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Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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liebste Mensch der Welt.
    Er wandte sich Daniel zu. In der Mimik seines Freundes regte sich nichts. Er erwiderte lediglich den Blick.
    Konnte es sein, dass Daniel auch schwul war?
    Gab es überhaupt eine andere Erklärung für seine ständige Nähe und Freundlichkeit?
    Ihm fielen locker einige Begründungen ein. Sie waren Freunde, Außenseiter in der Gesellschaft durch Wesen und Aussehen, auf bizarre Weise mit dem Unheimlichen verbunden und einander vielleicht sogar ähnlich. Daniel kümmerte sich gern um andere Menschen, er war ein so herzlicher und fröhlicher Typ. Liebevoll, warm, zärtlich. Daniel erfüllte ihn mit einem Glücksgefühl. Nannte man das nicht …
    Daniel strich ihm über die Wange.
    »Ich frage lieber nicht, was gerade in deinem Kopf vor sich geht.« Seine Stimme klang rau.
    Fühlte er auch diese Zusammengehörigkeit? Ja, daran bestand kein Zweifel.
    Wenn es sein sollte, würde es passieren, wenn nicht, so blieb ihm wenigstens ein unersetzbarer Freund.
    Eine entspannende Zufriedenheit breitete sich in ihm aus.
    Er lächelte. Die Zeit würde es zeigen.
    »Willst du auch nicht wissen.«
    Wortlos zog Daniel ihn an sich. Diese Geste war reine Bestätigung seiner Annahme.
    Er schloss die Augen und klammerte sich an seinen Freund.
    Es gab keinen Grund mehr die Wärme zu ignorieren, die Daniel in ihm auslöste. Schwul zu sein hatte ihn vor drei Jahren vielleicht noch verunsichert, jetzt nicht mehr. Es war Unsinn sich für etwas Natürliches wie Sehnsucht und Liebe zu schämen. Warum nicht Daniel? Er war älter, na und? Zählte das? Solange es Daniel nicht störte, war es ihm egal.
    Vor ihm würde er sich auch in aller Hässlichkeit präsentieren können, ihm vertraute er. Daniel kannte die Narben, die Oliver davongetragen hatte. Er störte sich nicht daran. Daniel hatte ihn die ganzen Monate als ermittelnder Beamter und verständnisvoller Freund begleitet und sich nicht einmal angeekelt abgewandt.
    Sanftes Kraulen in seinem Nacken sandte angenehme Wellen des Genusses durch seinen Körper. Nach einer Weile straffte Daniel sich.
    »Meinst du, wir können uns gemeinsam bei dem alten Markgraf umsehen?«
    Olivers Herz machte einen Sprung. Einerseits wollte er jetzt ganz andere Sachen, andererseits bereitete ihm Daniel das beste Angebot seit einer Weile.
    Wahrscheinlich spielte Daniel auch dahin gehend ein gefährliches Spiel. Er dehnte die Regeln.
    »Na klar. Walter ist doch in Untersuchungshaft, oder?«
    Daniel nickte. »Seit vorgestern.«
    Siedend heiß fiel Oliver ein, dass Walter Tiere auf der Dachterrasse hatte. Was wurde aus denen? Kümmerte sich jemand um sie? Unter all seinen Problemen hatte er sie vollkommen vergessen. Hoffentlich ging es ihnen gut.
    »Du weißt aber, dass Walter Tauben und Hasen züchtet?«
    »Nein, das ist mir neu.«
    »Hoffen wir mal einfach, dass die Tiere von ihrem Fett zehren konnten und Walter einen vollen Futterschrank hat.«
     
    Dass sich Daniel sofort auf den Weg machen wollte, überraschte Oliver. Möglicherweise versuchte er sich seinen Gewissensbissen zu entziehen, denn Roth würde sicher nie genehmigen, was sie taten. Wahrscheinlich war das auch der Grund, weswegen sie zu Fuß gingen. Für einen der beiden Wagen auf dem Hof hätte Daniel Matthias oder George wecken müssen, um ihnen die Autoschlüssel abzuquatschen . Zumindest wäre es komfortabler gewesen.
    Es regnete immer noch. Der leichte Wind der beiden Vortage hatte sich in unangenehme Böen verwandelt.
    Daniel nahm zur Abkürzung den Weg durch den Kurpark. Nachts wirkte der sonst so lebendige Ort abweisend und tot. Durch die aufkommenden Herbststürme, die im Wechsel mit Starkregen vertrocknete Äste aus den Bäumen geweht hatten, knackte es ständig unter Olivers Füßen. Die Parkanlage lag ein paar Meter unter dem Fahrbahnniveau. Lediglich das fahle Licht der Laternen in der Sonnenberger Straße drang durch Büsche und Baumkronen. Daniel konnte er nur als Schatten ausmachen. Schwach erahnte er den See. Er konnte die Enten und Nilgänse lediglich hören, wenn sie ins Wasser sprangen oder an Land gingen.
    Vom Fenster sah das alles anders aus. Leuchtreklamen und Schaufenster strahlten aus der Stadt herauf. Aber der Park lag gründlich abgeschottet hinter begrünten, bepflanzten Hügeln und dem wuchtigen Prunkbau des Kurhauses. Ein ständiges Kribbeln begleitete ihn. Er fühlte sich aus den Schatten heraus angestarrt.
    Er begann sich erst zu entspannen, als sie hinter dem Theater waren. Straßenlaternen

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