Der Rauchsalon
mehr
lassen, nach allem, was dort mit dem Milburn passiert ist.«
Bittersohn sah sie forschend an. »Am
liebsten würden Sie offenbar ablehnen, habe ich recht?«
»Natürlich würde ich das, aber so dumm
bin ich nun auch nicht. Bestellen Sie bitte Ihrem Schwager, daß ich jedes
Angebot, das er für angemessen hält, dankend annehme. Und daß ich damit
einverstanden bin, daß er die normale Vermittlungsgebühr für sich einbehält,
und daß ich ihm sehr herzlich für alles danke.«
»Ira würde von Ihnen nie auch nur einen
Pfennig dafür annehmen.«
»Warum denn nicht? Die meisten anderen
Leute würden es auf der Stelle tun, wenn sie die Gelegenheit hätten. Ich muß
sagen, Ihre Familie ist völlig anders als meine. Es ist schrecklich nett von
Ihnen, sich so viel Mühe mit meinen Angelegenheiten zu machen, und ich würde
sehr gern mit Ihnen fahren, wenn Sie sicher sind, daß Sie wirklich fahren
wollen.«
»Natürlich will ich. Ich studiere
gerade die Stammesriten der weißen angelsächsischen Protestanten von
Massachusetts. Ich nehme an. Miss Hartler wird vor uns dasein?«
»Oh ja, Stunden vorher. Sie hat bereits
vorgeschlagen, unser gemütliches Beisammensein ausfallen zu lassen und das
Abendessen vorzuverlegen, so daß wir alle zusammen losgehen können, aber ich
habe auf diesen Vorschlag nicht sehr freundlich reagiert. Wissen Sie, gerade
das treibt mich an den Hartlers so zur Weißglut. Der arme alte William war auf
seine Art ganz lieb, aber er war derart von seinen Marotten besessen, daß er
sich einfach nicht vorstellen konnte, daß andere Leute vielleicht seinen
Enthusiasmus nicht teilten. Seine Schwester ist genauso, nur hat sie seinen
Charme nicht. Mr. Quiffen haßte wenigstens jeden wegen seiner ganz persönlichen
Charaktereigenschaften. Tun Sie mir bitte noch einen Gefallen, wo Sie schon in
dieser großzügigen Stimmung sind, und versuchen Sie, Mr. Porter-Smith und Mrs.
Sorpende abzufangen, wenn sie hereinkommen. Sagen Sie ihnen bitte, daß ich mich
heute abend für das Essen nicht umziehen werde, da ich mit denjenigen, die mich
begleiten wollen, zum Beerdigungsinstitut gehen will und daher zum Umziehen
keine Zeit mehr habe.«
»Bei so etwas erscheint man also nicht
mit Kummerbund?«
»Und auch nicht mit Stirnreif, falschen
Edelsteinen und grünen Hühnerfedern. Mariposas neue Ausstattung war sicher für
Miss Hartlers Nerven bereits eine schwere Belastung. Ich habe zur Zeit genug
damit zu tun, meine eigenen hysterischen Anfälle zu unterdrücken, als daß ich
mich auch noch mit den ihren beschäftigen könnte. Wenn wir nur schon morgen
abend hätten!«
»Wir werden es schon siegreich
überleben.«
Bittersohn verschwand. Mariposa
erschien wieder auf der Bildfläche. Charles stürzte — glanzvoll wie immer mit
seinen weißen Handschuhen — herbei, um Miss Hartler zu der wartenden Limousine
zu geleiten. Sarah bereitete das Essen in einem Wahnsinnstempo zu, riß sich die
Schürze herunter und raste in die Bibliothek, um Sherry anzubieten und mit
ihren Pensionsgästen zu plaudern.
Nach dem merkwürdigen Treffen in der
Teestube war sie mindestens genauso nervös wegen des Wiedersehens mit Mrs.
Sorpende wie die Wahrsagerin selbst, die sich bestimmt fragte, was für einen
Empfang man ihr heute abend bereiten würde. Aber Mrs. Sorpende war kein
Feigling. Als Sarah erschien, war sie bereits in der Bibliothek. Sarah löste
das Problem auf die Weise, die sie gewohnt war, indem sie es nämlich direkt
anging.
»Oh, Mrs. Sorpende, ich bin ja so froh,
daß ich Sie hier treffe. Es sieht ganz so aus, als ob der Abend reichlich
unangenehm werden wird. Miss Hartler erwartet von uns, daß wir alle geschlossen
den sterblichen Überresten ihres Bruders die letzte Ehre erweisen, und ich bin
ganz sicher, daß nicht alle gehen wollen. Meinen Sie, Sie könnten mir hilfreich
zur Seite stehen? Mr. Bittersohn hat bereits angeboten, uns hinzufahren und
wieder nach Hause zu bringen.«
»Wie nett von ihm«, erwiderte Mrs.
Sorpende vorsichtig. »Also nur wir drei?«
Sie weiß, daß Mr. Bittersohn ein
Detektiv ist, dachte Sarah. Sie hat es mir selbst gesagt. Sie denkt, daß wir
sie allein irgendwo hinlocken und sie dann ins Verhör nehmen wollen. Sie wird
es doch nicht etwa gewesen sein?
»Ich hoffe nicht«, sagte sie laut, »ich
bin fest entschlossen, zumindest Jennifer LaValliere zu überzeugen, wenn es mir
gelingt. Ihre Verwandten verkehrten mit den Hartlers, als sie noch in Boston
lebten, und es würde ihr sicher nicht
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