Der Rat der Zehn
erzählt, wie sie sich zugetragen hat, kann man es immer noch nicht glauben. Dieser Rat hat offenbar keine Kosten und Mühen gescheut, diese paar Tonnen weißen Pulvers nach Amerika zu bringen. Man hätte es doch genausogut als Zucker tarnen können.«
»Nicht unbedingt«, erwiderte Ellie. »Es ist so, wie ich schon sagte – alles steht und fällt mit der Kontrolle. Der Rat mußte zu jeder Zeit über den genauen Zustand des Pulvers Bescheid wissen. Selbst der Transport mit Federal Expreß stellt das nicht sicher. Trelanas Verbindungsnetz war natürlich eine aufwendige Sache. Da es aber schon aufgebaut war, war diese Strategie wirklich die sicherste.« Sie überlegte kurz. »Brown hatte dir doch erzählt, daß er alle sechs oder neun Monate eine Zuteilung erhielt. Das läßt mich glauben, daß die von den Großmüttern hereingebrachten Lieferungen in Teilmengen regional verteilt wurden. Deshalb war es auch so wichtig, daß dieser Lantos den Riveros jeweils genaueste Lieferanweisungen gab.«
»Ebenso wie die Notwendigkeit, die gesamte Kette auszulöschen, als Drew Jordans Großmutter aussteigen wollte.«
»Der Rat überläßt nichts dem Zufall«, bestätigte Ellie.
»Okay, dann müssen wir diesen Rat an der Wurzel packen«, sagte Waymann trotzig. »Hat Goltz gesagt, wo man sie finden kann?«
Ellie hob die Schultern. »Der Rat hinterläßt niemals Spuren, erinnerst du dich? Sie haben sich bisher noch nicht getroffen, eine extreme Vorsichtsmaßnahme. Und wenn sie am kommenden Mittwoch zusammentreffen, werden sie über Kontaktstellen in ganz Lissabon bis zum Hauptquartier des Rats geleitet, wenn ich das richtig verstanden habe.«
»Das macht es ein wenig schwieriger.«
»Ich habe eine Idee, wie wir es schaffen könnten. Es ist ein schwerer Weg, und ich weiß nicht, ob es überhaupt funktioniert, aber wir haben nicht viel …«
Weitere Schritte eilten an ihrem Versteck vorbei. Die beiden verstummten und wagten kaum zu atmen. Als eine Hand am Türknopf drehte, fuhren sie zusammen und machten sich sprungbereit, aber die Tür blieb geschlossen.
»Diese Verteilerstellen für das Pulver«, wisperte Elliana, als es im Flur wieder ruhig war, »kennst du sie alle?«
»Ich hab' sie mir eingeprägt.«
»Iowa, dann Michigan. Wohin gehen wir als nächstes?«
Waymanns Augenbrauen zuckten, als Ellie wir sagte. »Eine Adresse im Hinterland von Georgia.«
»Warum?«
»Weil es auf der Karte der einzige Ort ist, der nicht in der Nähe eines Wasserlaufs liegt.«
»Corbanos Hauptquartier?« fragte Ellie.
»Und vielleicht auch Hinweise auf das Hauptquartier des Rats.«
Sie starrten sich in der Dunkelheit an.
Teil 7
Hinterland
29
»An was erinnerst du dich?«
Drew kauerte vor dem Feuer. Er zitterte leicht trotz der Wolldecke, die seine Schultern bedeckte.
»An alles. Glaube ich.« Er umklammerte die Kaffeetasse mit beiden Händen und führte sie dann zum Mund. »Erzähl mir noch einmal von Pam.«
Jabba beugte seinen birnenförmigen Körper vor. »Ihr geht es den Umständen entsprechend gut. Sie befindet sich nur wenige Kilometer von uns entfernt in einem ziemlich verschwiegenen Krankenhaus und wird von einem Team ziemlich verschwiegener Ärzte behandelt, die sogar noch Hausbesuche machen.«
»Bei mir?«
»Bei dir. Du hast ganz schön Glück gehabt, mein Junge. Eine tiefe Fleischwunde seitlich und Schürfwunden im Gesicht sind so ungefähr alles. Nicht die geringste Spur von Verbrennungen.« Jabba zögerte. »Pam erlitt mehrere, genug für ein heftiges Trauma. Sie ist noch nicht wieder bei Bewußtsein, aber wie man mir sagte, besteht Grund zu Optimismus.«
Drew blickte angestrengt aus dem Wohnzimmerfenster auf das offene Gelände um sie herum, auf die vielen Bäume mit fallendem Herbstlaub, die er jetzt nur noch schemenhaft erkennen konnte, weil die Nacht schon hereingebrochen war.
»Wo, sagtest du, sind wir hier, Jabba?«
»Virginia. Auf dem Lande, ungefähr hundert Meilen westlich von Arlington.«
»In Sicherheit?«
»Draußen sind keine Wachen, falls du das meinst. Aber ich habe das beste elektronische Überwachungssystem, das aufzutreiben war.« Sein Blick heftete sich auf ein paar Bildschirme über einem Pult in der Nähe. »Von Experten gebaut für Laien.«
Fast lächelte Drew. »Wer bist du, Jabba?«
»Das hast du mich schon einmal gefragt, mein Junge, und ich gab dir verschiedene Antworten. Was würdest du denn heute gerne hören?«
»Die Wahrheit.«
»Schon vor Wochen sagte ich dir, daß Mythen ihre
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