Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
Vom Netzwerk:
Knochen.
    Reden war auch nicht, was Oliver wollte. Trotzdem musste er das Thema anschneiden. Daniel war es wichtig, ansonsten hätte er nicht sein bisschen Atem dazu aufgewandt.
    So grimmig, wie der Kommissar dreinschaute, verließ ihn der Antrieb im gleichen Moment wieder.
    Seit wann verhielt er sich so feige? Seinem Vater hatte er sich schließlich auch entgegengestellt, gleichgültig, wie die Konsequenz aussah.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete er Weißhaupt, dessen Gesichtsfarbe zwischen aschfahl und grau variierte.
    »Alles okay?«
    Der Kommissar zuckte zusammen. Stand er unter Schock? Über die steinerne Mimik huschte ein Hauch von Leben, ein gequältes Lächeln. Er räusperte sich. Dennoch klang seine Stimme belegt. »Eigentlich sollte ich so was wegstecken, seit ich Camilla, Christoph, Daniel und Irene kenne, aber das kann ich nicht, Oliver. Weißt du, ich bin einfach nur ein Beamter, habe eine Tochter, eine geschiedene Frau und zwei Katzen. Ich will nichts weiter als meinen Job machen und mein Leben leben .« Seine Stimme hatte sich nicht nur im Tempo, sondern auch in der Lautstärke gesteigert. Offenbar sollte dieses Statement ausreichen, denn Weißhaupt verfiel wieder in Schweigen.
    Das Geschehene passte nicht in sein Weltbild. Wahrscheinlich registrierte er nicht einmal, dass er offensichtlich in der Lage war, diese übersinnlichen Ereignisse wahrzunehmen. Was hatte Daniel gesagt? Normal sehen nur die, die bereits an der Grenze des Todes gestanden haben, all diese Dinge?
    Hatte Weißhaupt schon einmal ein Nahtod-Erlebnis? Er war Polizist, aber das hieß nicht, dass er sich wilde Verfolgungsjagden und Schießereien lieferte. Vermutlich bedeutete das Kriminalbeamtendasein nichts weiter, als viel Büroarbeit, viel Lauferei und vor allem etliche unangenehme Begegnungen mit erbosten oder unsicheren Zivilisten, die unschuldig verdächtigt wurden.
    Oliver ließ sich in das Polster des Beifahrersitzes zurücksinken. Die Prunkbauten des ersten Rings zogen vorüber und versanken in der schattig grauen Atmosphäre des Tages. Die durch die hohen Bäume zusätzlich lichtabgeschirmte Allee bot unglaublich viele Möglichkeiten für Schattennester.
    Ängstliche Nervosität keimte in ihm auf. Er musste die Zähne zusammenbeißen. Nein, hier lauerten keine Spukgestalten. Alles resultierte nur aus geistiger Erschöpfung, untermalt von einer beständigen Depression.
    Als Weißhaupt die Spur wechselte und nach links blinkte, wurde es wieder etwas heller. Die Schiersteiner Straße war eine breite, wenig schattige Straße, die Stadtausfahrt, noch einmal gesäumt von prächtigen Bauten aus dem 19. Jahrhundert. Sobald sie das Rheingau-Viertel und damit die Innenstadt verließen, wurde es langsam knapp, Weißhaupt zu einem Gespräch zu bringen. Oliver atmete tief durch.
    »Daniel sagte mir eben noch etwas.«
    Weißhaupts Mimik veränderte sich kaum. »Er war in der Lage zu sprechen?« Die Antwort lag irgendwo zwischen einem ärgerlichen Bellen und Unglaube.
    »So was in der Art. Es ging ihm nicht gut und er hatte kaum Kraft dazu.«
    Auf Höhe der Kreuzung zum zweiten Ring hielt Weißhaupt an. Er schwieg. Obwohl er in Olivers Richtung starrte, schien sein Blick eher an dem prachtvollen, alten Mutterhaus, dem eigentlichen Paulinenstift, zu haften.
    »Sagt Ihnen das Wort Empuse etwas?«
    »Ja, vorhin habe ich sein Handy gecheckt. Camilla hatte ihm eine SMS geschickt, worin sie von einer Kurzgeschichte gesprochen hat, die sich Hass nennt. Dabei fiel die Bezeichnung Empuse .«
    »Camilla, hatte sie angerufen?«
    Der Kommissar schüttelte den Kopf.
    »Worum geht es in der Kurzgeschichte?«
    »Ruf sie an und frag sie selbst, Oliver. Ich weiß nur, dass eine Empuse eines der Viecher aus der griechischen Mythologie ist.«
    Überrascht hob Oliver den Blick. »Sie interessieren sich für Mythologie?«
    Weißhaupt ließ die Handbremse nach und fuhr weiter den Hügel hinauf. »Ja, aber das ist ein Hobby. Hat mich schon als Bub interessiert.«
    Dann kann ich nicht verstehen, warum du Holzkopf nicht annimmst, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als das, was du dir erklären kannst.
    Sich diese Worte zu verkneifen, artete fast in einen Kraftakt aus. Eine Woge impulsiver Wut schwappte über ihn hinweg. Warum, zum Teufel, verneinte er all das Unerklärliche, wenn es ihn doch faszinierte?
    »Was genau ist eine Empuse ?«
    »Wenn du dich auf die blanke Mythologie beziehst, ist sie eine Art Vampir. Empusen oder Empusa sind gleichzusetzen mit

Weitere Kostenlose Bücher