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Der Rattenfänger

Der Rattenfänger

Titel: Der Rattenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
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Wenn ja, so schien der Colonel ihn überhört zu haben, oder er zog es vor, dem keine Beachtung zu schenken. Nachdenklich betrachtete er noch einmal die Skizzen auf dem Tisch, fixierte dann Hawkwood streng und sagte: »Kein Wort von dem, was ich Ihnen sage, darf nach außen dringen. Haben Sie mich verstanden?«
    Hawkwood nickte bedächtig.
    »Bei diesen Zeichnungen handelt es sich womöglich um die Pläne für die teuflischste Waffe, die je erfunden wurde«, sagte der Colonel.
    Eine Waffe? Der Zündmechanismus hatte also doch etwas zu bedeuten!
    »Handelt es sich dabei um eine Art Bombe?«, fragte Hawkwood.
    »Nein, obwohl Sie mit Ihrer Annahme nicht weit danebenliegen«, erwiderte Congreve mit einem dünnen Lächeln. »Sagen Sie, Captain Hawkwood, wie gut ist Ihr Französisch?«
    »Sir?«
    »Le bateau poisson haben die Froschfresser es getauft, einige zumindest. Andere nennen es le bateau plongeur. «
    Fischboot? Tauchboot?, übersetzte Hawkwood verwirrt. »Tut mir Leid, Colonel, aber das verstehe ich nicht. Wo soll das Ding tauchen?«
    Congreve sah Hawkwood an, als würde er an dessen Verstand zweifeln. »Was glauben Sie denn, Mann? Unter Wasser, natürlich! Das ist verdammt noch mal ein Unterseeboot.«
    »Ein was?«, staunte Hawkwood und sah den Colonel ratlos an.
    Jetzt kam der Richter Hawkwood zu Hilfe. »Ein Boot, das unter Wasser schwimmen kann.«
    Trotz dieser Erklärung glaubte Hawkwood, es müsse sich um einen Irrtum handeln. Völlig entgeistert blickte er zum Tisch hinüber. Ein Boot? Noch nie hatte er einen so komischen Apparat gesehen. Das war doch kein Boot. Und warum hatten die Baupläne für ein Unterseeboot in Warlocks Schlagstock gesteckt?
    »Ich weiß, was Ihnen durch den Kopf geht«, deutete der Colonel Hawkwoods Verwirrung falsch. »Aber es ist möglich, so ein Boot zu bauen, glauben Sie mir. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.«
    »Der Erfinder ist ein Amerikaner namens Robert Fulton«, warf James Read ein.
    »Und dieser Scheißkerl arbeitet für Napoleon«, knurrte Charles Yorke.
    Hawkwood kam sich vor, als würde er durch knietiefen zähen Schlamm waten. Sosehr er sich auch bemühte, für ihn hatte diese Zeichnung nicht die geringste Ähnlichkeit mit einem Boot. Wenn es schon keine Uhr war, so hätte er auf eine Spieldose getippt.
    »Kommen Sie«, sagte der Colonel. Er konnte Hawkwoods Verwirrung und Ratlosigkeit nicht mehr mit ansehen. »Ich erkläre es Ihnen.«
    Hawkwood ging mit Colonel Congreve zum Tisch. Als Congreve die Zeichnung umdrehte, merkte Hawkwood, dass er die Skizze verkehrt herum gehalten hatte, mit dem Zylinder vertikal anstatt horizontal.
    Der Colonel nahm einen Stift von dem Tablett auf dem Tisch. »Ich will versuchen, das Modell anschaulicher darzustellen.« Er zeichnete einen Umriss. »Das ist der Rumpf mit Bug, Kiel, Heck und Deck. Wenn ich noch Mast und Baum hinzufüge, ist das doch ein Boot, oder? Da, sehen Sie.«
    Noch immer fassungslos fragte Hawkwood: »Und was ist das?« Er deutete auf einen Abschnitt des Decks, der höher zu liegen schien, direkt vor dem Mast.
    »Das ist eine Metallhaube, der Kommandoturm sozusagen. Stellen Sie sich ein umgedrehtes Fass über einer Luke im Deck vor. Darin kann der Kommandant aufrecht stehen.«
    »Und wie sieht er, wohin er fährt?«, fragte Hawkwood.
    »Der Turm hat kleine Bullaugen mit sehr dicken Scheiben. Ich würde sagen, man sieht da durch wie durch den Boden einer Brandy-Karaffe.«
    Hawkwood hätte am liebsten gesagt, dass er eine Menge Offiziere kenne, die während ihrer ganzen Laufbahn nur einen solchen Durchblick gehabt hatten. Aber er wollte es nicht schon wieder an Respekt mangeln lassen. Stattdessen nickte er und fragte: »Und wie wird dieses Ding angetrieben?«
    »Mit Muskelkraft. Ein Bootsmann dreht eine Kurbel, die einen Propeller im Heck in Bewegung setzt. So wird das Gefährt durchs Wasser getrieben. Schauen Sie hier!« Der Colonel deutete auf die Skizze.
    Hawkwood wirkte noch immer skeptisch.
    »Oh, das funktioniert gut, Captain. Auf dem Wasser, mit zwei Männern an der Kurbel, fährt es so schnell, als würden zwei Männer rudern. Unter Wasser geht’s zwar etwas langsamer, aber es funktioniert. Nicht die Geschwindigkeit ist das Wesentliche, sondern die Unsichtbarkeit des Boots.«
    »Und welches Material wird verwendet?«
    »Der Rumpf ist aus mit eisernen Bändern verstärktem Holz und wird mit Kupfer verschalt.«
    Während Hawkwood dem Colonel zuhörte und zusah, nahm das Bild allmählich Gestalt an. Das

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