Der Rat der Zehn
leisten. Deshalb zog er sich nach Florida zurück und versuchte zu vergessen, daß es den Timberwolf jemals gegeben hatte.
Aber die Zeit hatte ihn eingeholt. Er hatte sich selbst eingeholt. Die Legende von Korsika, dachte Waymann. Es kam immer anders, als man dachte.
Es war wenig Verkehr auf der Staatsstraße von Des Moines nach Wapello. Der einzige Anblick waren ausgedehnte Felder mit erntereifem Getreide. Wapello selbst war eine typische amerikanische Kleinstadt. Drei Hauptstraßen bildeten das Einkaufszentrum am Rande einer Iowa-Farmgemeinde, deren Haupteinnahmequelle das angebaute Getreide war.
Waymann besorgte sich in dem kleinen Postamt einen Stadtplan. Er fuhr etwa zehn Meilen auf der Route 61, bevor er nach Westen abbog, um auf einer namenlosen, nicht bezifferten Straße zum Umschlagplatz zu gelangen. Er war jetzt mitten im Farmgelände und bog in einen unbefestigten Weg ein. Sein Wagen wirbelte dicke Staubwolken auf, die fast den Briefkasten mit der fraglichen Anschrift einhüllten. Nur ein einziger Name war erkennbar: Tumblefig. Offenbar der Name des Besitzers der Farm. Waymann parkte seitlich. Er sah ein weißes Farmhaus, und dahinter breitete sich das Farmland aus. Zwei Traktoren und anderes schweres Farmgerät standen vor der Scheune. Auf den Wiesen dahinter grasten Kühe.
Der Timberwolf kletterte aus dem Wagen und reckte sich. Sein Rücken schmerzte, und die Muskeln waren steif.
Während er sich reckte, bemerkte Waymann die riesigen Schlaglöcher auf dem Weg. Schwere Maschinen mußten hier noch vor kurzem bewegt worden sein. Diese Schäden waren zu ausgeprägt, um allein von den Landmaschinen auf der Farm zu stammen. Offenbar hatten bullige Bagger und Bulldozer ihre Spuren hinterlassen. Aber was hatten so schwere Maschinen in dieser Gegend zu suchen?
Er unterbrach seine Überlegungen, als ein kräftiger Mann im Jeans-Overall aus dem Haus trat. Ein Türgitter knallte hinter ihm zu. Er trug einen Strohhut und ging direkt auf den größeren der beiden Traktoren zu. Tumblefig, bereit für seine nachmittägliche Farmarbeit, vermutete Waymann.
Der Traktor schaukelte, als Tumblefig sich auf den Sitz schwang, um die Maschine zu starten. Er setzte etwas zurück und fuhr dann direkt auf seine Felder zu, den Pflug hinter sich, bereit zum Absenken und Aufwühlen der Erde. Waymann beobachtete weiter die Arbeit mit dem Traktor. Zweimal wich dieser aus, weil etwas aus dem Boden ragte. Ohne Fernglas konnte Waymann nicht genau erkennen, was es war, aber er konnte doch so etwas wie stählerne Röhren ausmachen.
Sein Hirn registrierte diese Ungereimtheit mit leicht erhöhtem Puls. Er hatte nach etwas Ungewöhnlichem gesucht, nach etwas, das nicht ins Bild paßte. Vielleicht war es das. Er mußte näher heran, um sich zu vergewissern.
Waymann wartete, bis Tumblefigs Traktor in sicherer Entfernung war, bevor er sich heimlich auf die Farm schlich. Er gelangte leicht bis hinter die Scheune und legte dann blitzschnell die Entfernung bis zu der ersten Stahlröhre zurück.
Es war tatsächlich so etwas wie ein Schacht, den man entweder zum Transport von Zuluft oder Abluft verwendete, mit einem Stahlgitter als Schutz vor unerwünschten Fremdkörpern. Aber wieso hier? Ein solcher Schacht ließ vermuten, daß sich darunter ein Bunker befand. Es ergab keinen Sinn.
Er blieb unten, benutzte den Luftschacht als Deckung und blickte sich um. Mindestens drei weitere Schächte, die gleichmäßig über das Feld verteilt waren, konnte er erkennen, aber auch noch etwas anderes, was zwischen Erde und Gras nicht so genau zu identifizieren war, aber es war da. Waymann wurde durch die reflektierenden Sonnenstrahlen darauf aufmerksam. Aus der Hocke machte er einen schnellen Sprung nach vorn.
Es war eine Stahlluke, ähnlich wie bei U-Booten! Waymanns Puls war wieder normal. Ja, unter dieser Farm mußte sich eine Art Bunker befinden. Aber was könnte das mit der Verteilung des Kokains über Trelanas Verbindungswege zu tun haben? Die Antwort lag dort unten.
Waymann zog eine Feile aus seiner Jackentasche. Er wußte, daß eine solche Luke nach dem gleichen Prinzip wie ein gewöhnliches Türschloß konstruiert war, gesichert durch Schließzylinder. Er feilte außen herum, bis er die Zylinder fand und fummelte daran, bis der Schließbolzen frei war. Er faßte den einzigen Griff, hob die Luke an und beugte sich herab, noch bevor sie ganz geöffnet war.
In der Dunkelheit stießen seine Füße auf eine Leiter, und er begann abwärts zu
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