Der Rauchsalon
vorzustellen. Mrs. Sorpende wurde von Dolph übernommen, und Mr.
Porter-Smith unterhielt Anora mit einer Schilderung der bizarren
Beerdigungssitten der alten Franken und Teutonen.
Sarah sah sich um, ob Mr. Bittersohn
auch nicht vernachlässigt wurde, und fand ihn schließlich vertieft in ein freundliches
Gespräch mit einem eleganten, sympathisch aussehenden Ehepaar um die 50.
»Mrs. Kelling, kennen Sie Herrn und
Frau Saxe schon? Sie sind ebenfalls an dem Iolani-Projekt beteiligt.«
»Mrs. Kelling, es ist mir ein
Vergnügen«, sagte Mrs. Saxe und schüttelte ihr freundlich die Hand. »Wie
konnten Sie sich damals bloß von diesem wunderschönen Fächer trennen, den Sie
und Ihr Gatte uns überlassen haben?«
»Ich vermute, sonst liegen bei Ihnen
keine Mitbringsel von Königin Kapiolani mehr herum?« fragte Mr. Saxe.
»Höchstens, wenn sie unter Miss
Hartlers Bett versteckt sind«, teilte ihm Sarah mit. »Es tut mir so leid wegen
der Stühle, die Mr. Hartler offenbar aufgespürt hatte. Seine Schwester scheint
in seinen Papieren keinerlei Hinweis entdeckt zu haben, in wessen Besitz sie
sich befinden. Ich vermute allerdings, daß der Besitzer sich früher oder später
mit Ihnen oder sonst jemandem in Verbindung setzen wird.«
»Ich muß Ihnen gestehen, daß ich mir
davon nicht allzuviel verspreche«, sagte Mr. Saxe offen, »Hartler war ein
gutwilliger alter Bursche, aber um ganz offen zu Ihnen zu sein, er hatte mehr Enthusiasmus
als Fachkenntnis. Bedauerlicherweise hat man ihn mehrfach schwer hereingelegt.
Wir haben ihn schließlich bitten müssen, uns keine weiteren seiner großartigen
Funde mehr zu bringen, wenn sie nicht vorher sachgemäß überprüft worden waren.
Und leider waren selbst die Echtheitserklärungen, die er brachte, nicht immer
echt.«
»Liebling«, sagte seine Frau, »ich bin
sicher, du brauchst Mrs. Kelling nicht eigens zu sagen, daß Mr. Hartler ein
bißchen verrückt war und daß es ständig schlimmer wurde, auch wenn er auf seine
Art ein wirklich netter alter Mann war. Ich habe mich schon seit langem
gefragt, was denn eigentlich aus ihm geworden war, und ich muß zugeben, daß ich
jetzt sogar ein klein wenig erleichtert bin, daß es so schnell gegangen ist,
obwohl das, was ihm zugestoßen ist, natürlich ganz furchtbar ist. Trotzdem
glaube ich, daß ich mich lieber erschlagen lassen würde, als in irgendeiner
vornehmen Anstalt zu enden.«
»Ich werde daran denken, wenn deine
Zeit gekommen ist, meine Liebe.«
»Vielen Dank, Liebling. Mrs. Kelling,
warum kommen Sie nicht recht bald einmal mit Max zu uns? Sonntagabends sind wir
immer zu Hause, und wir haben ein paar ganz wunderschöne Sachen, die mit dem
nächsten Schiff weggehen sollen. George würde Ihnen bestimmt liebend gern alles
erklären. Jetzt haben wir, glaube ich, unsere Pflicht erfüllt, meinst du nicht?
Hier sind so viele Leute, daß uns bestimmt keiner vermissen wird. Können wir
Sie mitnehmen und am Hill absetzen?«
»Vielen Dank, aber ich habe meinen
eigenen Wagen mitgebracht. Und eine Menge Passagiere, die ich aufsammeln muß«,
sagte Bittersohn ein wenig abwesend. »Nett, daß wir uns wieder getroffen
haben.«
Die Saxes lächelten und verloren sich in
der Menge. Sarah wandte sich an Mr. Bittersohn. »Dann gehörte Mr. Hartler gar
nicht zu den Freunden und Förderern des Iolani-Palastes?«
»Klingt mir mehr, als wäre er ein Feind
gewesen. Ich weiß zwar nicht genau, wie diese Organisation aufgebaut ist, aber
er hat sicher keine besonders wichtige Position gehabt.«
»Ich kann es gar nicht glauben. Das
heißt, ich könnte es nicht glauben, wenn ich nicht Großonkel Frederick gekannt
hätte. Er ist der einzige andere Mensch, bei dem ich erlebt habe, daß er sich
mit aller Kraft für etwas engagiert hat, das ihn überhaupt nichts anging. Kein
Wunder, daß Mr. Hartler seine Besucher überall im Haus herumwandern und alles
schmutzig machen ließ. Ich hätte von Anfang an merken müssen, daß bei ihm ein
oder zwei Zylinder fehlten, wie Alexander es ausgedrückt hätte. Finden Sie
nicht, daß es reichlich merkwürdig ist, daß Miss Hartler so einfach nach Rom
gegondelt ist und ihn mutterseelenallein in einer Stadt zurückgelassen hat, in
der er ewig nicht mehr gewesen war? Natürlich ist es auch möglich, daß sie gar
nichts gemerkt hat, weil sie ihn so bewunderte, und ich bin nicht sicher, ob
sie selbst so ganz richtig im Kopf ist. Vielleicht hat sie sich auch
überfordert gefühlt, so daß sie alles verdrängen wollte und
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