Der Rat der Zehn
zu, Drew, jemand will Sie auf diese schrecklichen Dinge festnageln. Sie haben uns und die Medien angerufen und Ihren Namen genannt. Sie sind allein, aber Sie müssen es nicht sein. Sagen Sie uns, mit wem Sie zusammengearbeitet haben. Wer hat Sie hereingelegt? Sprechen Sie mit uns darüber, und wir werden Sie beschützen.«
»Selbst wenn ich Ihnen noch irgend etwas zu erzählen hätte, würde es nichts nützen – nicht gegen das, womit wir es hier zu tun haben.«
Wexler setzte sich wieder rittlings auf den Stuhl zurück.
»Lassen Sie uns noch mal von vorn anfangen.«
»Ich glaube, ich möchte jetzt doch eine Cola …«
Die Schritte weckten Drew am nächsten Morgen auf. Er hatte keine Ahnung, wie spät es war, und er spürte, daß er einen rasenden Hunger hatte. Er hatte seit den Hot Dogs vor fast vierundzwanzig Stunden nichts mehr gegessen. Aber selbst wenn diese Schritte Frühstück bedeuteten, würde Drew es sich zweimal überlegen, es anzurühren, wenn er Maces Warnung bedachte, die ihm immer noch fest im Gedächtnis haftete.
Das Problem stellte sich als rein akademisch heraus, da es sich um einen Polizisten mit leeren Händen handelte, der mit jenem Kollegen sprach, der die ganze Nacht vor seiner Zelle postiert gewesen war. Es war dieser Mann, der Drews Zelle aufschloß und die Tür öffnete.
»Kommen Sie mit«, sagte der Polizist.
»Gehen wir zum Essen aus?«
»Kommen Sie einfach mit.«
Drew hatte keine Ahnung, was ihn erwartete, als er dem Mann durch die unterirdischen Gänge des Polizeihauptquartiers von Miami zu den Hauptebenen folgte. In seiner Phantasie sah er den Timberwolf, wie er oben auf ihn wartete, mit einem Plan, die Hintermänner der Geschehnisse aufzuspüren, wie er knapp erklärte, daß er es sich anders überlegt hatte und bereit war, sich wieder in jene Welt zu stürzen, die er verlassen hatte.
Oben sah er niemanden, den er kannte. Sie gaben ihm die Papiere und die Wertgegenstände zurück und sagten, er sei frei. Drew starrte die Polizisten im Büro wie unter Schock an und unterschrieb eine Reihe von Papieren. Zwei Polizisten eskortierten ihn zur Eingangshalle des Gebäudes, wo ein riesiger Mann in einem hellen Anzug auf ihn wartete. Drew sah zuerst den Mann, dann die Beamten auf beiden Seiten an.
»So sieht also das Ende aus«, sagte Drew, ohne dabei jemanden speziell anzusprechen.
»Danke«, sagte der große Mann, und die Polizisten gingen. »Draußen wartet ein Auto auf uns«, wandte er sich an Drew.
»Ich nehme an, es steht mir nicht frei zu entscheiden, ob ich eine Spazierfahrt machen will oder nicht, stimmt's?«
Der große Mann schüttelte den Kopf.
»Schön. Ich bin zu müde, um Schwierigkeiten zu machen, und ich bin es zu verdammt leid wegzurennen.«
»Gehen wir«, sagte der große Mann und führte Drew hinaus in die Sonne zu seiner wartenden Limousine.
»Wenigstens kann ich mit Stil gehen«, murmelte Drew, und versuchte, sich ein Lächeln abzuringen.
Es war etwa zu der Zeit, als die Limousine einen kleinen, isolierten Flugplatz irgendwo nördlich von Miami erreichte, daß Drew mit beträchtlicher Erleichterung erkannte, daß sie ihn zumindest nicht sofort töten wollten. Ein einziger Lear-Jet stand dort mit bereits laufenden Motoren. Die Limousine kam genau neben ihm zu Stehen. Der große Mann führte Drew die fünf Stufen hinauf, die zur Kabine führten. Der Fahrer blieb zurück und fuhr den Wagen weg, während die Motoren der Lear für den Start gecheckt wurden.
»Haben Sie vor, mir zu sagen, wohin wir fliegen?« fragte Drew den großen Mann. »Nein, ich glaube nicht, daß …«
»Die Islas del Rosario vor der Küste von Kolumbien«, sagte der große Mann plötzlich. »Da ist jemand, der Sie sehen möchte.«
Der Flug dauerte länger, als Drew erwartet hatte. Seine Verwirrung und seine Unruhe wuchsen. Der große Mann weigerte sich, weitere Fragen zu beantworten, und für Drew war das Geheimnis, was mit ihm passieren würde, quälend. Jemand hatte ihn befreit, sein Leben gerettet. Aber wer? Und warum?
Die Antwort lag in Kolumbien.
Sie landeten in Cartagena, wo bereits eine Limousine auf dem Rollfeld auf sie wartete. Wieder geleitete der große Mann ihn hinein, in seiner Wachsamkeit niemals nachlassend. Drew wußte, daß der Mann während des Flugs nicht geschlafen, kaum einmal die Augen geschlossen hatte. Die Limousine brachte sie zu einem Kai, wo ein Kabinenkreuzer wartete. Einmal mehr wies ihm der große Mann den Weg.
Die Islas del Rosario waren Drew vage
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