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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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einer ebenso dünnen Jacke, eher für eine warme Nacht als für einen kühlen, nebligen Morgen geeignet. Die Gastwirtin hatte erzählt, daß Lefleur ständig in Begleitung ›schmutziger Frauen‹ zu sehen sei, ihre Bezeichnung für Prostituierte, und nun lächelte Ellie bei dem Gedanken, daß sie ihren Weg gefunden hatte, Zugang zu ihm zu erlangen.
    Ellie verbrachte die letzten Minuten, die sie sich diesen Morgen dort draußen erlauben konnte, mit der Überprüfung der Anordnung der Fabrikationsanlage, vorsichtig, um niemandem in den Weg zu geraten. Der vordere Teil diente dem Reinigen, Abziehen und Filetieren. Reihen von Männern und Frauen, alles Leute aus dem Dorf, beugten sich über Metalltische und arbeiteten mit Messern und anderen Instrumenten. Wenn sie mit einem Fisch fertig waren, warfen sie ihn in die Tröge, die, wenn sie voll waren, von anderen Arbeitern geholt und zu den Verarbeitungsmaschinen auf der Rückseite der Anlage gebracht wurden. Eine Maschine wurde zum Pressen von Fischstäbchen benutzt, die danach zu verschiedenen Verpackungsmaschinen wanderten. Ein anderer, seltsam aussehender Apparat fror sofort riesige Teile des täglichen Fangs ein, die irgendwo anders als Frischfisch verkauft wurden.
    Alle Arbeiter waren mit Gummikitteln, Stiefeln und Handschuhen bekleidet. Einige trugen Ohrenschützer, um den durchdringenden Lärm der Maschinen abzuwehren. Ellie selbst hätte sich einen Nasenschützer gewünscht, um dem intensiven Fischgeruch zu entgehen, an den sich die Arbeiter wohl irgendwie gewöhnt haben mußten.
    Ellie machte sich auf den Weg zurück nach San Anton um zur Nachtwache in der Dämmerung zurückzukommen.
    Sie war jetzt schon seit drei Stunden in ihrem Versteck zwischen zwei ausgebrannten Wracks früherer Schiffe, wo sie nicht gesehen werden konnte. Sie begann zu überlegen, ob sie womöglich die ganze Nacht hier verbringen mußte, als die Abblendlichter eines Taxis durch die Dunkelheit wanderten.
    Lefleurs Wächter kam nach dem dritten leisen Klopfen zur Tür. Die Frau draußen, die eine dünne Jacke zum Schutz gegen den Regen über den Kopf hielt, sah ein bißchen besser aus als die übliche Kost seines Arbeitgebers. Sie lächelte ihn verführerisch an, mit glänzenden Lippen, tänzelnd. Der Mann grunzte und winkte sie herein.
    Elliana trat ein, ohne den Mann aus den Augen zu lassen. Halte deine Augen auf jemanden gerichtet, und er wird dich für das halten, was er erwartet hat, ohne weitere Überprüfung. Ihr gesamter Plan hatte auf der Hoffnung basiert, daß Lefleur jede Nacht eine Prostituierte erwartete. Sie erwies sich richtig, als eine farbenfroh gekleidete Frau mit hohen Absätzen vor nur zwei Minuten vom Rücksitz eines Taxis geglitten war.
    Als die Hure an ihrem Versteck vorüberging, sprang Ellie auf, packte sie von hinten und stieß ihren Daumen in das weiche Fleisch unter dem Kinn der Frau. Der Zweck war, ihr einen intensiven Schmerz zuzufügen, und sie lange genug zum Schweigen zu bringen, damit Ellie ihre Halsschlagader finden und sie vierzig Sekunden lang drücken konnte, dem Hirn den Sauerstoff entziehend. Die Hure war nach zwanzig Sekunden ohnmächtig, aber Ellie behielt den Druck noch einmal so lange bei, um sicherzugehen, daß ihr Schlaf bis tief in die Nacht anhalten würde. Riskant, da daraus ein bleibender Hirnschaden resultieren konnte, aber dennoch notwendig.
    Dann nahm sie den Platz der Hure ein und ging weiter um das Gebäude herum zur Eingangstür.
    Ihre Augen fuhren fort, den Wächter zu necken, während er ihr zur Treppe voranging, die hoffentlich zu Lefleurs Schlafzimmer führte. Ein zweiter Wächter stand oben, ein riesiger Zwilling des ersten, aber mit schwarzem Haar. Diese zwei würden sicher ein Problem für sie bedeuten. Die Nutte von gestern war die ganze Nacht geblieben, wahrscheinlich die übliche Praxis. Wie konnte sie dann das Gebäude verlassen, nachdem sie ihr Geschäft mit Lefleur beendet hatte, ohne Aufmerksamkeit zu erregen? Über diese Brücke würde sie später gehen. Das Wichtigste für den Moment war, Lefleur zum Reden zu bringen.
    »Neu?« fragte der dunkelhaarige Wächter oben auf der Treppe mit wachsamen Augen.
    »Das erste Mal hier«, erwiderte Ellie im gleichen spanischen Dialekt, ihr Bestes tuend, den lokalen Akzent zu imitieren. »Aber ich bin bestimmt keine Anfängerin.«
    »Ich muß dich durchsuchen.«
    Ellie blinzelte ihm zu und lächelte ihn an. »Willst dein Vergnügen haben, was?«
    Sie stellte ihre Handtasche ab und hob

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