Der Rat der Zehn
die Tür sicher hinter ihr geschlossen hatte, bevor sie die Deckenbeleuchtung aktivierte. Da das Labor keine Fenster hatte, brauchte sie nicht zu befürchten, daß ihre Aktivitäten von draußen bemerkt wurden.
Die Leuchtstoffröhren beleuchteten eine riesige Ansammlung von Skalen und Meßgeräten, Computerterminals und Kontrollgeräten, hauptsächlich an der Wand direkt gegenüber dem Eingang angeordnet. An den anderen Wänden waren Monitoren aufgereiht, CRTs und ständig aktivierte Datenspeicher. Da die empfindlichen Experimente, die hier durchgeführt wurden, häufig mit hohem Risiko für Leib und Leben verbunden waren, bestand das Hauptlabor eigentlich aus zwei elektronisch und visuell miteinander verbundenen, aber sonst getrennten Räumen. Pam ging zur Hauptkonsole im Kontrollraum und drehte an einem Schalter.
Die Wand vor ihr teilte sich und gab ein drei Meter hohes Fenster aus dreißig Zentimeter dickem Glas frei, durch das man in das innere Labor sah, wo die eigentlichen Experimente ausgeführt wurden. Das Glas reichte von Hüfthöhe bis fast unter die Decke, um einen umfassenden visuellen Zugang zu allem, was sich ereignete, zu ermöglichen. Sie betätigte zwei weitere Schalter, und die Beleuchtung im inneren Labor ging an.
Das Innenlabor sah auf den ersten Blick viel einfacher als der Kontrollraum aus. Eine Reihe weißer Labortische waren dort aufgebaut, der größte direkt in der Mitte. An der hinteren Wand verliefen Regale mit ordentlich aufgereihten unterschiedlichen Chemikalien, wie man sie in einem derartigen Labor erwartete, während an der linken Wand abgedeckte Käfige aufgereiht waren, die eine Anzahl von Versuchstieren beherbergten. Pam haßte es, Tiere für Experimente zu benutzen, vermied es, wann immer es ging, aber heute nacht mußte sie eine Ausnahme machen.
Das Innenlabor war im Kontrollraum aus nur auf zwei Wegen zugänglich. Der erste und sofort sichtbare war durch eine schwere Stahltür, zweieinhalb Meter links vom Kontrollbord, gesichert. Der zweite war ein schmaler Spalt, direkt zu ihrer Rechten in die Konsole eingebaut. Sie öffnete den Spalt und zog einen Behälter heraus, der, wenn er einmal geschlossen war, nur noch vom Innenlabor aus zu erreichen war. Als nächstes nahm sie den Plastikbeutel mit dem mysteriösen weißen Pulver und legte ihn in den Behälter, schob ihn nach innen und stellte schließlich sicher, daß der Spalt fest verschlossen war.
Als nächstes ging sie zurück zum Kontrollbord und aktivierte die künstlichen Hände. Das sanfte Brummen der Maschinen war beruhigend. Ihr CRT-Schirm zeigte das Wort READY, und innerhalb des Innenlabors erwachten die Hände zum Leben. Sie waren Teil einer unglaublich komplexen Maschinerie, während die Hände selbst, eigentlich Zangen, eine eher simple mechanische Konstruktion darstellten. Sie bildeten die Verlängerung von Armen aus Stahlstangen, die dank Gelenken, die den menschlichen Gelenken nachgebaut waren, überraschend beweglich waren. Außerdem waren sie durch lange, ähnlich bewegbare Anschlüsse manövrierbar, die an der Decke befestigt waren, was ihre Reichweite auf das ganze Labor ausdehnte.
Den zentralen Steuerknüppel bedienend, senkte Pam den Mechanismus auf die richtige Höhe über den weißen Experimentiertisch und drehte einen zweiten, kleineren Steuerknüppel, so daß die rechte Hand in die Richtung des Behälters glitt, in dem sie das Pulver deponiert hatte.
Pams Hand schlüpfte in etwas, was wie ein Handschuh aussah und der Kontrolle der Zangen diente, Pam öffnete die Zangen, benutzte den Steuerknüppel, um den Arm vorwärts neben den Beutel zu bewegen, und schloß die Zangen langsam um die Spitze des Beutels. Keine Zeit verlierend, ließ sie die Zangen den Beutel aus dem Behälter heben und sanft auf den zentralen Labortisch legen. Sie hielt ihn in dieser Lage fest, während sie die Kontrolle über die linke Zange übernahm und sie zur Öffnung des Beutels führte. Sie schaltete auf Mikrobewegung um und öffnete den Verschluß. Beide Zangen waren jetzt in Position, und ihre beiden Hände steckten in den Handschuhen, um sie zu kontrollieren.
Während die linke Hand sich zurückzog und einen Objektträger holte, öffnete die rechte vorsichtig den Beutel, griff hinein und kam mit einer kleinen Probe des Pulvers wieder heraus, die dann präzise auf die kleine Platte hinabgesenkt wurde. Pam manövrierte die linke Zange zu der Öffnung, die zum Elektronenmikroskop führte, legte die Platte mit der rechten
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