Der Rat der Zehn
nervös. Bis jetzt hatte er seine Arbeit ganz gut bewältigt, aber die Rush-hour würde ihn arg prüfen. Würde er zu sehr auffallen, könnte jemand Trelana nach dessen Ankunft auf ihn hinweisen.
Masterson hatte als Tarnung den Job eines Hilfskellners vorgeschlagen. Drew wurde gebeten, sich im Restaurant gegen sechs Uhr morgens einzufinden. Er wurde erwartet. Masterson sagte ihm, das Restaurant würde ihn mit einer Uniform ausstatten. Er ließ sich von einem Taxi in der Coconut Row absetzen, oberhalb des Royal Poinciana Plaza, einer Gegend für Läden und Kaufhäuser in Palm Beach, wo auch das bekannte Restaurant lag. Das ersparte ihm nicht nur die Aufmerksamkeit, die ein Kellner hätte auf sich ziehen können, der im Taxi vorfuhr, sondern ermöglichte es ihm auch, die Umgebung zu studieren. Schmale Zufahrtsstraßen wanden sich durch den Platz, kreuzten Parkstreifen und erlaubten einen leichten Zugang zu dem Labyrinth von Geschäften. Too-Jay's lag im Zentrum eines von mehreren im Promenadenstil gebauten Häusern. Drew trat ein und meldete sich an.
Er hängte seine Windjacke auf einen Kleiderständer in der Küche, vorsichtig, um sicherzustellen, daß die rechte Jackentasche mit der Ausbuchtung verdeckt war. Dort hatte er den stumpfnasigen Magnumrevolver verstaut, durchgecheckt, geladen und darauf wartend, von ihm gezogen zu werden.
Minuten später hatte er eine Khakihose, ein blaues Too-Jay's-Hemd und eine weiße Schürze angezogen. Er nutzte die ruhigen ersten Stunden, die Anlage des Restaurants im Detail zu studieren. Ein riesiger Dessertresen befand sich links vom Eingang direkt vor dem Beginn der Sandwichtheke. Die Registrierkassenstation lag zur Rechten, gemeinsam mit dem Eingang zur Küche, wo seine Jacke mit dem versteckten Revolver hing. Die Tische standen geradeaus in zwangloser Anordnung im Speisebereich, etwa zwanzig von unterschiedlicher Größe. Die gegenüberliegende Wand bestand ganz aus Glas und bot einen Blick auf den geräumigen Hof, der von Läden umsäumt wurde. Mastersons Männer würden wahrscheinlich von einem dieser Läden aus danach Ausschau halten, wann Drew sich bückte und vorgab, seine Schuhe zu binden, zum passenden Zeitpunkt – das Signal, daß er nun mit dem Anschlag beginnen würde. Die Seiten- und Rückwand des Speisebereiches war verspiegelt, und während Drew Bestellung um Bestellung ablieferte, fand er seine Augen mehr und mehr auf sich selbst gerichtet.
Bin ich es, der tatsächlich im Begriff ist, es zu tun?
Die Spiegel sagten ihm, daß er es war. In Wirklichkeit. Kein Spiel im Söldnercamp.
Gegen ein Uhr hatte das Mittagsgeschäft nachgelassen, und Drew begann sich besorgt zu fragen, ob sich Trelana noch zeigen würde. Er wußte nicht, ob er einen solchen Druck noch einen Tag länger würde aushalten können, wußte nicht, ob er die Geisteshaltung, in die er sich gebracht hatte, um die vor ihm liegende Aufgabe erfüllen zu können, konstant halten konnte. Das Münztelefon an der Wand zog ständig seinen Blick auf sich, wollte ihn dazu verlocken, Masterson anzurufen und ihm zu sagen, das Ganze sei abgeblasen.
Kurz nach ein Uhr kamen zwei riesige, bedrohlich aussehende Männer durch die Tür und sprachen kurz mit dem Geschäftsführer. Mit hellen Baumwollanzügen bekleidet, gingen sie aufmerksam durch Restaurant und Küche, prüften Gesichter, sprachen aber mit niemanden. Drew machte seine Arbeit weiter, als hätte er sie nicht bemerkt. Und da die Männer ihn nicht ein zweites Mal ansahen, glaubte er, eine ganz gute Vorstellung gegeben zu haben.
Weniger als eine Minute später hielt einer der großen Männer Arthur Trelana die Tür auf. Drew erkannte ihn sofort nach dem Foto aus der Akte, die Masterson ihn hatte einsehen lassen. Er trat langsam ein, lächelnd, adrett und elegant aussehend, in einem dreiteiligen weißen Maßanzug. Er begrüßte den Geschäftsführer des Too-Jay's und schüttelte ihm herzlich die Hand. Sie tauschten Höflichkeiten aus.
Drews Herzschlag beschleunigte sich, und er faßte sich unwillkürlich an die Brust. Sich ermahnend, auf der Hut zu sein, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, ging er zurück in den Speisesaal und nahm die Bestellung eines Paares auf, das gerade in seinem Bereich Platz genommen hatte, was zusammen acht besetzte Tische ausmachte. Er war jetzt abgelenkt und mußte sich darauf konzentrieren, entspannt zu wirken.
Drew bewegte sich in Richtung Küche, um die Bestellung aufzugeben. Auf dem Weg dahin gingen Trelana und
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