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Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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Mittäterschaft, Verdunklung oder wie sich all die Fachbegriffe nannten?
    »Geht das wirklich?«
    Walter verzog die Lippen und nickte.
    Zögernd richtete Oliver sich auf dem harten Holzstuhl auf.
    »Wir haben heute alle möglichen Sachen von dir und den Urgroßeltern gesichtet. Ist es in Ordnung, wenn ich dir chronologisch Fragen stelle?«
    Walter warf einen Blick auf die Digitaluhr über der Tür. »Wir haben wenig Zeit, Oliver. Gib mir Stichpunkte und lass mich erzählen, in Ordnung?« Seine Stimme brach. Offenbar fühlte sich seine Kehle ähnlich dürr und zugeschnürt an.
    »Okay.« Oliver senkte die Lider. Er rief sich die Fotos nacheinander in Erinnerung. »Die Anfangszeit deiner Eltern, beginnen wir damit.«
    Walter lachte trocken. »Das ist lang her, fast hundert Jahre.« Er legte den Kopf schief. »1916 haben sie sich bei einem Bootsausflug auf der Donau kennengelernt.«
    Die Bilder am Rhein, offenbar hatten dadurch Flüsse eine besondere Bedeutung für ihn gewonnen.
    Oliver nickte.
    »Soweit ich weiß, war meine Mutter noch auf dem Internat in Bayern, Vater hingegen hatte es bereits von der Schulbank weg auf das Schlachtfeld geschafft«, fuhr Walter fort. »Er kämpfte in Frankreich. 1919 heirateten sie.« Er machte eine abrupte Handbewegung. »Keine gute Verbindung. Mein Vater war aus einer Metzgerfamilie und meine Mutter die Tochter eines Generals und einer Ärztin. Sie waren reich und gebildet, verachteten die Markgrafs . Das harmonierte nicht.«
    »Erna sieht auf den alten Bildern fröhlich aus, sehr nett …«
    Walter hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Für ihre Zeit war sie zügellos, eine Frau, die alles erleben wollte. Heute würde das gar nicht mehr ins Gewicht fallen, weil die Zeit sich verändert hat. Partnertausch und gleichgeschlechtliche Liebe sind normal geworden.« Er schnaubte. »Sogar legal. Das Gelübde der Ehe gilt nicht mehr viel.«
    Gleichgeschlechtlich … Oliver starrte Walter aus brennenden Augen an. Sein Herz raste. »Woher kannte sie Helene?«
    »Aus dem Internat natürlich.« Walter legte die Stirn in Falten. »Du hast die Bilder gefunden?«
    »Ja. Helene und Erna waren ein Paar?«
    Walters Hände verkrampften sich. Schartige Nägel bohrten sich in seine Haut. »Sie konnten nicht voneinander lassen. Das ist das Privileg der Reichen gewesen, ihre fehlende Moral.«
    »Sie haben sich geliebt …«
    »Versuch nichts zu romantisieren, was nur lüsterner Trieb war.« Die altbekannte Härte trat in sein Gesicht.
    »Aber Erna wurde schwanger und hat dich geboren und Helene Rachel. Was steckt hinter diesen Beziehungen untereinander?«
    »Rachel.« Den Namen flüsterte Walter. In seiner Stimme lag unendlich viel Gefühl, Liebe und Leid. Wahrscheinlich war Rachel der einzige Mensch, den er je geliebt hatte.
    Sacht strich Oliver mit dem Daumen über den Handrücken des alten Mannes.
    Walter seufzte. »Das hat sie gern bei mir gemacht, meine Hände gestreichelt.«
    »Opa?«
    Scheinbar mühsam schüttelte Walter das Bild ab. »Was wolltest du wissen?«
    »Die Beziehungen eurer Eltern untereinander.«
    Er sank in sich zusammen. »Rachel und ich haben Jakob Hirsch nicht mehr kennengelernt. Er starb vor unserer Geburt. Das war die Zeit, in der mein Vater die Metzgerei neben der Hirsch-Buchhandlung erbte und alles für seinen und Helenes großen Traum zu einem Geschäft umbauen ließ.«
    Irritiert musterte Oliver ihn. »Von welchem Geld? War das nicht die Zeit der Verarmung und Inflation?«
    »Helenes Familie war reich. Sie bezahlten alles, was Mutter nicht gefiel, denn ihre Eltern hatten jeden Kontakt abgebrochen. Sie kamen auch nicht zur Taufe.«
    Oliver nickte nachdenklich. »Haben sich Rudolph und Helene ineinander verliebt?«
    »Mein Vater ja, sie nicht. Sie wollte nur in der Nähe meiner Mutter sein.« Er hob hilflos die Schultern. »Ich glaube, Helene hätte ihr sogar das Medizinstudium bezahlt, wenn sie dann nicht aufeinander hätten verzichten müssen.«
    Oliver versteifte sich. Also war es doch Liebe.
    »Was hat sie stattdessen gemacht?«
    »Sie wurde Apothekerin.«
    Bisher deckte sich fast alles mit seinen Vermutungen.
    »Wie kam Rudolph mit der Situation klar?«
    Walters Kiefer mahlten. »Wie jeder andere Mann, dem sich eine solche Chance bietet. Er nimmt, was er bekommen kann, in dem Fall zwei Frauen, die er sein Eigentum nennen konnte.«
    »Er hat Erna noch mal geschwängert?«
    Walter nickte. Seine Mimik verdüsterte sich zusehends. »Ja.«
    »Wie …« Das war

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