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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Wirkung. Millionen werden sterben, wahrscheinlich alle.«
    Jabba stand auf, mit blutleerem Gesicht, so als wollte er jemand anders sein. »Nein, wir können sie aufhalten. Noch habe ich Verbindungen. Wir werden die Leute mobilisieren. Ja! Ja!«
    Er ging zum Telefon, hielt aber plötzlich inne, als aus dem Monitor ein ununterbrochenes Alarmsignal tönte. Er ging schwerfällig hinüber und drückte einige Tasten. Weitere Alarmsignale folgten.
    »Wahrscheinlich nur Hunde, vielleicht auch Kinder«, murmelte er wenig überzeugend, griff zum Telefon auf dem Tisch in der Nähe und hob den Hörer ans Ohr.
    Jabbas riesiges Gesicht wurde aschfahl. Drew mußte nicht fragen, er wußte, warum – die Leitung war tot.
    Plötzlich blinkte das Warnlicht am zweiten Monitor auf. Drew erhob sich schwankend und schaute Jabba über die Schulter.
    »Sie sind hier«, sagte der fette Mann hilflos. »Wir müssen …«
    Er wurde durch einen anhaltenden kreischenden Ton vom dritten Monitor auf dem Kaminsims unterbrochen. Die Eindringlinge hatten die letzte Alarmschranke überwunden und kamen auf das Haus zu. Sie waren höchstens noch wenige Sekunden entfernt.
    Jabba richtete sich mit einem tiefen Atemzug auf. »Was zählt ist, daß einer von uns beiden entkommt. Die Behörden müssen alarmiert werden. Wir müssen beten, daß diese Macht, die du beschrieben hast, noch aufzuhalten ist.« Er ergriff Drew bei der Schulter und drückte ihn auf den Boden, als in naher Entfernung vom Fenster Gestalten auftauchten. »Ich werde dir Namen, Telefonnummern, Kontaktleute geben. Die wissen, was zu tun ist. Ich kann sie für eine Weile aufhalten«, versprach Jabba. »Lange genug, um dir den notwendigen Vorsprung zu verschaffen.«
    »Nein, das schaffe ich nicht. Ich komm' da nicht durch!«
    Wieder tauchten Gestalten vor den Fenstern auf. Jabba kritzelte mehrere Zeilen auf ein Notizblatt, das er vom Schreibtisch angelte, riß es ab und stopfte es in Drews Tasche.
    Im gleichen Moment zersplitterte das größte der Fenster unter einem Hagel von Gewehrkugeln. Jabba riß Drew mit sich herunter auf den Fußboden. Beim Aufprall durchflossen Schmerzwellen seinen gequälten Körper. Das Licht ging aus, und der Raum war plötzlich in Dunkelheit getaucht.
    »Hör zu«, flüsterte Jabba ihm hastig ins Ohr. »Unter uns liegt ein Keller mit einer Tür am Ende, die in einen Tunnel führt. Der Tunnel bringt dich in das umliegende Waldstück. Du wirst in Sicherheit sein.«
    Noch mehr Gewehrfeuer peitschte die Wände entlang, als sie zum Kellereingang krochen.
    »Ich halte sie auf, so lange ich kann«, sagte Jabba, als sie den Eingang erreicht hatten. »Ruf die Nummern an, die ich dir gegeben habe. Die Leute werden dann von da an übernehmen.« Er öffnete die Tür. »Geh! Jetzt! Schnell!«
    Und Drew schob sich die Stufen hinunter in ein unangenehm feuchtes Kellergewölbe, das nur von einer einzigen Notleuchte erhellt war. Drei Stufen vor dem Treppenende versuchte er zu stehen und stürzte schließlich auf den Boden. Vor Schmerzen, die seinen Körper peinigten, hätte er sich fast übergeben, während er über den Ziegelsteinboden in Richtung der Fluchttür eilte, die ihn in den Tunnel führen würde.
    Über sich hörte er jetzt wiederholt Gewehrsalven explodieren, meistens kurze Feuerstöße, die auf Automatikwaffen hindeuteten. Neue Salven, lauter als bisher, explodierten, und Drew war sicher, sie kamen aus dem Haus und nicht von draußen. Jabba versuchte Zeit für ihn zu schinden.
    Drew stolperte über einen Verschlag, kroch den Rest des Weges bis zur Tunneltür und warf sie kniend auf. Der Tunnel war stockdunkel, nicht der kleinste Lichtstrahl unterbrach die Leere. Er war auch eng und niedrig. Mit gebeugtem Rücken und angezogenen Knien zwängte er sich hindurch und orientierte sich dabei nur an den Wänden. Seine Augen waren hier nutzlos. Einige Male verwirrten ihn Ecken und Abzweigungen, und er lag da mit gestreckten Gliedern, mit Schmerzen vom Aufprall, die so unerträglich waren, daß er nicht einmal mehr schreien konnte. Aber immer wieder gelang es ihm, sich mit den Füßen weiterzustoßen, seine Kleidung abgerissen, rohes Fleisch an den blutenden Händen von den vielen Stürzen.
    Die Ballerei über ihm hatte aufgehört. Jabbas Widerstand war gebrochen. Jetzt war er auf sich allein gestellt, und ihm blieb nur die Hoffnung, daß die Zeit reichen würde, den Tunnel zu verlassen, bevor der Feind ihn entdeckte.
    Drew wußte nicht mehr, welche Strecke er schon

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