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Der Rattenfänger

Der Rattenfänger

Titel: Der Rattenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
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irre, hat Mrs. Willows einen Kuchen gebacken.«
    Dann scheuchte sie den Hund auf, der sich ausgiebig kratzte, nachdem er vergeblich versucht hatte, Hawkwoods Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    »Und nimm Toby mit. Der ganze Teppich ist voller Hundehaare. Hetty kriegt immer Zustände, wenn sie den Salon putzt.«
    Toby bellte so aufgeregt, als er seinen Namen hörte, dass Elizabeths Augen wieder aufleuchteten. Die Puppe fest an sich gedrückt, ging sie zur Tür, blieb auf der Schwelle stehen und rief ihren Hund. Als Toby an ihr vorbeilief, sah sie Hawkwood noch einmal an, als wollte sie ihm etwas sagen, änderte dann jedoch ihre Meinung und verschwand im Flur. Das Dienstmädchen schloss leise die Tür hinter ihr, und Hawkwood kam es so vor, als sei das Licht im Zimmer erloschen.
    »Gott segne ihre kleine Seele«, sagte Mrs. Hobb leise und wandte sich Hawkwood zu. »Das arme Ding hat ihre Eltern bei einem Brand verloren. Und jetzt ist ihr Großvater verschwunden.« Die Haushälterin schüttelte sorgenvoll den Kopf.
    »Wann ist das passiert?«, fragte Hawkwood.
    Die Haushälterin überlegte kurz. »Ostern vor einem Jahr«, versicherte sie dann. »Die ganze Familie hat geschlafen, bis der Hund sie weckte. Er war damals noch ein Welpe, aber wäre Toby nicht gewesen, würde auch Elizabeth heute nicht mehr leben. Seitdem sind die beiden unzertrennlich.«
    »Warum konnten sich die Eltern nicht retten?«
    »Der Vater hat Elizabeth aus dem Haus getragen«, sagte Luther Hobb, »und ist zurückgegangen, um seine Frau und seinen Sohn zu holen. Alle drei fand man später tot in den Trümmern. Die Mutter hielt ihr Baby in den Armen. Sie sind nicht im Feuer umgekommen, sondern an Rauchvergiftung gestorben.« Auch der Diener schüttelte bekümmert den Kopf.
    »Und seitdem lebt Elizabeth hier bei ihrem Großvater?«
    »Ja«, sagte Mr. Hobb und seine Miene wurde weich. »Der Master wurde zu ihrem Vormund ernannt. Er vergöttert seine Enkelin. Sie sieht ihrer Mutter, seiner Tochter, sehr ähnlich. Das sagt jeder.«
    »Weiß Elizabeth, dass ihr Großvater vermisst wird?«, fragte Hawkwood.
    Die Haushälterin schüttelte den Kopf. »Nein, wir haben ihr gesagt, er sei auf einer Geschäftsreise.«
    »Und wenn er nicht wieder nach Hause kommt? Was erzählen Sie ihr dann?«
    Die Haushälterin nahm ein Taschentuch aus ihrer Schürzentasche und zerknüllte es. »Das weiß ich nicht«, sagte sie und putzte sich die Nase. »Er ist ein so guter, liebenswürdiger Herr. In all den Jahren, die wir für ihn arbeiten, haben wir nie ein hartes Wort von ihm gehört. Mr. Hobb und ich wagen nicht einmal daran zu denken, dass er nie wieder nach Hause kommen könnte. Wir beten jeden Abend für ihn, nicht wahr, Mr. Hobb?«
    »Na, na, meine Liebe«, sagte Luther Hobb und tätschelte die Schulter seiner Frau. »Officer Hawkwood wird sein Bestes tun, um ihn zu finden.« Besorgnis schwang in seiner Stimme, als er dann Hawkwood fragte: »Glauben Sie, dass die Ermordung von Officer Warlock etwas mit dem Verschwinden des Masters zu tun hat?«
    »Das weiß ich noch nicht«, entgegnete Hawkwood. »Aber ich werde es herausfinden.«
    In dem darauf folgenden Schweigen warteten alle drei, dass jemand etwas sagte, bis Hawkwood schließlich bat: »Erzählen Sie mir von Master Woodburn. Als er gestern Abend nicht zum Essen nach Hause kam, haben Sie sich sofort Sorgen gemacht, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte die Haushälterin. »Gegen halb sieben haben Mr. Hobb und ich gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Der Master verspätet sich nämlich nie. Immer war er um sechs Uhr zu Hause, damit er noch eine Weile mit Elizabeth verbringen kann, bevor sie zu Bett geht. Pünktlich wie ein Uhrwerk, pflegte er zu scherzen, weil er doch Uhrmacher ist.« Mrs. Hobb kämpfte sichtlich mit den Tränen.
    »Und wenn es einmal später wurde, hat er immer eine Nachricht geschickt«, ergänzte Luther Hobb.
    »Aber dieses Mal nicht?«, hakte Hawkwood nach.
    Der Diener schüttelte den Kopf. »Kein Wort. Und wir haben gewartet. Zuerst dachten wir, er habe sich nur verspätet. Aber um sieben fingen wir an, das Schlimmste zu befürchten. Wir beschlossen, dass ich zur Werkstatt gehe, um nachzusehen, ob er noch dort ist. Ich hatte gehofft, ihm unterwegs zu begegnen, aber …« Mr. Hobb versagte die Stimme.
    »Seine Werkstatt, wo befindet sie sich?«
    »In der Red Lion Street.«
    Wenn Clerkenwell als das Zentrum der Uhrmacher galt, so war die Red Lion Street Hauptstraße des Viertels. Viele der Häuser

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