Der Raub des Wikingers
werde ich ein paar Leute untersuchen«, sagte er fest. In seiner Stimme schwang eine Bitte um Verständnis an seinen Assistenten mit - dass er Zeit brauchte, um sich langsam wieder an seinen Heilberuf zu gewöhnen, er hatte noch immer Zweifel.
Rashid nickte.
Doch noch ging keiner. Rashid und Adam sammelten die Instrumente ein, um sie abzukochen.
»Willst du Tyra heiraten?«, fragte Rafn unvermittelt.
»Huh?« Wenn das keine intelligente Antwort war ! »Du gehst zu weit, Rafn.«
»Ich weiß, dass du dich zu ihr hingezogen fühlst, versuche nicht, das abzustreiten. Wenn ich zu weit gehe, dann aus gutem Grund: Ich will Vana heiraten. Ich warte schon fünf Jahre auf sie. Das einzige, was uns hindert, ist Tyra.«
»Es liegt nicht in meiner Verantwortung, den Weg für euch zu ebnen.«
»Mag sein, aber wenn du Tyra heiraten willst, wüsste ich das gerne. Beim Thor, du würdest ihren Schwestern und manchem Krieger viel Herzleid ersparen, wenn du sie heiraten und von Stoneheim wegholen würdest.«
»Das spricht nicht sehr für Tyra, nicht wahr? Sie war euch allen eine gute Anführerin in Vertretung ihres Vaters, und wie zeigt ihr euren Dank? Indem ihr ihr das Gefühl gebt, als Frau und als Anführerin zu versagen. Hat auch nur einer Tyra gefragt, was sie will?«
Im Raum herrschte verblüfftes Schweigen.
Schließlich merkte Tykir an: »Du verteidigst das Mädchen? Uh-oh, das scheint ernst zu sein.«
»Ich denke, ich werde eine Saga über Männer verfassen, die nicht wissen, was sie wollen«, trug Bolthor zum Gespräch bei.
»Ich denke, ich werde dich in den Sumpf werfen«, versetzte Adam.
»Ich denke, ich will sehen, wie du das schaffen willst«, konterte Bolthor.
»Es gibt ein bekanntes Sprichwort: Der Mann ist traurig, der die Welt nach Bronze absucht und das Gold im eigenen Zelt übersieht.«
»Was soll das denn bedeuten?«, schnaubte Adam. »Na, egal.« Er wandte sich wieder Rafn zu. »Was deine Frage angeht: ich habe nicht die Absicht, Tyra ... oder irgendeine Frau ... zu heiraten. Ich kann nur gut verstehen, wie sie sich fühlen muss, wenn alle immerzu an ihr herumnörgeln. Ich wollte nie wieder heilen, und jetzt stehe ich in einem Krankenzimmer, und draußen stehen die Patienten reihenweise an. Alle wollen was von mir, und jetzt fängst du auch noch mit Heiraten an. Nun, mir reichts. Raus hier, lasst mich in Ruhe!«
Vier Münder öffneten sich in schockiertem Staunen über seinen Ausbruch, aber sie verstanden die Botschaft und gingen.
Adam wandte sich zum Bett um.
Er hätte schwören können, dass ein Lächeln um die Lippen des alten Mannes spielte.
Kapitel 10
» D u muss t flirten«, riet Vana ihr.
»Beim Troll! Du kommst zum Trainingsplatz, um mir das zu sagen?«
»Wenn du den Mann erobern willst, musst du zu drastischen Mitteln greifen. Flirten, schlage ich vor.«
»Was bringt dich auf die Idee, dass ich den Mann erobern will?« Tyra wischte sich den Schweiß von der Stirn. Jetzt hatte sie zwei Stunden lang Speerwerfen geübt und konnte den Schuft immer noch nicht vergessen, der sie in die Ställe gelockt hatte. Das dumme Kätzchen lief auch dauernd hinter ihr her. Sie hatte es schließlich im Stall einschließen müssen, damit es auf dem Trainingsfeld nicht verletzt wurde.
Nicht, dass sie an dem dummen Tierchen gehangen hätte. Auch wenn es nach ihr benannt war.
»Bitte, Tyra, glaub mir. Als du gestern aus dem Stall kamst, sah dein Haar aus wie ein Heuhaufen, und bei Adam war es auch nicht besser. Ich will dich nicht in Verlegenheit bringen, Schwester, aber ich könnte schwören, dass dein Dekollete wund von Barthaaren war. Außerdem wart ihr beide außer Atem.«
Oh, bei Walhalla!
Rafn kam heran, in einer Hand die Streitaxt, an der anderen Alrek. Er hatte den zappelnden Jungen am Kragen gepackt, und Tyra wollte nicht einmal wissen, was Alrek jetzt wieder angestellt hatte. Genauso wenig wollte sie wissen, wo Thork, der wilde Sohn von Tykir und Alinor, jetzt wieder steckte. Was Alrek jetzt am wenigsten brauchte, war ein Junge, der ihn auf dumme Ideen brachte, denn genau das tat Thork am liebsten. Schabernack und Missgeschick - das waren die beiden Jungen zusammen. Bolthor sollte eine Saga auf sie verfassen.
»Guten Tag, Vana«, sagte Rafn lässig.
»Guten Tag, Rafn«, erwiderte Vana genauso lässig.
Rafn blinzelte ihr zu.
Vana klimperte mit ihren blonden Wimpern.
Tyra überlegte, ob sie sich übergeben musste.
Sobald Rafn außer Hörweite war, wandte sich Tyra an Vana: »Wenn du
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