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Der Rattenfänger

Der Rattenfänger

Titel: Der Rattenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
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Saals registrierte Read nicht zum ersten Mal, wie räumlich beschränkt das Zentrum der britischen Admiralität im Verhältnis zu seiner weltweiten Bedeutung war.
    An den Wänden hingen Seekarten, und an einem Ende des Raums stand zwischen hohen, schmalen, mit Glas verkleideten Bücherregalen ein riesiger Globus. Darüber zeigte ein Kompass, der mit der Wetterfahne auf dem Dach verbunden war, stets die augenblicklich herrschende Windrichtung an. Momentan stand der Zeiger auf NNO.
    Deswegen ist mir wohl so verdammt kalt, dachte Read.
    Ein schwerer rechteckiger Eichentisch, umgeben von acht Stühlen, dominierte den Raum. Zwei Quasten, die an den beiden Kopfenden von der Decke hingen, dienten als Klingelzug.
    Drei Männer waren anwesend; zwei saßen am Tisch, während der dritte, ein Mann in mittleren Jahren im zweireihigen Frack, am Fenster stand und hinausschaute. Jetzt drehte er sich abrupt um.
    »Ah, Read! Da sind Sie ja endlich. Wird aber auch Zeit! Gibt es Fortschritte bei Ihren Nachforschungen?«
    Der Erste Seelord Charles Yorke war Chef des britischen Admiralitätsstabs, außerdem Barrister und Mitglied der Königlichen Akademie der Naturwissenschaften. Seine politische Karriere hatte er als Abgeordneter des Unterhauses begonnen.
    Read ignorierte die in herrischem Ton vorgebrachte Begrüßung und trat gelassen an den Tisch. »Guten Morgen, Gentlemen«, sagte er höflich, worauf die beiden ernst aussehenden Männer nur stumm nickten.
    »Nun, Sir?« Charles Yorke platzte vor Ungeduld. Seine Stirn warf finstere Falten und seine Unterlippe zitterte vor Wut. »Haben Sie etwas zu berichten oder nicht?«
    Richter Read drehte sich um und antwortete ruhig: »Nur, dass die Ermittlungen eingeleitet wurden und ich meinen besten Mann damit beauftragt habe.«
    »Und was haben Sie ihm mitgeteilt?«
    »Nur das Nötigste, damit er mit den Nachforschungen beginnen kann.«
    »Ihnen ist hoffentlich bewusst, dass der Zeitfaktor von entscheidender Bedeutung ist?«
    »Natürlich«, entgegnete Read, ohne sich von dem arroganten Auftreten Yorkes einschüchtern zu lassen. Ein leicht verärgerter Ausdruck huschte über das Gesicht des Ersten Seelords, als der Richter seinen eleganten Spazierstock auf den Tisch legte und seine Handschuhe auszog. Der Chef des Admiralitätsstabs hielt den Stock offensichtlich für ein etwas geckenhaftes Accessoire, doch bei einer näheren Inspektion des Stocks hätte er seine Meinung revidieren müssen, denn in dem Schaft steckte eine sechzig Zentimeter lange Klinge aus feinstem Toledo-Stahl. Diese Waffe war von William Parker aus Holborn speziell für James Read angefertigt worden, und der Richter wusste geschickt damit umzugehen.
    Als Oberster Richter war James Read im Laufe der Jahre unzählige Male von Verbrechern, die er hinter Schloss und Riegel gebracht hatte, bedroht worden. Oder Komplizen hatten ihm Rache für Bekannte und Verwandte geschworen, die gehängt, eingesperrt oder deportiert worden waren. Die meisten, im Eifer des Gefechts ausgesprochenen Drohungen wurden jedoch nie in die Tat umgesetzt, denn die Rachegelüste ließen mit der Zeit nach. Aber Read hielt es für angebracht, stets vorsichtig zu sein. Zweimal schon hatte er sich gegen Angreifer verteidigen müssen. Der erste war mit einer Fleischwunde im Bein davongehumpelt, während der zweite an einem Stich in die Lunge gestorben war. Und beide Male war Read unverletzt geblieben.
    »Ist Ihr Beamter vertrauenswürdig?«, fragte der Erste Seelord unverblümt.
    Erst nach einer kurzen Pause gab Read ziemlich schroff zurück: » Alle meine Beamten sind vertrauenswürdig«, und dachte: Die Runner auf jeden Fall. Für Constables und Wachmänner hingegen würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen.
    »Ähm, natürlich, natürlich«, lenkte Charles Yorke, plötzlich erstaunlich verbindlich, ein. »Nichts für ungut«, fügte er beschwichtigend hinzu.
    »Dürfen wir den Namen dieses Mannes erfahren?« Die Frage kam von dem blonden, streng wirkenden Marineoffizier am Tisch. Drei Tressen an seinem Ärmel kennzeichneten seinen Rang.
    Für den nicht ungewöhnlichen Fall, dass ein Zivilist anstelle eines Militärs Chef des britischen Admiralstabs wurde, diente ihm ein Vertreter des höchsten Dienstgrades der Marine als Berater. Also hatte Charles Yorke Admiral Bartholomew Dalryde auf diesen Posten berufen.
    Vom untersten Rang eines Marineoffiziers bis zum Admiral hatte Dalryde seinem Land ehrenvoll gedient und bereits im Alter von vierundzwanzig Jahren

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