Der Rattenfänger
war Isadore Knibbs sichtlich verwirrt und betrachtete seinen Neffen erstaunt. »Mit welchem anderen Gentleman hast du gesprochen, Jacob?«
In Hawkwood stieg ein Hoffnungsschimmer auf.
»Er hat mich gefragt, ob ich Master Woodburn gesehen habe. Und ich habe gesagt, ja, ich hab ihn gesehen. Da hat er mir einen Penny geschenkt.«
Hawkwood und Isadore Knibbs schauten zu, wie Jacob Quigley mit heraushängender Zunge in seine Hosentasche griff und dann mit einem triumphierenden Grinsen eine Münze hochhielt. »S … siehst du! Ich hab den Penny noch nicht ausgegeben. Den heb ich mir auf«, flüsterte er verschwörerisch.
»Hör mal Jacob«, sagte Hawkwood und griff in seine Rocktasche. »Ich gebe dir noch einen Penny, wenn du mir verrätst, wer dieser Gentleman war.«
Der Junge starrte die Münze mit gierigem Blick an.
»Wer war der Mann, Jacob?«, drängte Hawkwood sanft. »Wer hat dir den Penny gegeben?«
Plötzlich änderte sich die Miene des Jungen, er starrte mit leerem Blick zu Boden und weigerte sich, Hawkwood anzusehen.
»Was ist denn, Jacob?«, wollte Isadore Knibbs wissen. »Was hast du?«
Quigley schüttelte heftig den Kopf, als wollte er seine wirren Gedanken ordnen. »Ich soll doch niemanden reinlassen«, platzte er dann heraus.
Hawkwood begriff, dass damit die Werkstatt gemeint war.
»Jacob, wann war das?«, fragte er.
Jacob wich ängstlich zurück.
»Ist schon gut, mein Junge«, beruhigte ihn Isadore Knibbs.
»Niemand wird dich bestrafen.«
»Es war schon dunkel«, stammelte Jacob Quigley. Seine Unterlippe zitterte.
»Wann, Jacob? Wann war das?«, hakte Hawkwood mit mühsam unterdrückter Ungeduld nach. Er wollte den Jungen nicht noch mehr einschüchtern.
»Das war, als M … Mr. Hobb zu Onkel Izzi gekommen ist.«
Hawkwoods Puls schlug schneller. Er sah Isadore Knibbs an und fragte: »Wann sind Sie an jenem Abend gegangen?«
»Um Viertel vor neun. Daran kann ich mich genau erinnern, weil ich meine Taschenuhr mit der Uhr eines Kunden verglichen habe. Eine gewölbte Laternen-Uhr war es, die am nächsten Morgen abgeholt werden sollte. Ich wollte überprüfen, ob sie genau geht.«
»Dieser Gentleman, Jacob«, wandte sich Hawkwood wieder dem Jungen zu. »Wie hat er ausgesehen?«
Als Jacob ihn nur verwirrt ansah, versuchte Hawkwood es noch einmal. »War es ein großer Mann? Oder ein kleiner? War er dünn oder dick?«
Jacob nagte an seiner Unterlippe. »Er wollte, dass i … ich ihn reinlasse. Ich hab ihm gesagt, dass ich niemandem aufmachen darf. M … Master Woodburns und Onkel Izzis Anweisung. Ich hab ihm gesagt, er soll weggehen. Ja, das hab ich. Aber er hat gesagt, ich müsse ihn reinlassen, weil er Polizist ist.«
Es fiel Hawkwood schwer, seine Aufregung zu verbergen.
»Er hat mir s … seinen Stock ge … gezeigt«, stammelte der Junge und sah seinen Onkel unglücklich an.
»Seinen Stock?«, fragte Isadore Knibbs sichtlich verwirrt.
Hawkwood griff unter seinen Rock und zog seinen schwarzen Schlagstock heraus. »War es ein Stock wie dieser, Jacob?«
Der Junge machte große Augen und nickte heftig.
Warlock hat also nicht bis zum nächsten Morgen gewartet, dachte Hawkwood, sondern ist nach der Befragung der Hobbs noch am selben Abend in die Werkstatt gegangen.
»1st schon gut, Jacob«, sagte Isadore Knibbs. »Du hast das Richtige getan.«
Der Junge war so erleichtert, dass es plötzlich wie ein Wasserfall aus ihm heraussprudelte: »Er wollte wissen, ob ich den Master gesehen habe. Er hat mir gesagt, dass der Master nicht nach Hause gekommen sei und sich alle Sorgen um ihn machen. Ich hab ihm gesagt, ich hätte den Master gesehen, und niemand müsse sich Sorgen machen.«
»Na, natürlich hast du den Master gesehen, Jacob. Er war doch den ganzen Tag hier bei uns.«
»Das weiß ich, Onkel Izzi. Aber ich hab ihn nachher noch einmal ge … gesehen.«
Isadore Knibbs seufzte. »Ich glaube nicht, dass er versteht, worum es geht, Mr. Hawkwood. Wie gesagt, manchmal bringt er alles durcheinander.«
Hawkwood fixierte den Jungen. »Wo hast du denn den Master gesehen, Jacob?«
»In einer Kutsche ist er gefahren. Wie ein richtiger, feiner Herr.«
»In einer Kutsche?« Hawkwood runzelte die Stirn. Luther Hobb, der Diener, hatte ihm erzählt, dass der Uhrmachermeister lieber zu Fuß gehe und nur bei schlechtem Wetter eine Kutsche nehme. An jenem Abend war es jedoch trocken und mild gewesen.
»Saß der Master allein in der Kutsche, oder war jemand bei ihm?«
»Hab niemanden gesehen.«
Was
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