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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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eigene Wahrheit schaffen. In diesem Falle war es eine Wahrheit, die ihren eigenen Mythos schaffte. Die Gerüchte über mich, mein Junge, kamen der Wirklichkeit überraschend nahe. Bevor ich im Clyde's zu residieren begann, verbrachte ich meine Zeit bei einer geheimen Dienststelle der CIA. Die Einzelheiten sind unwichtig. Es genügt festzustellen, daß ich zu der Zeit verdammt gut war, bis der Druck zu groß war und die Brandyflaschen begannen, sich zu öffnen.«
    »CIA«, murmelte Drew. »Wenn die Bande dich jetzt wenigstens anhören könnte.«
    »Das wäre ihnen gar nicht recht. Der Säufer Jabba war schon immer besser als der Spion Jabba. Die Agency löste mich dann ab, um Unannehmlichkeiten für beide Seiten zu vermeiden, und versorgte mich finanziell, aber für mein Leben, das überhaupt nicht anspruchsvoll war, konnte man nicht viel tun.« Jabba räusperte sich, und Wellen von Fleischpolstern rollten über seine untere Gesichtshälfte. »Laß uns jetzt lieber über deinen Gesundheitszustand sprechen.«
    »Nein«, sagte Drew, »meine Gesundheit kann warten. Wenn du die CIA verlassen hast, was mache ich dann hier? Wie hast du mich gefunden?«
    Die Stimme des fetten Mannes senkte sich. »Ich stand schon lange und wegen viel mehr als nur meiner Rettung vor diesen brutalen Typen durch dich in deiner Schuld. Jabba hat seine Schulden schon immer bezahlt. Die Nachrichten von deinen Schwierigkeiten in Florida waren hier sehr schnell bekannt. Nimm dazu Pams Bitte, dir einen Anwalt oder sonst jemanden zu schicken. Sie wußte, daß wir Freunde sind, und dachte, ich könnte dich vielleicht erreichen.«
    »Und woher hast du am Ende erfahren, daß ich wieder in die Stadt zurückgekehrt bin?«
    »Indem ich dein Telefon angezapft habe … und das von Pam. Die Überwachung hielt mich für eine Weile vom Clyde's fern, aber so war es am besten. Ich wußte, du würdest früher oder später Kontakt auf eine irreführende, clevere Art und Weise aufnehmen, so wie du es im Ausbildungscamp gelernt hast. Aber der Einsatz des Computers überraschte sogar mich …«
    »Moment. Diese üblen Burschen müssen auch mein Telefon angezapft haben, aber sie sind nicht dahinter gekommen.«
    »Richtig. Aber es gibt viele Wege, ein Telefon anzuzapfen. Mehrere Vorrichtungen stehen zur Auswahl. Meine Vorrichtung spürte elektronische Leitungsimpulse auf; ihre war stimmaktiviert. Ich konnte tatsächlich deine gesamte verschlüsselte Unterhaltung über mein Datengerät wieder abspielen, indem ich die elektronischen Impulse entschlüsselte. Faszinierend, mein Junge, und brillant.«
    »Und weiter?«
    »Ich versuchte natürlich, dich in der Bücherei anzutreffen, und als das nicht gelang, folgte ich einfach Pam bis zum Labor und wartete auf dich. Na ja, leider vergaß ich zu berücksichtigen, daß ich mit Schlössern nicht so gut umgehen kann wie du. Ich war noch nicht drinnen, als diese fürchterliche Explosion losdonnerte.«
    Drew schauderte bei dem Gedanken daran. »Wenn ich schneller gewesen wäre«, sagte Jabba schuldbewußt, »wenn meine verdammten Hände nicht so gezittert hätten …«
    Drew schnitt ihm das Wort ab. »Du hast mein Leben gerettet, Jabba. Meines und das von Pam. Das reicht.«
    »Nein, mein Junge, das reicht nicht. Ich versteckte mich im Clyde's und wollte allein sein. Setz' dich friedlich zur Ruhe, und nie lassen sie dich alleine, weder deine früheren Feinde noch die Freunde. Aber wenn du als Clown herumläufst, der sich in Brandy ertränkt, dann lassen sie dich in Ruhe.« Er machte eine Pause.
    »Trotzdem hast du, Drew, mich immer mit Würde behandelt. Für dich war ich nie ein Clown, so sehr ich mich auch bemühte, einer zu sein. Du weißt nicht, wie ich das zu schätzen wußte. Dich aus dem Labor zu retten, war nicht genug, um meine Schuld zu begleichen. Dich am Leben zu erhalten, vielleicht. Das ist schon eine üble Sache, in die du da hineingeraten bist, mein Junge. Die Anzeichen deuten darauf hin, daß du jemandem seine Kreise gestört hast, jemand mit wenig Achtung vor dem menschlichen Leben. Ich muß alles wissen. Von Anfang an.«
    Drew erzählte, und Jabba hörte seiner Geschichte abwechselnd mit Entsetzen und Furcht zu, stellte gelegentlich eine Frage und lehnte sich dann wie im Traum zurück.
    »Unglaublich«, murmelte er undeutlich. »Schlimmer, als ich es mir jemals hätte vorstellen können. Mein Gott, all diese Reisen, die deine Großmutter nach Nassau unternommen hat …«
    »Eine Menge Pulver, Jabba. Ich sah die

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