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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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mit Kunden überfüllt, die zum Einkaufen oder einfach nur zum Bummeln unterwegs waren. Ihr nächster Halt brachte die Schwestern in ein Bekleidungsgeschäft. Schwester Catrinas Plan folgend, glitt Ellie in einen der Umkleideräume, schlüpfte aus ihrer Tracht und enthüllte darunter legere Kleidung. Sie schüttelte ihr Haar und sah auf den ersten Blick einer Ortsansässigen ähnlich genug. Die Schwestern, von denen sie ins Kloster getragen worden war, hatten ihre Pistole nicht mitgebracht, also mußte sie die Reise ohne eine Waffe unternehmen.
    Der Bus mußte jetzt jede Minute kommen. Er würde direkt vor dem Bekleidungsgeschäft halten, und Ellie wartete drinnen genau bis zu dem Moment, als er anhielt. Sie schob sich in der Menge auf ihn zu und stieg in den Bus nach Cardona.
    Von da aus würde es für sie nach Bonn gehen. Und zu Heinrich Goltz.
    Das maurische Schloß Castello dos Mouros hatte seit seiner Erbauung im siebten Jahrhundert viele Generationen von Menschen beherbergt. In den Hügeln von Sintra gelegen, eine kurze Autofahrt von Lissabon entfernt, schien es inzwischen nur noch eine ausgestorbene Ruine zu sein. Die Überwucherung von Gestrüpp bildete den Sarg und die dichten Küstennebel das Leichentuch. Der leichteste Tritt würde die alten Stufen zerbröckeln lassen, die einzigen Bewohner des Schlosses schienen die Vögel zu sein, die in den einst stolzen Zinnen nisteten. Es war ein düsterer Ort, unheimlich, gemieden von den Dörflern wegen der quälenden Melodie der Winde, die um die Schutzwälle wirbelten. Der Anblick von Verfall und Untergang hielt auch jeden Touristen fern.
    Der Rat der Zehn hatte wenig daran geändert, als er beschloß, das Schloß zu seinem Hauptquartier zu machen. Das Äußere des Schlosses mußte unverändert bleiben, um keine Aufmerksamkeit von Neugierigen darauf zu lenken. Um dies weiterhin sicherzustellen, wurde die Legende vom Geist der Mauren geschaffen. Von einem jungen Liebespaar, das eine Nacht in den altertümlichen Mauern des Schlosses verbringen wollte, wurde nie mehr etwas gehört. Auch nicht von dem Jungen, der als Mutprobe hinaufgegangen war. Oder dem alten Mann, der sich einfach nur verlaufen hatte. Unter den Einheimischen kursierte das Gerücht, der Tod selbst wohne im Castello dos Mouros. Und da sie ein abergläubiger Haufen waren, hörte das Schloß auf, für sie zu existieren.
    Was genau das war, was der Führer des Rates wollte.
    Bei Einbruch der Nacht kamen die Nebel herein und entzogen das Gebäude selbst bei hellstem Mondschein jedem Blick. Gelegentlich blitzten Lichter hinter dem einen oder anderen Fenster auf. Wenige sahen es. Niemand forschte nach.
    Für jeden, der mutig genug war, es dennoch zu versuchen, hatte der Rat Dutzende von Tretminen ausgelegt. So entstand ein Labyrinth des Todes, das fast bei jedem Schritt aus jeder Richtung funktionierte. Diese Vorsichtsmaßnahmen waren notwendig. Das Schloß war die Basis der Operationen für den ehrgeizigsten Plan seit Alexander dem Großen, die Welt zu unterwerfen.
    Ein Plan, der nur den wichtigsten Ratsmitgliedern unter dem Stichwort ›Pulverfaß‹ im Detail bekannt war.
    Alle wichtigen Einrichtungen des Schlosses waren unterirdisch in den riesigen Räumen, die einst als Verliese, Folterkammern und Gefängniszellen dienten, zu finden. Die Arbeit war eine Generation zuvor von den ursprünglichen Wiedererweckern des Rats der Zehn begonnen worden, ehrgeizigen Männer, denen aber die Möglichkeiten und Mittel fehlten, um das zu erreichen, was sie als ihre Bestimmung ansahen. Die Zeit verging und in der natürlichen Ordnung der Dinge wurden diese Männer durch andere ersetzt, immer mächtig und oft gewalttätig. Jahrelang wurde der Rat von den gleichen Problemen heimgesucht.
    Bis zu dem Pulver und dem Mann, der es entdeckte.
    Der Führer des Rates des Zehn saß nun am Kopf eines Konferenztisches tief im Untergrund des großen Schlosses. Er sagte gerne, daß sein Stuhl ein altertümliches Relikt sei, das einst Alexander selbst gehörte. Obwohl das nicht bewiesen werden konnte, vermochte auch niemand das Gegenteil zu belegen. Die Geschichte hielt. Außerordentlich wenige konnten die Tragweite des Pulvers erfassen, von den komplizierten Wegen, die er gegangen war, um es zu bekommen, ganz zu schweigen. Ja, es würde der Katalysator sein, der den Rat in den Rang einer Weltmacht beförderte. Aber es waren die einzelnen Schritte, die zu dem Plan führten, in denen die echte Vollkommenheit, der wahre Genius, lagen.

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