Der Rat der Zehn
linken Hand, die eine Kelle hielt. Sie schob den Glasdeckel auf seinen Platz und steckte einen kleineren Plastikschlauch durch ein Loch dieses Deckels. Dieser Schlauch war mit einem Vakuumtank verbunden, so daß durch den Schlauch Substanzen in den Glasbehälter geleitet werden konnten, ohne die Luft zu kontaminieren. Bei Experimenten mit möglicherweise giftigen oder unbekannten Substanzen eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme.
Pam sah die Ratte an den Glaswänden kratzen und heftig schnüffeln, offensichtlich aufgeregt. Pam benutzte die linke Hand, um ein Ventil am Behälter des Tieres zu öffnen, damit die Luft des zweiten Glasbehälters hineinströmen konnte. Dann gab sie Befehle in das Computerterminal ein. Die Sensoren des Computers registrierten die Reaktionen und Empfindungen der Ratte.
Pam wartete. Ihr Blick wanderte zwischen dem Glaskäfig und den Beschreibungen, die über den Computerschirm liefen, hin und her. Nichts. Ihre Vermutungen waren bestätigt. In seinem natürlichen Zustand war das Pulver harmlos. Das Problem war nun herauszufinden, welcher Zusatz das Pulver gefährlich machte, ein Vorgang, der unter Umständen Wochen oder Monate dauern konnte.
Pam wandte ihre Aufmerksamkeit der rechten Hand zu, die sich immer noch im Vakuumtank befand, und benutzte sie, um eine farblose Flüssigkeit in den Schlauch zu gießen. Fast sofort verband sich die Flüssigkeit mit einem Teil des weißen Pulvers und verdünnte es.
Das Mikrofon des Innenlabors übermittelte ein leicht zischendes Geräusch, Pam blickte auf den Monitor zu ihrer Linken, doch entgegen ihren Erwartungen war nicht zu erkennen, daß sich Gas bildete.
Der Computer machte sie mit einem Piepsignal auf das aufmerksam, was sich auf dem Terminalschirm abspielte. Pam sah hin, ihre Augen weiteten sich ungläubig. Sie starrte abwechselnd auf die Ratte, zurück zum Terminal und dann wieder auf die Ratte.
Das Tier starb auf schreckliche Art. Die Augen quollen hervor, während es vergeblich an dem Glas, das es umschloß, kratzte. Sekunden später lag es reglos auf der Seite.
Fröstelnd zwang sich Pam dazu, die verschiedenen Computeranalysen anzuschauen. Die dritte der Analysen war die erschreckendste, weil sie exakt den Prozeß darstellte, der zum Tod der Ratte geführt hatte.
Nein! Unmöglich! Keine Substanz konnte …
Sie rief die Analyse noch mal ab. Die Ratte war tatsächlich erstickt, starb in ihrem gläsernen Käfig an Sauerstoffmangel. Der Sauerstoff war der Luft entzogen worden, als sie das Pulver mit einem ganz gewöhnlichen Element in Berührung gebracht hatte: mit Wasser.
Der Computer hatte eine geringe Ähnlichkeit mit der Chemikalie Helon festgestellt, die zur Feuerbekämpfung benutzt wurde, weil ihre chemische Struktur die Kette des Verbrennungsprozesses unterbrach. Jetzt wußte sie, warum.
Worüber Drew hier gestolpert war, war schlimmer als alles, was er sich vorgestellt hatte. Wieviel von dem Pulver hatten seine Großmutter und die anderen Frauen ins Land geschmuggelt? Sie versuchte sich die Menge vorzustellen, gab auf und wandte sich dem Computer zu.
WELCHEN AKTIONSRADIUS HAETTE DIE GEGENWAERTIG AKTIVE PROBE DER ZUSAMMENSETZUNG X, WENN SIE FREIGESETZT WÜRDE?
Ein Fünftel eines Grammes, rief sie sich ins Gedächtnis, während der Computer nach einer Antwort suchte. Endlich kam sie, erschreckend in ihrer Einfachheit.
42,5 QUADRATMETER
Durch nur ein Fünftel Gramm! Pam fühlte sich wie benommen. Sie mußte Drew anrufen. Sie würden sich hier treffen und direkt zum FBI gehen, zum State Department, selbst zum Weißen Haus, wenn es sein mußte. Sie hatte den Beweis, den er brauchte, um seine unglaubliche Geschichte zu untermauern. Und mehr.
Pam griff zum Telefon, suchte in ihrem Gedächtnis nach der Nummer, die sie wählen sollte, und fing an, die Ziffern zu drücken.
Der kalte Stahl fand ihre Kehle zur gleichen Zeit, als eine riesige Hand ihr den Hörer entriß. Sie wirbelte herum. Ein Schrei, der sich in ihrer Kehle zu bilden begann, wurde durch den gegen den Hals gedrückten Stahl erstickt. Pam schaute in das abscheulichste Gesicht, das sie je gesehen hatte.
Teeg grinste.
Das Münztelefon klingelte endlich kurz nach zwei Uhr morgens. Drew packte den Hörer, bevor noch das erste Klingeln zu Ende war.
»Pam!«
»Ich bin es.«
»Bist du fertig? Hast du etwas herausgefunden?«
»Ja. Viel.«
»Warte. Ich bin gleich da.«
»Beeil dich, Drew. Ich habe Angst. O Gott. Ich habe Angst.«
»Aber du bist in Ordnung?«
»Ich
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