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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Kai. Das bedeutete, daß die Leute, die er treffen würde, schon wußten, wie er aussah und wer er war. Das beunruhigte ihn. Wo er auch hinging, immer war ihm jemand eine Nasenlänge voraus. Aber er mußte das wohl in Kauf nehmen. Schließlich war das ihre Welt, nicht seine.
    Aber er war ein Narcotrafficanté, und das machte ihn zum Mitglied des Clubs.
    Zu dieser Jahreszeit ging die Sonne nicht vor acht Uhr unter. Drew nahm eine kalte Dusche in seinem Zimmer, um die Auswirkungen der heißen Sonne zu reduzieren, und zog legere Kleidung an, bevor er sich auf den Weg zum Potters Cay machte. Der Weg zur Paradise-Island-Brücke war kurz, aber er war nicht in Stimmung zu laufen und nahm ein Taxi vor dem Hotel und ließ sich in der Nähe absetzen.
    Die Lichter von Potters Cay leuchteten unter der Brücke, aber es waren nicht mehr viele Leute da, und nur wenige Läden waren noch geöffnet. Die Stände verschiedener Größe befanden sich noch an Ort und Stelle, aber die Waren waren schon zusammengepackt und von den Eigentümern weggebracht worden. Ein paar Kaufleute verkauften ihre Ware weiter, sie in verschiedenen Sprachen anpreisend.
    Potters Cay, eine lange, dünne Insel, war von der Brücke aus über zwei breite Treppen erreichbar, die von beiden Seiten hinunterführten. Die Treppen waren häufig so überfüllt, daß die Szene an einen Verkehrsstau mitten in Manhattan erinnerte, aber zu dieser Tageszeit war das kaum der Fall. Drew schlenderte zur Mitte der Brücke und ging allein hinunter.
    Der Geruch von Fisch, Obst und Gemüse drang ihm sofort in die Nase. Er spürte sofort einen ungestümen Hunger. Ohne ein festes Ziel im Auge, hatte er vor, einfach in Bewegung zu bleiben. Diejenigen, die mit ihm am Pool Kontakt aufgenommen hatten, würden ihn schnell ausfindig gemacht haben. Gehen würde ihn weniger verdächtig machen.
    Drew ging den Kai entlang. Verschiedene Leute gingen an ihm vorbei, hauptsächlich Schwarze, was die verbliebenen Kaufleute entweder ihre Geschäfte schließen oder ihnen Sonderangebote für die übriggebliebenen leichtverderblichen Waren machen ließ. Es waren nur wenige Touristen da. Die geschäftige, hektische Atmosphäre des Kais während des Tages verschwand, sobald die Sonne unterging. Es war dort jetzt fast unheimlich, was durch die dunklen Schatten noch unterstrichen wurde.
    Drew ging schneller geradeaus. Vor ihm war ein großer Muschelstand, an dem der Tagesfang verkauft wurde, und einige Fischer fuhren fort, ihre Muscheln zu schälen. Er blieb stehen und sah ihnen bei der Arbeit zu. Ihre Hände waren vernarbt von jahrelanger Plackerei mit zerissenen Netzen. Sie drehten eine seltsam geformte rasiermesserscharfe Klinge in die Muschel und zogen sie mit einem dicken Stück Fleisch wieder heraus.
    Plötzlich stand ein Schwarzer in einem weißen Hemd neben ihm.
    »Hat Ihnen der Drink geschmeckt, den ich Ihnen heute nachmittag an den Pool geschickt habe, Captain?« fragte er, ohne seine Augen von den Muscheln zu lassen.
    Drew drehte sich um und bemühte sich ruhig zu bleiben. »Er war erfrischend. Ich schulde Ihnen einen.«
    »Mit Vergnügen, Captain.«
    »Ich zahle immer meine Schulden.«
    Der Mann wandte sich ihm zum ersten Mal zu. Das Weiße in seinen Augen war gelblich.
    »Wir sollten uns unterhalten, Captain. Ich habe eine Wohnung auf dem Festland.« Er zögerte. »Ist das annehmbar?«
    »Warum nicht?« antwortete Drew, und sie gingen zusammen zu einer der Treppen, die zur Brücke hinaufführten.
    Der Mann führte ihn in einen Stadtteil mit billigen Hotels und Kneipen, in denen Einheimische verkehrten. Es gab auch verschiedene kleine Läden, und der Mann geleitete Drew zur Eingangstür eines solchen Geschäfts.
    »Hier hinein, Captain«, verkündete er, öffnete die Tür und ging durch einen dunklen Geschenkartikelladen voran zu einer Tür im hinteren Bereich.
    Der Mann sperrte die Tür auf. Dahinter lag ein spärlich möbliertes Apartment. Er schraubte den Docht einer Kerosinlampe hoch. Offensichtlich hatte der Luxus der Elektrizität diesen Teil von Nassau noch nicht erreicht.
    »Mein Heim ist das Ihre, Captain«, sagte der Mann, und Drew trat direkt hinter ihm ein.
    Er hörte auf der rechten Seite etwas scharren, einen Augenblick, bevor zwei mächtige Arme, die sich wie Stahlbänder anfühlten, ihn von hinten packten und ihm die Luft abdrückten.
    »Am besten bewegen Sie sich nicht, Captain«, sagte der Mann mit einem Lächeln.

19
    Drew begann sich zu wehren, gab es jedoch schnell wieder

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