Kontrast zu ihrem eigenen Leben. So lange zu leben und glücklich zu sein, zumindest zufrieden … Während sie ihre stille Wanderung den Berg hinunter fortsetzten, dachte Ellie, wie wundervoll es gewesen wäre, ein normales Leben mit David zu führen, ein Haus zu bauen, Kinder aufzuziehen, in Frieden zu leben. All das war nun vorbei. Statt dessen folgte sie einem Weg schmerzhafter Vergeltung auf ihrer Jagd nach den Männern, die der Organisation angehörten, die ihrem Mann das Leben genommen hatte. Sie war dem Rat jetzt nahe gekommen, aber sie empfand keine Befriedigung, nur Besorgnis, wohin der nächste Schritt sie bringen würde.
    Heinrich Goltz, gegenwärtig Minister in der Bundesrepublik Deutschland, war von Maria Carvera als Nazi identifiziert worden. Ein Mann mit einer Vergangenheit, die er verbergen wollte. Und einer Gegenwart. Goltz war die engste Verbindung, die je zum Rat hergestellt werden konnte. Sie mußte zu ihm, mußte ihn verhören. Sie würde einen Weg finden, wo es keinen zu geben schien. Es gab Fragen, die beantwortet werden mußten. Der Rat tauchte auf. Das konnte nur bedeuten, daß der Zeitpunkt des geplanten Angriffs nahe war. Die Kette, der sie gefolgt war, bewies das.
    Und irgendwie war das weiße Pulver die Lösung. Goltz würde ihr erzählen, was es damit auf sich hatte.
    Ellies Knöchel war ein einziger Ort brennenden Schmerzes, als sie das Dorf erreichten. Ihre Schulter hing kraftlos herunter. Sie auch nur im geringsten zu bewegen, sandte Schmerzwellen durch ihren Oberkörper, aber sie unterdrückte den Schmerz, da sie keine Aufmerksamkeit auf sich lenken wollte.
    Samstag war bei weitem der wichtigste Einkaufstag in Berga. Alle Läden entlang der Hauptstraße waren

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