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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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nach einer Säureflasche, die im Regal stand. Ich schloß meine Augen, aber nicht rechtzeitig genug …« Der alten Frau versagte die Stimme, aber sie fuhr dann fort: »Man tat für mich, was man tun konnte. Sobald ich wieder halbwegs in Ordnung war, brachte mich jemand, dem ich vertrauen konnte, hier herauf. Seither habe ich die Hütte nicht mehr verlassen. Wie lange ist das her, vier Monate … fünf?«
    »Mein Gott«, seufzte Ellie.
    »Er hat sich niemals im Labor gezeigt, Mädchen«, ergänzte Maria Carvera. »Wir haben ein Teufelswerk vollbracht, das sehe ich jetzt ein, ein Teufelswerk, das mich meine Augen gekostet hat.«
    »Erzählen Sie mir von der Arbeit«, bat Ellie.
    »Wir glaubten, sie sei harmlos, ganz gewöhnlich. Man erzählte uns, wir würden ein neues Fasermaterial herstellen, das beständiger gegen Flecken sei. Das klang plausibel. Wir hatten keinen Grund, Fragen zu stellen.«
    »Und das Material?«
    »Die Herstellung dauerte lang, unendlich lange. Viele Einzelschritte waren notwendig, unzählige Sicherheitsvorkehrungen mußten beachtet werden. Wenn wir Glück hatten, stellten wir sechzig Pfund im Monat her.«
    »Sechzig Pfund von was?«
    »Pulver. Weißes Pulver.«
    »Beschreiben Sie es bitte.«
    Die alte Frau ließ Ellies Handgelenk los und bewegte ihre Finger, als würde sie etwas sehen.
    »Pulverisiert, feinkörnig.«
    »Wie Zucker?«
    »Nein, feiner. Wie Puder. Feinkörniger. Das war unsere Aufgabe, das Pulver genau nach Anweisung herzustellen.«
    »Wessen Anweisung?«
    »Der Vorarbeiter.«
    Elliana drehte sich herum, und bevor sie ihre Frage loswurde, hatte Terry schon geantwortet. »Die sind nirgends aufzufinden. Glauben Sie mir, ich habe es versucht.«
    Ellie sah wieder auf die alte Frau herab. »Sie haben also dieses Pulver hergestellt und es in die vorgeschriebene Form gebracht. Was wurde hineingegeben?«
    »Wir haben nie etwas über die Chemikalien erfahren, mit denen wir arbeiteten. Nur über das Herstellungsverfahren. Die mehr technische Arbeit wurde in den kleineren Räumen erledigt. Dazu hatten wir keinen Zutritt.«
    »Was passierte, wenn das Pulver fertiggestellt war?«
    »Es wurde verpackt und ausgeliefert, für Versuchszwecke, wie man uns sagte, obwohl nur wenige von uns danach fragten. Der Ablauf war jeden Monat gleich. Eine Sendung fertigstellen und mit der nächsten beginnen.«
    Ellie rechnete im Kopf nach. So etwa sechzig Pfund pro Monat, das machte ungefähr dreitausend Pfund, seit das Labor in Betrieb war. Eineinhalb Tonnen weißes Pulver, hergestellt in Berga und über Getaria nach den Bahamas verschifft. Was wollte der Rat damit bezwecken? Und was hatte es mit diesen Transportflugzeugen auf sich? Was hatte dies alles mit der angeblichen Invasion zu tun?
    »Wir wurden vor sechs oder sieben Monaten entlassen«, sagte die alte Frau. »Man sagte uns, daß das Labor geschlossen würde, und wir erhielten eine Abfindung. Alles verlief im besten Einvernehmen.« Sie machte eine Pause und atmete tief durch, um sich wieder zu fangen. »Dabei sah ich ihn dann wieder.«
    »Wen sahen Sie?«
    »Einen Geist aus der Vergangenheit. Einen Mann, an den ich mich aus dem Zweiten Weltkrieg erinnerte. Einen Nazi.«
    Elliana fröstelte, während sie darauf wartete, daß Maria Carvera fortfuhr.
    »Es ist schon viele Jahre her, ich war jung, kaum aus der Teenagerzeit heraus, aber schon eine kriegserfahrene Krankenschwester. Dieser Mann war ungefähr in meinem Alter, aber bereits Hauptmann, einen Wunderknaben nannte man ihn. Er führte einen Angriff gegen einen Stützpunkt des Gegners. Die Angegriffenen flüchteten und hinterließen ihre Verwundeten unserem Sanitätskorps.« Sie atmete erneut schwer. »Der Bastard ließ sie alle erschießen.«
    Ellie versuchte alles, was die alte Frau gesagt hatte, zusammenzufügen. Sie hatte gerade einen Ex-Nazi in Verbindung gebracht mit dem weißen Pulver aus Berga und, vielleicht, auch mit dem Rat.
    »Wie lautet sein Name?« fragte sie.
    »Damals kannte ich ihn nicht. Aber jetzt …« Die alte Frau gab Terry einen Hinweis, ihr etwas von der alten Kommode herüberzubringen. Sekunden später legte Terry einen vergilbten Zeitungsausschnitt in Maria Carveras Schoß. »Das ist aus einer Zeitung, die ich immer las, als ich noch Augen hatte. Sein Bild war vor fünf Monaten auf der ersten Seite, wenige Wochen nachdem ich ihn in der Nähe des Labors auf dem Rücksitz eines Autos gesehen hatte. Er hatte sich verändert, so wie ich selbst auch, aber sein Gesicht konnte

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