Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
Vom Netzwerk:
Angst.
    Oliver sprang die Stufen hinauf. Er nahm zwei, drei auf einmal. Schon vom Podest aus sah er Daniel auf dem Boden liegen. Er hatte sich vollkommen zusammengekrümmt, wie ein Embryo. Von seinem Gesicht war wegen der strähnigen, langen Haare nicht viel zu sehen. Unter seinem Kopf sickerte Blut in den dunkelgrünen Nadelfilz-Teppich.
    »Daniel!«
    Oliver hechtete durch die Tür und fiel vor ihm auf die Knie. Wenig behutsam strich er die rot-grünen Strähnen zurück und drehte Daniel um. Kalter Schweiß stand auf seiner bleichen Stirn. Ein apathisches Stöhnen entrang sich seiner Brust. Noch immer krampfte er. In seinen Armen schienen sich die Muskeln in grotesker Pose verhärtet zu haben. Es wirkte wie ein epileptischer Anfall, wie die Erschöpfungsphase danach.
    Er zitterte. Seine Augen standen weit offen, von der Iris war nichts mehr zu sehen. Lediglich die weiße Pupille starrte … Unzählige rote Äderchen waren darin geplatzt. Ein rosaroter Schimmer lag wie eine Schmierschicht darüber. Dünne Rinnsale dunklen Rots rannen über seine Wangen. Blut troff aus Augen, Mund, Nase und Ohren, stand schaumig in Speichelfäden auf seinen Lippen.
    »Daniel …« Er schob seine Knie unter Daniels Kopf und zerrte das alte Handy aus der Hosentasche. Mit einer Hand drückte er die 112.
    Weißhaupt warf die Tür hinter sich zu und wirbelte herum. »O Scheiße!«, stieß er aus. »Was hat er? Lebt er?«
    Oliver nickte abgehackt, während er dem seismischen Knacken in der Hörmuschel lauschte. Erst nach quälenden Sekunden wählte das Gerät. Scheißlahmes altes Mistding  …
    Weißhaupt kniete sich neben ihn. »Notdienst?«
    Das Freizeichen ertönte.
    Weißhaupt tippte Daniel an, hielt ihm die Hand vor den Mund und schob seine Lippen auseinander.
    Jemand nahm ab.
    Ein Mann meldete sich. So wie er klang, musste er eben noch gelacht haben. »Feuerwehrleitstelle, 1. Revier.«
    Was war wichtig, was musste er sagen? Sein Schädel fühlte sich an, als sei jemand mit einem Stahlbesen durchgegangen und habe jeden klaren Gedanken weggefegt. Olivers Herz begann, hektischer zu pumpen.
    Seine Lippen zitterten. Für einen Moment klebte seine Zunge am Gaumen. Verdammt noch mal, das war nicht der erste Anruf wegen eines Notfalls! Er schloss die Augen und rang nach Luft … oder eher seiner Fassung.
    »Bitte schicken Sie sofort einen Notarzt in die Oranienstraße , Ecke Matthias-Claudius-Straße, zu der Buchhandlung Markgraf.« Der Knoten löste sich merklich. »Mein Freund hatte gerade einen Zusammenbruch nach einem Anfall …«
    Von Belustigung war nichts mehr zu vernehmen. Es knackte in der Leitung. »Was für ein Anfall? Epilepsie?«
    Oliver schluckte. War Daniel Epileptiker? Sicher nicht, solch eine Gefahrenquelle würde sich kein Beamter als Kollegen aussuchen wollen.
    »Nein, ich glaube nicht. Bis eben war ich nicht dabei. Ich habe ihn gerade erst gefunden und …«
    Eine raue Hand griff nach dem Handy und entriss es ihm.
    Weißhaupt. Eine kurze, heiße Woge von Wut erfasste Oliver. Zugleich war er dankbar, aus seinem Erklärungsnotstand zu kommen.
    »Oberkommissar Bernd Weißhaupt hier. Mein Kollege Kuhn ist offenbar mit einem Krampfanfall zusammengebrochen. Er blutet aus Mund, Augen, Nase und Ohren.«
    Für einen Moment schwieg der Kommissar.
    Oliver neigte sich über Daniel, strich ihm den Schweiß von der Stirn und wischte ihm mit dem Ärmel die blutigen Lippen ab. Offenbar fror er.
    »Was? Nein, Epilepsie ist bei ihm nicht bekannt.« Er verstummte. »Er lebt. Äußere Verletzungen sind augenscheinlich keine da, aber ich habe ihn noch nicht darauf untersucht. Es hat weder einen Kampf noch etwas Ähnliches … Ja, bis gleich.«
    Er drückte das Gespräch weg.
    »Legen wir ihn erst mal in die stabile Seitenlage, bevor er sich an Speichel und Blut verschluckt.«
    Oliver musterte Daniel hilflos.
    Glücklicherweise nahm Weißhaupt ihm die Arbeit ab. Offenbar machte der Kommissar das öfter oder er wurde regelmäßig geschult.
    Rasch steckte Oliver sein Handy ein. »Was kann ich machen?«
    »Bleib bei ihm, beruhige ihn und rede vor allem mit ihm. Daniel ist wahrscheinlich nicht bei Bewusstsein, aber das ist vollkommen egal. Bis Notarzt und Rettungsdienst da sind, rede mit ihm, zeig ihm, dass du da bist. Das wird ihm helfen.«
    Hoffentlich. Oliver atmete tief durch. Behutsam glitt er mit den Fingern durch Daniels Haar, kraulte seinen klammen Nacken und die stopplige Wange. Durch die unbequeme Haltung zogen die Muskeln in

Weitere Kostenlose Bücher