Der Rat der Zehn
dem Ganzen sind – warum sollte man es dann auf Sie abgesehen haben?«
»Weil ich ein Teil des Ganzen bin«, sagte Trelana, »aber kein Teil von ihnen. Die Gründe für meine sogenannte Exekution liegen auf der Hand. Sie wollen ein Chaos zwischen den Oberkönigen anrichten, die schlimmste Vorstellung überhaupt, weil es die Kontrolle zusammenbrechen läßt. Sie wollen unsere Läden übernehmen. Eine Multimilliardendollarindustrie und die unermeßliche Macht, die damit verbunden ist, in der Hand der einen zentralisierten und zur Zeit unbekannten, dunklen Macht. Banken, Industrien, Regierungen – diese dunkle Macht ist hinter ihnen allen her.«
»Über Sie?«
»Und die anderen wie ich. Ich bin mir nicht sicher, aber die Anzeichen sind da. Wenn ich recht habe, sind die Folgen zu schrecklich, um darüber nachzudenken. Eine Macht, die das gesamte weltweite Drogenangebot und die Verteilung kontrolliert, ist tausendmal schlimmer als das gegenwärtige System. Sie müssen mir das glauben.«
Drew schob den Rest der Eier auf ein Stück Toast. »Selbst wenn ich das tun würde, erklärt das immer noch nicht, was es damit zu tun hat, daß Sie mich hierhergebracht haben.«
Trelana lehnte sich zurück und nippte an seinem Wasser. »Stecke eine Stecknadel in einen Sack mit weißem Pulver, Drew, und das Pulver wird ständig, fast unmerklich, herausrieseln, aber am Ende wird der Sack leer sein. Das ist exakt der Fall mit dem Kokainkanal, der mit den Großmüttern in Nassau begann. Irgendwo auf dem Weg ist ein Loch in meiner eigenen Organisation, das es der dunklen Macht erlaubte einzudringen. Das ist unsere einzige Verbindung zu ihr und, wie ich fürchte, unsere einzige Spur, ihre Identität zu lüften.«
»Ich fragte, was mich das angeht?«
Trelana seufzte. »Ich war für sie eine zu wichtige Figur, als daß sie mich durch eine gewöhnliche gemietete Kanone ausgelöscht hätten. Sie brauchten ein Mittel, das meine Organisation einfrieren statt mobilisieren würde.« Trelana machte eine Pause. »Sie, Drew, kamen mit einem Motiv, das man clever für sie arrangiert hatte. Sie sollten mich aus Rache töten und dabei selbst sterben. Die Geschichte endet hier. Niemand verfolgt sie weiter, weil es nichts weiterzuverfolgen gibt. Nur daß Sie ihren Plan durchkreuzten, indem Sie überlebten, und ich durchkreuzte ihren Plan, indem ich Sie aus dem Verkehr zog. Ich existiere nicht mehr, ebensowenig wie Sie – die perfekte Möglichkeit für uns beide.«
»Was für eine Möglichkeit?«
»Es gibt niemanden in meiner eigenen Organisation, den ich hinausschicken kann, um den Ort zu finden, wo der Nadelstich sein Zeichen hinterlassen hat«, erklärte Trelana. »Man kann nicht sagen, wie weit die Infiltration reicht, wie viele meiner Soldaten und Kuriere ihnen bekannt sind. Die dunkle Macht benutzte Sie, weil Sie ein Außenseiter waren, ohne Verbindungen zu irgend jemandem, und ich möchte Sie aus dem gleichen Grund benutzen.« Trelana blickte Drew so freundlich an, wie er konnte. »Ich möchte, daß Sie den Weg des Pulvers von Nassau an verfolgen, dort, wo die Großmütter ins Spiel kamen.«
»Aber die Spur ist ausgelöscht. Das haben Sie selbst gesagt.«
»Nicht völlig. Segmente des Ganzen sind immer noch an ihrem Platz und werden antworten, wenn das richtige Stichwort gegeben wird. Bei einem davon muß die Stelle des Einstiegs zu finden und die Rückverfolgung bis zur Quelle möglich sein. Verstehen Sie? Ein Mann, ein Unbekannter, wird auftauchen, um einem Handelsweg zu folgen, der eigentlich abgeschnitten sein sollte. Konfusion wird unser Verbündeter werden. Der Zweck, Sie einzusetzen, besteht darin, eine Mobilisation meiner Streitkräfte zu verhindern. Mein Zweck, Sie einzusetzen, ist es, die Streitkräfte des Gegners zu zwingen, sich zu mobilisieren. Wir müssen sie ins Freie bekommen, wo wir sie auf unsere Weise bekämpfen können. Sie werden das erreichen, indem Sie ein narcotrafficanté werden.«
»Ein was?«
»Trafficanté. Es bedeutet vieles, aber hauptsächlich bedeutet es Drogenkönig.«
»Und wenn ich mich weigere, gehe ich schnurstracks zurück ins Gefängnis, aus dem Sie mich rausgeholt haben. Stimmt's?«
Trelana sah gekränkt aus, verletzt. »Ich mag Sie, Drew, und ich könnte niemals einen Mann, den ich mag, wissentlich in den Tod schicken – was Ihre Rückkehr in die Staaten ohne Protektion für Sie bedeuten würde. Ich werde Sie in jedem Fall aus der Sache herausbringen und mein Bestes tun, Sie beide, Sie und
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