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Der Rausch einer Nacht

Titel: Der Rausch einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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am Boden lag und kaum mehr als symbolischen Widerstand leisten konnte, betraten sie offen das Schlachtfeld und ließen sich als Gentlemen feiern. Nach einem kurzen Scheingefecht erwiesen sie dann dem Gegner alle Ehren und stießen ihm ihr Schwert in den Leib, um dann das Schlachtfeld wieder zu verlassen und die schmutzigen Aufräumarbeiten wiederum ihren Anwälten und Buchhaltern zu überlassen.
    Im Gegensatz zu diesen Vornehmtuern mußte Cole wie ein Berserker oder ein Straßenkämpfer erscheinen, der nur am Sieg interessiert war und nicht an seiner Reputation oder daran, Freunde zu gewinnen. Als Folge davon hatte er im Lauf der Jahre viele Feinde gesammelt, aber nur sehr wenige gefunden, die auf seiner Seite standen. Er galt allgemein als erbarmungslos, was sicher teilweise den Tatsachen entsprach, und als skrupellos, womit man ihm allerdings unrecht tat.
    Doch gleich wie, nichts davon konnte ihn aufregen. Erbitterte lebenslängliche Feinde, ungerechtfertigte Angriffe in den Medien und der Ruf eines unbarmherzigen, raffgierigen Ekels erschienen ihm als der Preis, den man eben für den Erfolg entrichten mußte. Cole bezahlte ihn, ohne mit der Wimper zu zucken. Damit glich er den anderen entschlossenen Visionären, denen es ähnlich wie ihm in den vergangenen beiden Jahrzehnten gelungen war, eine reiche Ernte einzufahren.
    »Ende der Achtziger hat man Matt Farrell und Intercorp ähnlich beschimpft«, erinnerte er Gloria. »Und heute steht er als der Tausendsassa der Wall Street da.«
    »Ja, das stimmt, rührt aber zu einem Gutteil von ausgezeichneter Publicity-Arbeit her. Zum Beispiel hat er unter spektakulären Umständen diese sehr beliebte Erbin geheiratet und es auch sonst verstanden, sich in der Öffentlichkeit ein positives Profil zu geben.«
    Der Boß blickte an ihr vorbei zur Tür und nickte John Nederly zu, dem Chefbuchhalter seines Unternehmens. Der Mann trat ein, und Gloria spürte, daß ihre Zeit bei Cole für heute um war. Sie fühlte sich geschlagen und erhob sich.
    »Wann möchten Sie diese Pressekonferenz denn einberaumen?«
    Im ersten Moment glaubte sie, ihren Ohren nicht trauen zu dürfen. »Ich ... sobald wie möglich. Wie wäre es mit morgen? Bis dahin können wir uns ausreichend vorbereiten.«
    Er Unterzeichnete gerade einige weitere Papiere, die seine Sekretärin ihm hereingereicht hatte, blickte jetzt aber auf und schüttelte den Kopf. »Geht nicht. Heute nacht fliege ich nach Los Angeles und bin erst am Mittwoch wieder da.«
    »Na gut, dann eben Donnerstag?«
    Cole spitzte die Lippen. »Donnerstag und Freitag halte ich mich in Jeffersonville auf -Familienangelegenheiten.«
    »Und Samstag?« fragte sie leicht frustriert.
    »Der paßt.«
    Glorias stiller Triumphschrei wurde augenblicklich von der Sekretärin abgewürgt, die neben ihn trat, in seinem Terminkalender den Samstag aufschlug und auf eine handschriftliche Notiz hinwies.
    »Ich fürchte, der Samstag ist ganz schlecht«, erklärte sie. »Da müssen Sie nach Houston.«
    »Nach Houston? Was soll ich denn da?« Er klang irritiert, und die Vorstellung schien ihm nicht zu behagen.
    »Den White Orchid Ball besuchen. Vor dem Ball findet eine Versteigerung statt, und dafür haben Sie die Klineman-Skulptur gestiftet. Man will Sie dort natürlich für eine so großzügige Spende ehren.«
    »Schicken Sie jemand anderen hin.«
    Gloria sprach sich dagegen aus, und alle sahen sie überrascht an. »Ich habe die Sache arrangiert. Der Klineman stellt das wertvollste Stück auf der Versteigerung dar.«
    »Und auch das mit Abstand häßlichste«, erklärte Cole so ehrlich überzeugt, daß Gloria fast gekichert hätte.
    »Warum haben Sie die Skulptur dann überhaupt gekauft?« fragte sie schon, ehe sie sich zurückhalten konnte.
    »Man hat mir dazu geraten, Klineman sei eine Investition, und tatsächlich sind seine Arbeiten in den letzten fünf Jahren beträchtlich in ihrem Wert gestiegen. Leider gefällt die Skulptur mir deswegen keinen Deut besser. Soll jemand anderer nach Houston reisen und die Ehrung in meinem Namen entgegennehmen.«
    »Nein, da werden Sie sich wohl persönlich hinbemühen müssen«, beharrte Gloria. »Als die PR-Abteilung Ihnen vorschlug, für die Auktion etwas zur Verfügung zu stellen, haben Sie sich zu einer sehr großzügigen Spende entschlossen. Der Erlös geht übrigens an die Amerikanische Krebsgesellschaft, und Sie können sich darauf verlassen, daß die Medien der ganzen Nation über den Ball berichten werden. Ich würde

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