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Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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mich nicht darauf fest.«
    Auffordernd nickte Oliver.
    »Ich glaube, dass ein Wächter immer erst dann beginnt, seine Menschlichkeit zu verlieren, wenn sein lebendes Gegenstück stirbt.«
    Das klang zumindest logisch. »Was passiert mit denen, die durchdrehen? Wie bringt man sie wieder unter Kontrolle?«
    Daniels Gesichtsmuskeln arbeiteten. Er schien plötzlich zu überlegen, was er sagen sollte. Geduldig wartete Oliver.
    »Gar nicht.« Daniel zögerte. »Sie werden von ihrer Art zerrissen oder sie entkommen. Aber davon gibt es wohl nur eine Handvoll.«
    Woher wusste Daniel so viel darüber? Oliver atmete tief durch. Wollte er darauf überhaupt eine Antwort?
    Anfangs sah es so aus, als wollte er die Existenz aller übersinnlichen Dinge verdrängen, nun stellte er sich als weitaus wissender heraus als angenommen.
    Daniel umarmte ihn und drückte ihn an sich.
    Wie Daniel schon sagte, all das konnte zutreffen oder falsch sein. Er hatte sich dieses Wissen selbst angeeignet, sicher aber nicht aus Foren oder Büchern. Das ließ also nur wenige Rückschlüsse zu.
    »Du warst schon mal tot?«
    Daniels Mimik versteinerte. Sein Blick umwölkte sich. »Ich rede nicht darüber, Olli.« Seine kalte, brüske Äußerung reichte als Bestätigung. Oliver zog die Decke enger um die Schultern. Geheimnisse störten das Vertrauen zwischen ihnen. Die Neugier brannte sich wie Säure ein. Was verschwieg Daniel? Leiser Ärger mischte sich unter. Was würde passieren, wenn er weiter in ihn drang? Wahrscheinlich würde er eine Seite von Daniel kennenlernen, die ganz und gar nicht nett war. Darauf konnte er im Moment verzichten.
    Plötzlich huschte ein Lächeln über Daniels Lippen. »Irgendwann werde ich dir davon erzählen, das verspreche ich.«
     
    Von der Seite stieß ihn der glatte, runde Kopf eines Wächters an.
    In der ersten Sekunde fuhr Oliver zusammen. Was machte das hässliche Ding hier, in der Realität? Warum hatte er sich nicht mit seinem Kumpel wieder hinter die Spiegel zurückgezogen? Wo befand er sich überhaupt? Das war doch nicht die Villa. Irritiert sah Oliver sich um.
    Ein einzelner, vollkommen leerer Raum, anonym und abweisend, lediglich eine Tür wies auf einen nicht weniger leeren Flur. Decke, Wände und Boden bestanden aus nacktem Beton, der seinen typischen Geruch nach Chemikalien und Neubau ausatmete. Ein Fenster existierte nicht. Aus irgendeinem Grund war es taghell. Die Lichtquelle ließ sich allerdings nicht bestimmen.
    Sicher ein Traum. Da funktionierten die unmöglichsten Dinge. Wahrscheinlich fürchtete er deswegen auch nicht den Wächter neben sich. Trotzdem wich Oliver einen Schritt zurück. Seine nackten Füße verursachten klatschende Geräusche. Die Kälte des Bodens stieg in seine Beine. Seine Knie wurden steif.
    Der Wächter schubste ihn.
    »Lass das.« Mit einer Hand schob er den hässlichen Schädel beiseite. Das Wesen fiepte. Erneut stupste es ihn an.
    Seltsam, es strahlte nichts Erschreckendes aus. Lag es daran, dass Oliver seine Scheu vor ihnen verlor?
    Erneut musterte er ihn. Der Wächter überragte ihn um mehr als eine Manneslänge. Warum wirkten sie in der Realität so entsetzlich, hier aber friedlich?
    Er legte seinen Arm um den langen Hals des Wesens.
    An ihm war nichts Außergewöhnliches. Er sah nicht anders aus als alle anderen seiner Art, nur etwas größer.
    Behutsam stieß es seinen Kopf gegen Olivers Brust.
    Er strich ihm über die Halslinie und den glatten Schädel. Das Gefühl war seltsam. Unter seinen Fingern spürte er Knochen, Muskeln und Gewebe, aber alles lag unter einer eigenartigen Schicht, die stark an schwammiges Gummi erinnerte.
    Dem Wächter schien die Zuwendung zu gefallen. Das Geschöpf rekelte sich, streckte seinen unförmigen Hinterleib hoch, wie bei einer Katze und knickte mit den Vorderläufen ein.
    Wohlig rieb es sich an ihm. Oliver musste lachen. Das Bild musste bescheuert aussehen. Ein grauer Miniaturdino kuschelte mit ihm mitten in einem Rohbau.
    So etwas ging nur in einem Traum.
    »Na, Großer, das magst du wohl.«
    Der Wächter drängte sich eng an ihn. In dem Moment verlor er den Halt und setzte sich unsanft auf den Hosenboden. Anscheinend freute sich der hässliche Kerl darüber. Er ließ sich zu Boden plumpsen und rieb sich an ihm.
    »Hund.«
    Das Verhalten des Wächters war das eines verspielten Hundes. Oliver lachte. Wie angenehm das Wesen doch war … Besonders, weil er den Versuch unterließ, mental Kontakt aufzunehmen. Offenbar wusste er, dass sein Geist

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