Der Rauchsalon
weg und ziehen sich
so an, wie es Ihnen gefällt. Wenn irgend jemand aus diesem Haus zufällig von
den Teeblättern erfährt, sagen Sie ihm einfach, es wäre Ihr Hobby. Wenn man Sie
fragt, ob ich davon weiß, sagen Sie einfach ja; vielleicht werde ich Sie eines
Tages darum bitten, mir dort auch eine Arbeit zu besorgen. Ach so, noch etwas.
Haben Sie eigentlich Vangie Bodkin jemals getroffen?«
»Ist das ihr Vorname? Nein, es war nur
so ein Name, der mir vom Gesellschaftsteil der Zeitung im Gedächtnis geblieben
ist. Das ist meine Pflichtlektüre, müssen Sie wissen.«
»Vielleicht sollten Sie damit anfangen,
auch die Todesanzeigen zu lesen«, schlug Sarah freundlich vor, »es scheint ganz
so, als ob Mrs. Bodkin schon seit einiger Zeit tot ist. Ich glaube, da draußen
hält gerade Miss Hartlers Wagen vor dem Eingang. Gute Nacht, Mrs. Sorpende.«
Kapitel
21
M iss Hartler befand sich in einer
Stimmung, die zwischen überwältigender Dankbarkeit all den vielen Menschen
gegenüber, die gekommen waren, um von ihrem geliebten Wumps Abschied zu nehmen,
und überwältigender Trauer wegen der morgigen Beerdigung hin und her schwankte.
Charles holte sie ins Haus und flößte ihr genug Brandy ein, bis sie sich wieder
etwas beruhigt hatte, so daß Sarah und Mariposa sie schließlich ins Bett
bringen konnten.
»Gott sei Dank, das wäre geschafft«,
seufzte die erschöpfte Pensionswirtin. »Ist Mr. Bittersohn vielleicht zufällig
durch die Hintertür ins Haus gekommen?«
»Nein, Madam«, sagte Charles. »Der Herr
ist noch nicht zurück.«
»Dann lassen wir besser das
Eingangslicht an und schieben noch keinen Riegel vor.«
»Es ist viel wahrscheinlicher, daß Mr.
Bittersohn durch die Hintertür kommt, Madam. Wie Sie sich vielleicht erinnern,
haben Sie ihm die Schlüssel für die Kellertür gegeben, weil er so unregelmäßige
Arbeitszeiten hat.«
»Ach ja, da haben Sie recht. Dann
schalten Sie die Lampen an der Hintertür ein, damit er nicht über die
Mülltonnen fällt, und jetzt marsch ins Bett mit euch beiden. Früher oder später
wird er schon kommen.«
Aber Mr. Bittersohn tauchte nicht auf.
Mariposa berichtete am nächsten Morgen vor dem Frühstück, daß sein Bett noch
unberührt sei.
»Vielleicht hat er ja auch woanders
geschlafen, was?« sagte sie mit einem unschuldigen Lächeln.
»Bringen Sie bitte Miss Hartler das
pochierte Ei«, sagte Sarah verärgert. »Und dann hören Sie auf, schmutzigen
Gedanken nachzuhängen, und wenden sich lieber dem Geschirr zu. Wenn das Stück
Ihrer Nichte um elf anfängt, sollten Sie spätestens gegen zehn das Haus
verlassen haben. Die U-Bahn könnte ja immerhin wieder aufgehalten werden.«
Sie hatte ihren treuen Verbündeten
nichts von den zu erwartenden Menschenmassen erzählt und wollte auch nicht mit
den Vorbereitungen anfangen, bevor Mariposa fort war, weil sie befürchtete, daß
ihre Helferin es sich anders überlegen und bleiben würde und somit das große
Familienereignis verpassen würde. So viel gab es eigentlich gar nicht zu tun.
Das Haus war sauber, sie hatte genügend Cracker und Knabberzeug vorrätig und
außerdem eine ganze Kiste Sherry, den sie zu einem Sonderpreis von einem Freund
von Charles bekommen hatte, der angeblich auf völlig legale Weise an diesen
Vorrat gekommen war.
Onkel Jem, Dolph und der unschätzbare
Egbert hatten alle zugesagt, ihr zur Hand zu gehen, und sie war relativ zuversichtlich,
daß auch Mr. Bittersohn sein Wort halten und ihr den versprochenen Mitarbeiter
schicken würde. Daran glaubte sie auch, als dieser um die Mittagszeit immer
noch nicht eingetroffen war und Miss Hartler aus ihrem Zimmer wankte, ganz in
muffiges Schwarz gehüllt, und mit zitternder Stimme verkündete: »Marguerite
müßte jeden Moment hier sein. Sind Sie denn noch nicht fertig, Sarah, Liebes?«
»Wie kommen Sie denn darauf, daß ich
mit Ihnen komme, Miss Hartler? Wie soll ich das denn schaffen? Einer von uns
muß doch hierbleiben und alles vorbereiten für die vielen Leute, die Sie
eingeladen haben.«
»Aber sicher können doch Ihre
Dienstboten-«
»Die haben heute ihren freien Tag. Ist
das nicht Ihr Auto da draußen?«
Die Beerdigung sollte um ein Uhr
stattfinden. Um halb eins, als Sarah gerade eine Tasse Tee trinken wollte und
darüber nachdachte, wie sie sich bloß wieder in eine solche Situation gebracht
hatte, schellte es. Das war bestimmt die Person, die Mr. Bittersohn geschickt
hatte. Sie ging recht neugierig zur Tür.
Aus
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