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Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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Angst übrig geblieben war?
    Oliver drückte seine Hand fest. Hoffentlich verstand Weißhaupt, dass er versuchte Zuspruch zu geben, nicht als Zeichen zum Losstürmen …
    Für ein, zwei Herzschläge hielt er den Atem an. Hölzern schritt der Kommissar neben ihm. Sein Griff fühlte sich nur noch härter an, beinahe brutal. Sie passierten das Ende des Flures zwischen den Regalreihen, die zwei hohen Registerschränke, die erste Säule. Grellweißes Neonlicht verstärkte den Kontrast zu der wabernden Masse Finsternis, die sich immer weiter teilte.
    Zurücksehen? Besser nicht. Angst? Nicht einmal wirklich. Sie würden nicht von hinten angreifen. Diese Dinger ernährten sich von Ängsten, Schock, Wut, wahrscheinlich jedem verdammten schlechten Gefühl. Sie weideten sich an Qualen und Panik. Allein das war schon das beste Argument, keinen hinterhältigen Angriff zu erwarten.
    Im Moment gab er auch keinerlei Anlass dazu. Sie rannten nicht, flohen nicht.
    Andererseits, was, wenn er sich täuschte?
    Seine Handfläche wurde feucht.
    Nein, nur nicht zweifeln. Das war der falsche Weg. Walter hatte darauf bestanden, das Testament hier zu öffnen. Sollte er den Geistern klarmachen, dass er der von Walter ernannte neue Herr war? Was, wenn sich diese Wesen keine Sekunde darum kümmerten?
    Das nervöse Pulsieren, die wankende Unsicherheit waren der beste Indikator, dass es dafür bereits zu spät war.
    Oliver senkte die Lider. Nur nicht jetzt. Bitte …
    Schwarze Nebelschleier drifteten an ihnen vorüber. Es sah aus wie Tinte, die in einem Wasserglas aus einem Pinsel gewaschen wurde.
    Er schluckte. Das verräterische Pochen reichte bis in seine Kehle und schnürte sie ab.
    Ruhiger …
    Feuchtheißer Atem strich über Wange und Lippen, beinahe wie die Perversion eines Kusses. Die Luft füllte sich mit schwachem Verwesungsgestank, einer gewissen Süße, dem Geruch nach Leder, Schleim und Zigaretten? Das Aroma eines Wächters lag in der Luft – Daniel.
    Eine Woge der Erleichterung flutete wie erfrischendes Wasser über ihm hinweg. Der Hauch der Freude erfüllte jede Faser, elektrisierte, wärmte und stärkte ihn.
    Aber wo … Oliver konnte ihn nicht sehen. Unsichtbar? Nein.
    Er schloss die Augen.
    Keine Zweifel haben, schon gar nicht an Daniels Treue. Sein Herz füllte sich mit ungeheurer Hitze. Sie durchströmte mit jedem langsamen Lebensschlag mehr von ihm. Sie staute sich nicht, sondern floh hinaus, nach hinten weg, wehte wie ein Mantel hinter ihm, ohne sich von ihm zu lösen.
    Ohne die Lider zu heben, ohne sich umzuwenden, stand fest, dass etwas seinen Körper verließ, um zu beschützen. War es das, was die Wächter ausmachte?
    Er spürte das leichte Beben, die zitternden Hände Bernd Weißhaupts. Langsam öffnete er die Augen.
    Der Kommissar starrte fassungslos ins Leere, auf das, was sich hinter ihnen befand. Binnen Sekundenbruchteilen wechselten nahezu alle Emotionen, zu denen er fähig war. Jede Nuance spiegelte sich in seinen weit aufgerissenen Augen.
    Seine Lippen verzogen sich zu einem stummen, erschrockenen Ausruf, nur um einen Herzschlag später zu lächeln.
    Oliver drückte seine Hand.
    Sie mussten gehen, langsam, aber stetig. Dieser Ort war nicht gut für Menschen.

Der neue Herr
     
     
     
    S ie hatten etwas Schreckliches getan, widerrechtlich eine Kiste geöffnet. Die Büchse der Pandora.
    Walters Sicherheitsvorkehrungen dienten einem Zweck, dass niemand das Archiv betrat und die Wesen auf sich aufmerksam machte. Auf verquere Weise hingen sie mit den Büchern zusammen, waren vielleicht ihre Wächter oder die Nemesis, die sich darin barg. Unmöglich, zu erklären, was sich dahinter verbarg. Ein weiteres Geheimnis, das es zu lüften galt. In jedem Fall stand eines fest. Diese Buchhandlung mit all ihren Monstern und Geistern, Schätzen und Träumen gehörte unwiderruflich ihm.
    Ob Segen oder Fluch würde sich noch herausstellen müssen.
    Bereits auf den Stufen hörte Oliver Daniels Handy klingeln.
    Warum nahm er das Gespräch nicht an? Weil er immer noch unten ein Teil des Wächters war?
    Oliver beschleunigte seinen Schritt. Tageslicht fiel auf die lasierten Stufen. Noch immer klang die Melodie von We will rock you .
    »Oh, wie gut die Normalität kling…«
    Oliver hob die Hand.
    »Nicht, da stimmt was nicht.«
    Weißhaupt keuchte.
    Daniel trug sein Handy in der Hosentasche oder in seiner Lederjacke. Dass er nicht annahm, war sicher nicht normal.
    »Daniel?«
    Keine Antwort.
    Die Euphorie verklumpte zu steinerner

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