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Der Rauchsalon

Der Rauchsalon

Titel: Der Rauchsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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passiert?«
    Man sagte es ihr. Sie legte den Hörer
zurück auf die Gabel und betrat die Bibliothek mit einem Gesicht, das so weiß
war wie das Damasttuch, das sie am nächsten Tag bügeln wollte. »Leider habe ich
eine schlimme Nachricht für Sie. Mr. Quiffen war in einen Unfall verwickelt.«
    »Was denn für einen Unfall?« wollte Mr.
Porter-Smith wissen.
    Sarah schluckte. »Offenbar ist er an
der Haymarket-Station unter eine U-Bahn geraten.«
    »Was zum Teufel hat er denn an der
Haymarket-Station zu suchen gehabt?« Das war keine sehr intelligente Frage.
Merkwürdigerweise kam sie auch noch von Professor Ormsby.
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete
sie.
    »Ist er schwer verletzt?« lautete die
vernünftigere Frage von Mrs. Sorpende.
    »Er — « Sarah stellte fest, daß sie
kein Wort mehr herausbringen konnte.
    »Sie meinen, er ist tot?« kreischte
Miss LaValliere.
    »Ich — ich glaube, es ist sehr schnell
gegangen.«
    »Das ist es ganz sicher«, sagte Mr.
Porter-Smith. »Wenn man bedenkt, wie schwer so eine U-Bahn ist und mit welcher
Geschwindigkeit sie — «
    Sarah hatte nicht das Bedürfnis,
derartige Faktoren zu bedenken. »Entschuldigen Sie mich bitte«, unterbrach sie
ihn, »ich muß Freunde anrufen und herausfinden, wer seine nächsten Angehörigen
sind. Mr. Porter-Smith, wären Sie so nett, uns allen einen kleinen Brandy
einzuschenken? Ich hole schnell die Karaffe.«
    »Lassen Sie mich das erledigen.« Der
junge Realenzyklopädist schlüpfte ohne Mühe in seine Rolle als Alpinist und war
mit einem Sprung aus dem Stuhl und am anderen Ende des Zimmers. Sarah zeigte
ihm, wo sie den Brandy und die Likörgläser aufbewahrte. Dann floh sie in die
Küche, wo sich das zweite Telefon befand, und rief die Protheroes an.
    George war, wie sie auch angenommen
hatte, sternhagelvoll und schlief bereits. Anora war wach und genauso
schockiert, wie Sarah erwartet hatte.
    »So ein schlechter Kerl war Barney
eigentlich gar nicht, wenn man ihn richtig kannte«, schniefte sie. »Und wir
kennen ihn schon ewig. George wird es sehr schwer treffen.« Was die nächsten
Verwandten betraf, mußte Anora sehr lange nachdenken. »Verheiratet war Barney
nie. Und eine Freundin hatte er auch nicht«, fügte sie in ihrer direkten Art
hinzu. »Er hat nie die richtige Frau finden können, und wenn er sie gefunden
hätte, hätte sie bestimmt was Besseres zu tun gehabt, als sich mit so einem
Plagegeist abzugeben. Ich nehme an, du hattest auch alle Hände voll zu tun mit
ihm. Aber Barney war auch nicht schlimmer als viele andere, ganz egal, was die
Leute sagen werden.«
    Seine Eltern waren natürlich schon seit
langem tot. Es hatte einen Bruder gegeben, aber auch er war verstorben. Anora
war sich jedoch ziemlich sicher, daß sie irgendwo ein oder zwei Neffen oder
Cousins auftreiben könnte.
    »Hoffentlich kannst du das wirklich«,
seufzte Sarah. »Sonst muß ich mich am Ende noch um alles kümmern. Ganz ehrlich,
Anora, ich glaube nicht, daß ich dazu in der Lage bin.«
    »Natürlich nicht, und warum solltest du
auch? George ist einer der Testamentsvollstrecker. Das wäre der arme Barney
auch bei ihm gewesen. Sie haben sich immer darüber gekabbelt, wer von beiden
den anderen unter die Erde bringen würde. George kann sich zur Abwechslung
ruhig auch mal aufraffen. Vielleicht wird es ihn aufmuntern zu hören, daß er
der Überlebende ist und nicht der Überlebte. Ich hoffe doch sehr, daß Barney
die Miete bezahlt hat?«
    »Bis zum Ende der Woche. Wenn seine
Erben aber so sind wie er, befürchte ich allerdings, daß sie eine Rückzahlung
verlangen werden, schließlich haben wir heute erst Mittwoch. Entschuldige
bitte, Anora. Ich weiß, wie sehr du ihn gemocht hast.«
    »Ja, aber das tut nichts zur Sache. Ich
weiß auch, wie schlimm er war. Du hättest ihn mal hören sollen, nachdem dein
Onkel Fred gestorben war und er erfuhr, daß Dolph den Vorsitz für diese
lächerlichen Stiftungen bekommen hatte und er nicht! Was der Neffe auch sagt, gib
ihm bloß keinen Pfennig! Du mußt hart bleiben, wenn du diese Pensionsgeschichte
durchziehen willst, Sarah. Sobald wir den armen Barney sicher unter die Erde
gebracht haben, werde ich mal sehen, wen ich dir sonst noch vermitteln kann.«
    »Das ist sehr lieb von dir, Anora, aber
ich habe schon jemanden. Erinnerst du dich noch an diesen netten Mr. Hartler,
den wir bei Tante Marguerite getroffen haben? Seine Schwester ist in Rom, und
er ist allein hier in Boston und sucht verzweifelt ein Zimmer. Ich bin sicher,

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