Der Rauchsalon
und
Charles hat im Moment oben zu tun. Ich werde versuchen, Sie nicht zu lange
warten zu lassen, aber ich muß Sie um ein wenig Geduld bitten.«
Charles war von Sarahs Worten, die
seinen Sinn fürs Dramatische ansprachen, äußerst beeindruckt. Er brachte Miss
Smith und ihre Tragetaschen mit ökologischem Forschungsmaterial mit
verstohlenem Respekt zur Hintertür. Sarahs Problem bestand nun darin, die
geeignete Begleitperson für Miss Smith zu finden.
Cousin Dolph hatte heute schon seine
tägliche gute Tat für sie getan, außerdem konnte Sarah sich nicht vorstellen,
wie er zusammen mit einer Frau, die aussah wie ein wandelnder Lumpensack, durch
die Gegend gondelte. Onkel Jem konnte nicht mitgehen, weil er bereits zugesagt
hatte, am Abendessen teilzunehmen, um die anderen Pensionsgäste von Mr. Quiffen
abzulenken. Wahrscheinlich warf er sich gerade in seinen alten Fischgrätanzug,
dachte sich ein paar neue malerische Skelette aus, die sich gut im Kellingschen
Familienstammbaum machen würden, und brachte seine Stimmbänder mit einigen
kleinen Martinis in Schwung, Wohl wissend, daß es bei seiner mittellosen Nichte
keine Aperitifs geben würde.
Möglicherweise würde sie Egbert
überzeugen können, aber Jems Kammerdiener war auch nicht mehr der Jüngste und
hatte genug mit seiner eigentlichen Aufgabe zu tun, nämlich damit, auf seinen
launischen Herrn aufzupassen. Mr. Lomax wäre gerade der Richtige, aber er war
eine Autostunde weit weg in Ireson’s Landing. Miss Smith konnte man aber nicht
den ganzen Abend vor Kälte zitternd an der Hintertür stehen lassen. Es gab
sonst nur noch einen Menschen, den Sarah wirklich bitten konnte, eine derartige
Aufgabe zu übernehmen.
Wenn er sich bloß nicht gerade in
Hongkong oder Uxbridge oder an einem anderen exotischen Ort aufhielt! Nein, er
war tatsächlich zu Hause. Sarah hätte vor Erleichterung weinen können, als sie
seine Stimme am Telefon hörte.
»Mrs. Kelling! Ich habe gerade — «
»Ich weiß schon, über mich in der
Zeitung gelesen. Es tut mir schrecklich leid, daß ich Sie wieder stören muß,
Mr. Bittersohn, aber ich bin verzweifelt auf der Suche nach jemandem, der
bereit ist, eine ältere Dame, die sechs Pullover und einen Kopfschutz trägt,
der wie eine Skimütze aussieht, nach Hause zu begleiten. Sie lebt in einer
gefährlichen Gegend, und ich möchte nicht, daß ihr auf dem Weg etwas passiert.
Ich vermute, Sie können nicht zufällig gerade — «
»Wo ist sie denn jetzt?«
»Momentan wartet sie an meiner
Hintertür. Sie erinnern sich vielleicht, es ist genau die Tür, die Sie damals
nachts bewacht haben, als Großonkel Nathans Feldstuhl unter Ihnen
zusammengebrochen ist.«
»Ich hege sehr zärtliche Erinnerungen
an jene Nacht. Werden Sie auch da sein?«
»Ich glaube kaum. Ich muß für meine
Pensionsgäste das Abendessen vorbereiten. Aber ich laufe schnell nach unten und
teile ihr mit, daß Sie kommen. Würden Sie ihr bitte Ihren Namen sagen und ihr
ausrichten, daß Sarah Kelling Sie geschickt hat? Wenn Sie morgen mit mir zu
Mittag essen wollen, werde ich Ihnen gerne erklären, was los ist. Mariposa hat
ihren freien Tag, und Charles arbeitet, also werde ich ungestört reden können.
Charles denkt übrigens, daß die Frau eine Spionin für die Umweltkommission ist,
falls Sie ihn also treffen sollten, klären Sie ihn bitte nicht auf.«
»Würde mir nicht mal im Traum
einfallen. Wer ist Charles?«
»Charles C. Charles, mein Butler. Das
heißt, er ist — , oh, ich werde Ihnen alles erklären, wenn wir uns sehen.
Werden Sie kommen?«
»Ich bin schon unterwegs.«
Die Leitung war plötzlich tot, und
Sarah hängte wieder ein, nicht ohne ein leises Bedauern. Es war doch ziemlich
angenehm gewesen, wieder mit Mr. Bittersohn zu reden, auch wenn die Umstände
derart ungünstig waren. Aber war sie nicht allmählich an so etwas gewöhnt? Sie
wünschte sich, sie könnte wenigstens zusammen mit Miss Smith auf Mr. Bittersohn
warten, aber sie mußte sich jetzt wirklich mit dem Abendessen beeilen.
Trotzdem lief sie noch schnell mit
einem hastig zusammengestellten Teller mit Horsd’oeuvres hinunter zu der
kleinen, schlecht beleuchteten Hintertür und sagte zu ihrem merkwürdigen Gast:
»Mr. Max Bittersohn, ein sehr freundlicher, vertrauenswürdiger Mann, wird Sie
nach Hause begleiten. Er wird sich Ihnen vorstellen und Ihnen sagen, daß ich
ihn geschickt habe. Gehen Sie bitte mit niemand anderem. Hier haben Sie eine
Kleinigkeit zu knabbern, während Sie warten. Ich
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