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Der Rausch einer Nacht

Titel: Der Rausch einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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sagen, das Timing ist perfekt, um etwas für Ihr Image zu tun. Und wenn wir dann noch nächste Woche die Pressekonferenz geben...«
    Harrison hörte mitten in seiner Unterschrift auf und starrte sie an. Aber auf die Schnelle fiel ihm kein Argument ein, mit dem er die Logik ihrer Ausführungen anfechten konnte. Und insgeheim war er auch froh darüber, wie entschlossen Gloria ihren Job anging und sich des fürstlichen Gehalts als würdig erwies - und das trotz seiner Unlust und mangelnden Kooperationsbereitschaft. »Gut«, entschied er deswegen kurz und knapp.
    Damit war ihre Zeit endgültig vorüber, und sie verließ das Büro, blieb aber an der Tür stehen. »Die Medien werden den Cushman-Deal aufbauschen«, erklärte Gloria ihrem Boß. »Wenn Sie Gelegenheit haben, sich die Nachrichten anzusehen, würde ich die gern mit Ihnen durchsprechen, damit wir uns die geeignete Strategie für die Pressekonferenz zurechtlegen können.«
    Als er ihr antwortete, hörte er sich an, als stünde er kurz davor, die Geduld mit ihr zu verlieren: »Ich schalte die Nachrichten beim Packen ein.«
    Die Frau verließ endgültig den Raum, und Cole lehnte sich in seinem Sessel zurück. Der Chefbuchhalter grinste unmerklich und sagte, als die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte: »Ziemlich hartnäckig, was?«
    »Ja, kann man sagen.«
    »Und sie hat tolle Beine.«
    John kam nun auf sein eigentliches Anliegen zu sprechen. »Hier sind die Vollmachten, die Ihr Onkel für die Vorstandssitzung unterzeichnen soll.« Er legte seinem Chef ein paar Papiere auf die Glasplatte des Schreibtischs, die auf einem Gestell aus asymmetrisch zusammengefügten Chromröhren ruhte. John hatte diese Konstruktion immer schon an verbeultes Blechspielzeug erinnert.
    Er räusperte sich, bevor er fortfuhr. »Cole, ich möchte hier nicht wie ein Unglücksbote erscheinen, aber Ihr Onkel sollte Ihnen wirklich seine Anteile am Unternehmen übertragen, statt jedesmal eine Vollmacht auszustellen. Ich weiß, daß Sie in seinem Testament als Alleinerbe seiner Anteile aufgeführt werden, aber glauben Sie mir, manchmal liege ich nachts schweißgebadet wach, während ich mir vorstelle, welche Katastrophe uns erwartet, wenn der gute Mann im Alter vielleicht senil oder ähnliches werden sollte und sich weigert, die Vollmacht auszustellen.«
    Harrison sah ihn nur kurz an und steckte die Papiere in seinen Aktenkoffer. »Sie haben sich umsonst um den Schlaf gebracht.« Er drehte sich mit seinem Schreibtischsessel und sammelte die Dokumente ein, die er dort bereitgelegt hatte. »Cals Verstand ist noch immer so scharf wie eine Rasierklinge.«
    »Das mag ja sein«, gab der Chefbuchhalter sich noch nicht geschlagen, »aber er ist schon über siebzig, und ältere Menschen lassen sich leicht dazu überreden, etwas Seltsames zu tun und damit großen Schaden anzurichten.
    Erst im letzten Jahr hat eine Gruppe von Kleinaktionären einer Chemiefirma in Indiana beschlossen, einen Geschäftszusammenschluß zu blockieren, den der Vorstand durchsetzen wollte. Diese Leute haben sich an eine Rentnerin in Kalifornien gewandt, die von ihrem Mann ein dickes Aktienpaket dieses Unternehmens geerbt hatte, und ihr eingeredet, wenn der Vorstand seinen Willen bekäme, würden ihre Anteile nur noch einen Bruchteil wert sein und sie verlöre einen Haufen Geld. Als sie die ältere Dame auf ihre Seite gezogen hatten, sind die Opponenten mit ihr nach Indiana, wo sie dann gegen den Zusammenschluß votierte und damit die ganze Angelegenheit zum Scheitern brachte. Einige Wochen später hat die Witwe dann ihren Irrtum eingesehen und dem Vorstand einen Brief geschrieben, in dem sie erklärte, zu diesem Abstimmungsverhalten gezwungen worden zu sein.«
    Cole starrte einen Moment auf die Ablage und drehte sich dann langsam zu seinem Buchhalter um. Aber statt nachdenklich geworden zu sein, grinste er ihn nur an und packte ungerührt weiter Akten ein.
    Calvin Downing war sein Großonkel mütterlicherseits, und Cole stand ihm näher als jemals seinem leiblichen Vater. Daher wußte er, wie lachhaft Johns Befürchtungen waren. »Nach meinem besten Wissen und Gewissen ist es noch niemals jemandem gelungen, mich eingeschlossen, meinen Onkel von etwas zu überzeugen, das er nicht wollte. Auch Verlockungen oder Zwang fruchten bei ihm nichts. »Genausowenig kann man ihn auch an einem Vorhaben hindern, wenn er sich erst einmal dazu entschlossen hat.«
    Als der Chefbuchhalter immer noch skeptisch dreinblickte, berichtete Harrison ihm

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