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Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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fertig.«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, trat er an die Tür.
    »Sie sind Oliver, oder?«
    Er klang weitaus weniger streng, als seine Mimik vermittelte.
    »Ja.«
    Er stieg über den Koffer. Automatisch wich Oliver einen Schritt zurück.
    »Was ist mit meinem Bruder?«
    Er fühlte, wie Michael seinen Kopf wandte, um den Arzt anzusehen.
    Der Mann runzelte vielsagend die Stirn. »Jemand hat ihn gewürgt, den Brustkorb zusammengepresst. Die Hämatome reichen bis hinauf zum Hals. Das ist eigentlich ein Fall für einen Pathologen.«
    Oliver schauderte. Wie konnte jemand Chris so etwas antun? Andererseits war sein Vater durchaus dazu in der Lage gewesen, zwei kleine Kinder abzuschlachten.
    Dieser Gedanke … Sein Kopf leerte sich von einem Moment zum anderen. Alles versank in Nebeln, nur der Anblick des unterernährten, halb nackten Kinderkörpers in den Laken nicht. Er begann zu zittern.
    Idiot , flüsterte die Stimme in seinem Kopf, enthielt sich aber jedes weiteren Kommentars.
    In Olivers Magen breitete sich ein höllisches Stechen und Ziehen aus. »Bitte was?« Seine Stimme brach.
    »Jemand wollte ihn umbringen.«
    Michael schluchzte.
    Akzeptiere es endlich.
    Wie betäubt taumelte Oliver zurück. Eine feste Hand schloss sich um seinen Arm. Daniel – er war da.
    Für einen Moment schloss Oliver die Augen. Das alles konnte einfach nicht wahr sein. Endete der Albtraum denn nie?
    Das war doch vollkommen irrational. Ein elfjähriger Junge war wehrlos. Warum legte sich diese Person nicht mit ihm an? Er war älter, fast erwachsen und weitaus wehrhafter.
    Du begreifst es nicht, Ignorant.
    Betäubt schüttelte er den Kopf.
    Jemand hat versucht, Chris zu erwürgen …
    Die panische Stimme Michaels hallte nach.
    Wer? Warum?
    »Daniel …« Seine Stimme bebte unkontrolliert. »Bitte, bring meine Brüder in Sicherheit, bitte.«
    Sicherheit gibt es keine.
    Wortlos schloss Daniel Michael und ihn in die Arme.
    Der Arzt räusperte sich. »Christian ist stark unterernährt. Ein Junge in seinem Alter und mit seiner Größe sollte rund zehn Kilo mehr wiegen.« Mit einer Kopfbewegung wies er auf Michael. »Das gilt für beide Zwillinge.«
    Walter kümmerte sich nicht um die Jungen, weder um ihre Gesundheit noch um ihre gebrochenen Herzen.
    Was wollte der Alte wirklich?
    Sie sind seine Pufferzone, sein Schutz.
    Wenn die Stimme recht behielt, hing damit vielleicht auch die Weigerung Walters zusammen, ihn aufzunehmen.
    Schnellmerker . Genau so ist es.
    Oliver schluckte. Sein Hals fühlte sich trocken an.
    Walter schwächte sie vorsätzlich mit gewissenhafter Gründlichkeit. Warum?
    Die Stimme in seinem Kopf schwieg.
    Wut flammte auf. Wäre doch nur Walter hier – nichts wäre schöner, als ihm sein hasserfülltes Gesicht umzugestalten. Mehr als alles auf der Welt, wollte sich dieses mächtige Gefühl entladen. Seine Hände schlossen sich zu Fäusten. Mit bloßen Fingern sein Herz herausreißen …
    Er lebt ohnehin schon zu lang!
    Was? Nein!
    Das war nicht sein Gedanke.
    Seine Wut erkaltete, zurück blieb der schmerzhafte Druck in seinem Kopf, seinen Schläfen und den Kiefermuskeln. Langsam lösten sich seine Finger. Beide Handballen brannten von seinen tief in die Haut gebohrten Fingernägeln.
    Müde sank er gegen die Wand.
    »Wie geht es Chris? Kommt er auf die Füße?«
    Der Arzt nickte. »Ich bin dafür, ihn in stationäre Behandlung zu geben.«
    Die Worte taten gut. Sie bedeuteten einen Lichtblick, einen kleinen Ausweg und den Schutz der beiden Jungen. Erleichtert atmete er auf.
    »Ich spreche gleich mit dem Chef«, fügte Daniel hinzu.

Verwirrende Worte
     
     
     
    O liver saß auf dem Wannenrand und wusch Michaels Haar. Heiße Dunstschwaden kondensierten an den Kacheln und dem kleinen Milchglasfenster über der Wanne. Noch immer zitterte er – nein, nicht nur er. Michael bebte, trotz des heißen Wassers, in dem er kauerte.
    Schock, Angst, Unterkühlung. All das traf auf ihn zu. Aber in seiner ganzen Haltung lag eine Spannung, die Oliver erschreckte. Michael wollte offenbar etwas sagen – erzählen, was passiert war – wagte es aber nicht.
    »Sag schon.«
    Michael zog den Kopf weiter zwischen die Schultern.
    »Ich kann nichts machen, wenn du schweigst, Micha.«
    »Du glaubst mir sicher nicht.«
    Oliver drehte das Wasser auf, und schaltete die Dusche an. »Warum?«
    Michael zuckte zusammen, als der Schaum aus seinem Haar lief. Rasch presste er beide Hände auf die Ohren. Erst als Oliver die Hähne zudrehte, hob Michael

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