Der Rat der Zehn
mein Freund.«
Aber Drew blieb stur. »Es gibt da dieses Söldnercamp in Georgia. Da habe ich Mace kennengelernt. Er erzählte mir unzählige Geschichten über Sie. Er sagte, dreißig von uns hätten keine Chance gegen Sie.«
»Ja. Vor ein paar Jahren mag das noch zugetroffen haben.« Waymann kam näher. Nur ein bißchen. Drew sah wieder auf die riesige Pistole in Waymanns Hand. Die Augen des Timberwolfs waren eiskalt. »Wie, sagten Sie, war Ihr Name?«
»Drew Jordan.«
»Nun, Drew Jordan, für mich sehen Sie nicht gerade wie ein Söldner aus.«
»Nein«, sagte Drew, und gegen seinen Willen weinte er fast. »Bin ich auch nicht, nicht wirklich. Zuerst ging ich in das Camp, um einen Artikel über eine derartige Erfahrung zu schreiben. Ich ging dann noch einige Male hin, weil es mir gefiel.« Er verschluckte sich. »Mace nahm mich unter seine Fittiche, brachte mir bei, wie man gewinnt. Er schickte mich hierher, weil er dachte, Sie könnten mir helfen.« Drew merkte, daß er zitterte und in Schweiß gebadet war. »Ich kam her, weil ich sonst nirgendwo hin kann. Mace ist nicht der einzige, der starb. Da waren noch andere. Einer starb durch meine Hand, aber die anderen habe ich nicht getötet, obwohl man versucht, mir dies anzuhängen. Ich wurde getäuscht, und dann …«
»Halt. Langsam.« Waymann schien jetzt interessiert, während er den jungen Mann vor sich abschätzte. »Ich weiß nicht warum, Drew Jordan, aber ich werde mir anhören, was Sie zu sagen haben.«
»Danke. Sie wissen nicht, wie sehr ich …«
»Ich weiß, daß Ihre Zeit läuft, und Sie sollten lieber schnell mein Interesse wecken. Gehen wir ins Wohnzimmer.«
Waymann berührte einen Lichtschalter, und sofort war das Foyer von sanftem Licht erfüllt. Er steckte seine riesige Pistole in sein Halfter und wies Drew den Weg zum tiefer liegenden Wohnzimmer gleich links, wobei er sich hinter Drew und jederzeit außerhalb von dessen Reichweite hielt. Drew bewegte sich steif und unbeholfen, in der ständigen Sorge, nur ja keine einzige Bewegung zu machen, die den Mann hinter ihm als zu schnell erscheinen mochte. Auch wenn er sich selbst in den Ruhestand versetzt hatte: Der Timberwolf blieb eine beeindruckende Persönlichkeit, bedrohlich nicht so sehr wegen seiner Erscheinung, sondern eher wegen seiner Aura. Er hatte eine Ausstrahlung wie ein Raubtier, Sekunden bevor es sich auf sein Opfer wirft. Er strahlte unterschwellig Spannung und Kraft aus. Die beiden Männer saßen sich in drei Metern voneinander entfernt stehenden Sesseln gegenüber, und Drew fühlte sich, als sei die Pistole noch immer auf ihn gerichtet.
»Ich will alles hören«, sagte Waymann. »Von Anfang an.«
Drew nickte und begann zu berichten, zunächst von der Beerdigung seiner Großmutter und dem Brief, den ihm Kornbloom gegeben hatte. Dann kam er zu dem Treffen mit dem Mann, von dem er glaubte, er sei Masterson, und der vermeintlich erzwungenen, aber zu leicht zwischen ihnen zustande gekommenen Allianz. Schließlich erzählte er von den Geschehnissen im Too-Jay's und den bizarren Folgen, die ihn allein und isoliert zurückließen, seiner Kontaktaufnahme zu Mace sowie von den Ereignissen der letzten Nacht.
Am Ende sah Waymann etwas verwirrt, aber interessiert aus.
Bevor er sprach, akzeptierte er endlich die Blätter, die Drew in der Hand gehalten hatte, und ging zurück zu seinem Platz. »Also, Sie sagen, daß Mace ursprünglich von den Leuten, die ihn töteten, angeheuert wurde, um Sie umzubringen?«
»Nicht ganz, Mace hatte einen anderen Namen, eine andere Identität. Er erzählte jedem im Camp, er sei Söldner, obwohl er in Wirklichkeit ein Killer war. Selinas, oder so.«
»Selinas?«
»Ja. Kennen Sie ihn?«
»Ich weiß das eine oder andere über ihn. Selinas ist nicht einfach irgendein Killer. Er ist einer der besten. Absolute Spitze in dieser verdammten Zunft.«
»Er traf auf jemanden, der besser war«, sagte Drew traurig.
»Auf jemanden, dem Sie entkamen.«
»Ich hatte Glück.«
»Glück ist niemals genug, nicht in diesem Geschäft. Sie sagten, Selinas – oder Mace – tötete einige Leute für die Auftraggeber, gegen die er sich schließlich wandte?«
»Ich konnte nicht viel mit dem anfangen, was er mir verriet.« Drew zuckte die Achseln. »Da waren zwei Brüder, Riv … und noch was, und ein Mann namens … ich glaube, er hieß Landros.«
Die Augen des Timberwolfes flackerten. »Oder Lantos?«
»Vielleicht. Warum?«
»Weil es da einen Kerl namens Lantos gab,
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