Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
auf. Derjenige, der ihn festhielt, war einen Kopf größer als er und schien unglaublich stark zu sein. Auf diese Art zu entkommen war unmöglich. Und an der Kehle festgehalten zu werden bedeutete, daß jede heftige Bewegung ihm noch mehr von seinem Atem nahm.
    Der Mann mit den gelben Augen drehte die Flamme einer zweiten Kerosinlampe hoch, die auf etwas stand, was wie ein Küchentisch aussah. Zwei weitere Schwarze, die davor gesessen hatten, erhoben sich und gingen zur Seite.
    »Bring ihn hierher«, befahl der gelbäugige Anführer.
    Sein Bezwinger zerrte Drew zum Tisch und ließ ihn auf einen Stuhl plumpsen. Drew war für einen Moment frei, bis der Riese seinen Kopf zurückriß und ihn an den Haaren festhielt. Er konnte einen Blick auf einen massiven, kahlen Schädel und glänzende weiße Zähne werfen. Der Riese schien sich offensichtlich zu amüsieren, während er seine riesigen, mit Narben bedeckten Hände unter Drews Kinn und auf seinen Kopf schob, um ihn an jeder Bewegung zu hindern.
    Der Anführer holte ein Schälmesser aus seiner Tasche. »Was willst du hier, Captain?«
    Drew entdeckte einen Anflug von Furcht in dessen Stimme und ergriff die Gelegenheit. »Das wird dich einiges kosten«, sagte er so scharf wie möglich.
    Die gelben Augen des Anführers flackerten unsicher. »Wer hat dich geschickt?« krächzte er.
    Drew schwieg. Offensichtlich hatte der Mann genauso viel Angst wie er, aber aus ganz anderen Gründen. Vielleicht fürchtete er nach den Morden in Florida für sein eigenes Leben.
    Aber ein Mann, der geschickt wurde, um ihn zu erledigen, würde niemals Kontakt durch die Goldmünze aufgenommen haben. Es war klar, daß hier mehr im Spiel war.
    Der Anführer kam näher und ließ das Schälmesser vor ihm aufblitzen. »Ich zerschneide dich Stück für Stück, wenn du nicht redest, Captain«, fluchte er, immer noch mit Furcht in der Stimme. »Wer hat dich geschickt?«
    »Ich habe die Goldmünze benutzt – das ist alles, was du wissen mußt.«
    Der Anführer drehte die Kerosinlampe höher. Er zog sie näher an Drew heran, so daß das Licht wie verrückt auf der Klinge, die er sanft streichelte, tanzte. »Ich bin hier als Schäler aufgewachsen, Captain. Ich kann eine Muschel schälen, ohne auch nur das winzigste Stück ihrer Schale zu zerstören. Ich werde auch dich schälen, wenn du nicht sofort damit anfängst mir zu antworten. Weshalb haben sie dich hier runtergeschickt?«
    »Sollte ich nicht derjenige sein, der die Frage stellt?«
    Die Züge des Mannes verzogen sich vor Wut, und einen Moment später wurde die Klinge gegen Drews Kehle gepreßt. »Ich habe nichts Falsches getan! Sag ihnen das. Ich tue, was man von mir erwartet. Es war nicht nötig, dich hierherzuschicken. Ich schätze, ich schicke dich am besten in einer Kiste zurück, Captain. Vielleicht wird sie das etwas lehren.«
    »In Ordnung, in Ordnung«, hielt Drew ihn hin. Ihm wurde klar, daß er hier sterben würde, wenn er nicht schnell einen Ausweg fand. Der Mann verbarg offensichtlich etwas; seine Angst bewies das. Drew würde das später aufdecken müssen. Jetzt war Flucht das Wichtigste. Er brauchte eine Waffe. Das Söldnercamp hatte ihn gelehrt, daß es immer etwas aus nichts zu machen gab. Seine Augen wanderten zur Kerosinlampe, sein Hirn arbeitete wie ein Computer. »Ich glaube, hier liegt ein Mißverständnis vor«, faßte er zusammen, scheinbar einlenkend. »Hör zu, ich sag dir, was immer du hören willst, aber gib mir etwas zu trinken. Ich brauche etwas zu trinken …«
    Der Anführer gab einem der zwei Männer, die an dem Küchentisch gesessen hatten, einen Wink. Der Mann ging zum Schrank und holte eine Flasche und ein Glas heraus. Als er sich dem Tisch näherte, sah Drew, daß es billiger Rum war. Der Mann stellte Flasche und Glas vor dem Anführer ab.
    »Trink und dann sprich, Captain«, sagte der Anführer, während er die Flasche öffnete und das Glas füllte.
    Drew nickte und nahm das Glas mit beiden Händen entgegen, nicht weil er sie brauchte, sondern weil diese Bewegung den Riesen, der ihn von hinten festhielt, zwang, seinen Griff zu lockern. Er begann seinen Rum zu schlürfen, sein Blick jagte zwischen Flasche und Kerosinlampe hin und her. Er würde schnell handeln müssen, unglaublich schnell.
    Der Anführer lächelte wieder. Drew machte noch einen letzten tiefen Atemzug.
    Seine erste Bewegung war trügerisch einfach. Ein plötzlicher Ruck beider Handgelenke überschüttete den kahlen Mann hinter ihm mit Rum, der ihm

Weitere Kostenlose Bücher