Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
stehen. Er war wie der Rest des Kais jetzt verlassen, aber einer der Fischer hatte sein Schälmesser zurückgelassen, das Muschelöl glitzerte im Mondlicht auf der Klinge. Er packte es und ging weiter. Er konnte den Anführer jetzt dicht bei sich fühlen. Der Mann mußte Angst haben, sich für das Unterschätzen seines Gefangenen verfluchend. Er mußte jetzt sichergehen, ihn wirklich zu töten, und er würde nicht handeln, bevor er es nicht war. Eile hatte ihn schon zuviel gekostet.
    Drew machte zwischen zwei der Stände eine Pause und duckte sich, auf die Knie gehend, zwischen sie. Er wollte den Anführer dazu zwingen, plötzlich zu reagieren und sich dabei zu verraten. Scheinwerfer, die von der Brücke kamen, ließen etwas Metallisches drei Stände weiter aufschimmern. Die Pistole des Anführers war aus rostfreiem Stahl, aber das Schimmern konnte von irgendeinem metallischen Gegenstand gekommen sein, nicht unbedingt von einer Pistole. Weitere Scheinwerfer leuchteten auf. Der Schimmer war verschwunden, was zeigte, daß er von einem Objekt gekommen sein mußte, das bewegt worden war – sehr wahrscheinlich von der Pistole. Der Anführer mußte seine Position verändert haben.
    Auf den Knien bleibend, kroch Drew in den Gang, der hinter den Ständen verlief, und begann, den Kopf gesenkt, weiterzukriechen. Dies hinderte ihn daran zu erkennen, was immer ihm entgegenkommen würde und schuf die schreckliche Möglichkeit, daß sein Gegner ihn zuerst ausmachte.
    Drew zwang seine Glieder und Gelenke, ruhig und locker zu bleiben. Er hatte im Camp alles über die Bedeutung der Geräuschlosigkeit gelernt. Die Geräuschlosigkeit konnte verschiedene Nachteile ausgleichen, eine unterlegene Position und Waffe eingeschlossen. Ein Mann konnte nur das sicher erschießen, was er sehen konnte, und wenn es schon über ihm war, war es zu spät dafür.
    Drew kroch weiter, fast bis dorthin, wo das Schimmern war.
    Er war einen Stand davon entfernt, als er ein abweichendes Geräusch hörte und dann noch eins. Vielleicht Schuhe, die in eine Pfütze eintauchten oder ein Wechsel im Atemrhythmus des Mannes. Er würde sich blind bewegen müssen. Er konnte es nicht riskieren, dem gelbäugigen Anführer einen Vorteil zu geben, indem dieser seine Position verbesserte.
    Drew sah die abgetretenen Absätze von einem Paar Arbeitsstiefeln und wußte, daß er richtig vermutet hatte. Er erhob sich und sprang in einer einzigen Bewegung, das Muschelmesser fest in der Hand haltend.
    Die Drehung des Mannes kam viel zu spät. Drew sah die Pistole herumkommen, umschloß das Handgelenk des anderen und hielt es fest, während er seinen Ellenbogen in das Gesicht des Mannes hämmerte. Der Mann stöhnte, versuchte aber immer noch weiterzukämpfen. Er konzentrierte alle seine Anstrengungen darauf, seine Pistole freizubekommen, was Drew in die Lage versetzte, ihm drei weitere Schläge in das Gesicht zu schmettern. Dies brachte seinen Gegner an den Rand der Bewußtlosigkeit. Ein schneller Hieb mit dem Knie trennte den Mann ganz von seiner Pistole, und dann preßte Drew sein Messer gegen die Kehle des anderen, ganz so, wie er es immer wieder geübt hatte.
    »Nun bin ich an der Reihe, die Fragen zu stellen«, sagte Drew und stellte sicher, daß der Mann den Griff des Muschelmessers sah. »Ich brauche dir ja wohl nicht zu sagen, was das ist. Du bist der Experte.«
    Die gelblichen Augen traten vor Furcht, jedoch nicht vor Überraschung hervor, als vermutete er, daß Drew in erster Linie nach Nassau gekommen war, um ihn zu töten.
    »Fühlt sich nicht besonders gut an, oder?« Drew spuckte aus. »Es wird viel schlimmer werden, es sei denn, du redest. Ich muß die Fakten genau wissen. Laß uns mit der Goldmünze anfangen.«
    »Die Frauen benutzten sie, genau wie du, wann immer sie herunterkamen.«
    »Alte Frauen. Sie übergaben die Goldmünze und dann hast du sie mit Kokain versorgt.«
    Der Mann sah verdutzt aus. »Weißt du …«
    »Beantworte meine Frage!«
    »Ja, Captain, ja. Sechzehn Lieferungen, aber es war nicht immer Kokain.«
    »Was?«
    »Nur viermal, vielleicht fünfmal war es wirklich Kokain, aber der Rest …«
    »Was war mit dem Rest?« fragte Drew.
    »In diesen Fällen wurde ein paar Tage bevor die alten Frauen ankamen, eine Lieferung aus Spanien hierhergeschickt. Immer auf dem Seeweg, aber niemals zweimal in denselben Hafen.« Er zögerte. »Es war weißes Pulver, Captain, aber es war kein Kokain.«
    »Woher konntest du das wissen?«
    »Ich … behielt etwas

Weitere Kostenlose Bücher