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Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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panisch werden. Nur nicht … Das Etwas krabbelte über seine Haut und auf seine Jacke.
    Oliver drückte den Lichtschalter.
    Eine Spinne? Innerlich stöhnte er.
    Ich bin ja so ein Idiot.
    Daniel regte sich neben ihm. »Alles okay?«
    Oliver nickte, während er die Spinne von seiner Jacke pflückte und sie auf dem Handlauf absetzte. »Das kleine Monster hat mich gerade überwältigt.«
    »Wollen wir hoffen, dass es bei solch kleinen Schrecken bleibt.«
    Sie stiegen die Treppe hinauf. Wenn so viel Böses in diesem Haus verankert war, warum lebten so viele Familien davon unbehelligt hier? Bei jeder Etage, die sie überwanden, nahm diese Frage mehr Gestalt an. Es konnte doch nicht nur einen winzigen Teil sensibler Menschen geben, die Veränderungen in der Realität wahrnahmen, Erscheinungen bemerkten oder zumindest Offenheit dafür an den Tag legten.
    Vor etwas über einem Jahr war er festes Mitglied auf Foren wie Geister.net und Ähnlichem gewesen. Ihn reizte das Unheimliche, der Grusel, das plötzliche Zusammenschrecken. Zu dieser Zeit konnte er noch keine Geister sehen. Allerdings fühlte er sich in diesem Haus nie wohl. Es war der felsenfesten Überzeugung, beobachtet zu werden, etwas gehört zu haben, was kein anderer wahrnahm, einen Schatten zu sehen, wo nichts sein konnte.
    Seit dem letzten Abend konnte er sich nicht mehr einreden, dass das Schlimmste, was ihm begegnen konnte, sein Vater mit einer Waffe in der Hand war.
    Daniel hielt auf den letzten Stufen an.
    »Was ist los?«
    Er schüttelte den Kopf. Oliver lehnte sich über das Geländer und sah an ihm vorbei. Das schwache Flurlicht reichte kaum, das Podest bis zur Tür auszuleuchten. Unter dem Dach war es wesentlich dunkler als in den unteren Etagen. In den vielen Winkeln und dem schmalen, unbeleuchteten Flur, der zur Bodentreppe und zu einer alten Außentoilette abzweigte, ballte sich die Finsternis. Sie verdichtete sich, wurde greifbar, real …
    Olivers Herzschlag beschleunigte sich. Wie vor dem Angriff im Bad. Unter seinem raschen Atem gab es ein Geräusch, als ob etwas schwer Luft holte. Das war nicht Daniel.
    Auch sein Atem ging rasch, schon allein von den fünf Etagen.
    Die Härchen im Nacken und auf seinen Armen stellten sich auf. Er spannte sich. Mühsam hielt er die Luft an. Etwas atmete aus … faulige Wärme streifte sein Gesicht.
    Er klammerte sich mit einer Hand an das Geländer.
    Der Schlüssel klirrte leise, hell …
    Langsam ging Daniel weiter.
    Das Gefühl erstickte ihn. Plötzlich schien es zu explodieren. Ein stechender Schmerz schoss durch sein Herz. Glühende Hitze breitete sich in seinem Körper aus und brachte seine Narben zum Brennen. Zugleich fror er. Kalter Schweiß perlte auf seiner Stirn. Er zitterte. Mühsam hielt er sich in Zaum. Durch seine Kiefer schossen scharfe Schmerzen. Seine Zähne taten bis in die Wurzeln weh.
    Langsam schloss Daniel auf, ein Schloss nach dem anderen, alle sieben.
    Konnte er sich nicht beeilen? Ein weiterer Atemhauch traf Oliver. Er schloss die Augen.
    Du weißt, dass ich Angst habe, ich weiß es, also dreh nicht so auf.
    Im gleichen Moment ging ein Zucken durch das Geländer. Das Flurlicht verlosch in allumfassender Finsternis. Sein Herz versteinerte. Etwas streifte ihn, weich und feucht. Oliver klammerte sich noch fester an den Handlauf. Die Welt begann zu wanken.
    Was immer das hier war, es unterschied sich gravierend von den anderen Erscheinungen.
    Eine Hand berührte ihn. Oliver fuhr zusammen.
    »Komm«, flüsterte Daniel.
    Scheiße, das war wieder eine Heldentat …
    Langsam folgte er Daniel, wobei er sich dicht am Geländer hielt. In der gleichen Sekunde nahmen die Schatten eine andere Qualität an – transparenter, unstofflicher. Die Dunkelheit wurde zu dunstiger Dämmerung, die sich zusammenzog und dehnte. Sie gerann zu der vagen Ahnung einer Gestalt.
    Die Trockenheit seiner Kehle reichte, um den wilden Herzschlag, der dort pulsierte, erstickend zu spüren.
    In den Schatten zuckte es unablässig, als wuselten dort unendlich viele kleine Leiber durcheinander. Die Erscheinung verlor an Konsistenz, zerrann. Dunklere Schwaden sanken auf die ausgetretenen Bodendielen, wirbelten auf und zerfaserten.
    Daniel stieß die Tür auf. Eine Wolke aus Medikamentengestank und abgestandener Luft schlug ihnen entgegen. Mit einem einzigen Satz hechtete Oliver hinter ihm in die Wohnung.
    Erst als Daniel die Tür verschloss, entspannte er sich ein wenig.
    Von einem Moment zum anderen brandete eine Flut aus

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