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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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habe Fragen an Sie, und ich werde auch Ihre Fragen beantworten.«
    Ohne auf Antwort zu warten, löste Ellie ihren Griff. Die Frau machte keinen Versuch, weiteren Widerstand zu leisten.
    »Für wen arbeite ich Ihrer Meinung nach?« fragte Ellie.
    »Für die Inhaber.«
    »Der Fabrik?«
    Die Frau schüttelte den Kopf und ließ ihren Blick umherschweifen. »Nein. Von dem hier.«
    »Die Fabrikbesitzer waren andere?«
    »Das ist nicht wichtig. Die Fabrik war nur Fassade.«
    Ellie stieg wieder der Geruch der Chemikalien in die Nase. »Für das, was hier hinten vor sich ging. Aber was wurde hier produziert?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Aber Sie wollten mich töten«, sagte Ellie. »Warum?«
    »Aus Rache.« Die Augen der Frau füllten sich mit Tränen. »Für meine Mutter.«
    »Sie arbeitete hier?«
    »Ja! Ja!«
    »Wie viele andere noch?«
    »Das wechselte. Etwa zwanzig, würde ich sagen, immer aus dieser Gegend. Aber es gab auch andere. Sie sahen anders aus, benahmen sich anders, sprachen niemals mit den Einheimischen.«
    »Hören Sie mir zu«, sagte Elliana freundlich. »Ich werde von denselben Leuten gejagt, die hinter dem, was immer hier passierte, stecken. Meine einzige Chance, am Leben zu bleiben, ist, sie zuerst zu finden. Sie haben keinen Grund, mir zu trauen, aber ich bitte Sie darum.«
    Die Frau sah hoch zu ihr.
    »Ich brauche Ihre Hilfe. Ich muß alles herausfinden, was in diesem Gebäude stattfand. Es steht hier viel mehr auf dem Spiel als ein paar Menschenleben. Glauben Sie mir! Bitte, gibt es noch irgend etwas, das Sie wissen?«
    »Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß. Aber meine Mutter kann Ihnen viel mehr erzählen.«
    »Sie lebt noch?«
    Die Frau nickte. »Sie lebt oben in der Queralt Sierra. Sie hatte Glück. Sie hat nur ihre Augen verloren.«

21
    Die Queralt Sierra war ein trügerischer Berg. Nicht besonders hoch und mit verschwenderischem Grün überzogen, schien er ideal für einen vergnüglichen Spaziergang. Aber die Pfade waren für jeden, der sich in der Gegend nicht auskannte, äußerst tückisch. Einige waren für Touristen angelegt, und es gab nur eine einzige schmale Straße, die sich nach oben bis zum Kloster Nuestra Señora de Queralt wand.
    Allerdings hätte man auf keinem dieser Wege die Hütte der alten Frau erreichen können.
    »Ich bin nicht einmal sicher, ob sie mit Ihnen sprechen wird«, sagte ihre Tochter zu Ellie. »Vielleicht ist alles umsonst.«
    Die Tochter hieß Teresa Carvera, aber sie bevorzugte den amerikanischen Namen Terry, der besser paßte, weil sie mit ihren dunklen Haaren und ihren weichen Gesichtszügen eher wie eine Besucherin aus dem Westen als eine Einheimische aussah. Sie hatte ein Jahr als Austauschstudentin in den Staaten gelebt und wollte eines Tages zurückgehen, um dort zu bleiben. Ihre Mutter hieß Maria und hatte ihr ganzes Leben in dieser Gegend verbracht. Terrys Vater war verschwunden, als sie noch ein Kind war. An ihren Großvater konnte sie sich nur noch schwach erinnern. Er wurde kurz vor ihrem sechsten Geburtstag ins Gefängnis gebracht, weil er die Regierung beschimpft hatte, und tauchte niemals wieder auf.
    Sie fuhren mit Ellies Wagen bis zum Fuß der Queralt Sierra, und von dort war es noch ein dreistündiger Marsch bis zu Maria Carveras Hütte. Über die normalen Pfade war diese nicht zu erreichen, erklärte Terry. Wegen zwingender Umstände.
    Der Anstieg war von Anfang an mühsam, und die Nacht erschwerte die Dinge noch mehr. Es wurde dunkel, und sie mußten noch gut einen Kilometer steinigen Boden hinter sich bringen. Eine Taschenlampe hatte keine von beiden dabei. Der Anstieg war steil, und Ellie griff immer wieder nach Ästen und Zweigen, um sich das Klettern zu erleichtern. Terry ging voran, und Ellie folgte ihr so dicht wie möglich. Sie erreichten eine Anhöhe, umgeben von dichtem Gebüsch und plötzlich auftauchenden Gebirgsrinnen, wie geschaffen für eine natürliche Verteidigung. Der Aufstieg war jetzt weniger steil, dafür aber gefährlicher wegen der sich unerwartet präsentierenden Steilabhänge, über die man ins Bodenlose stürzen konnte.
    Über einen letzten steinigen Steilpfad erreichten sie endlich eine Lichtung auf einer Felsplatte. Erstaunlich große Bäume säumten die Felsplatte, an deren Ende Ellie eine kleine Hütte erkennen konnte, die durch das Unterholz fast perfekt getarnt war. Die Lichtung erstreckte sich über etwa vierzig Meter und endete bei einer weiteren steilen Anhöhe, seitlich begrenzt durch bedrohliche

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