Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
Vom Netzwerk:
Sachen im Internet bestellt, liefern lassen und wenn es die Paketdienstfahrer nicht hochgebracht haben, haben das immer mal ein paar Leute aus dem Haus gemacht.«
    Das war also die simple – ernüchternde – Antwort.
    »Herr Wittmann aus dem ersten Stock, Herr Renz aus dem dritten und die Brüder Konrad aus dem vierten Stock. Versorgt haben Chris und ich alle. Chris die Vögel, ich die Hasen.«
    »Siehst du, damit hat es sich mit deinem Mysterium.«
    Camilla verzog spöttisch die Lippen.
    »Ich bin ja froh, dass dahinter nicht noch mehr Unerklärliches steckt.«
    »Warum?« Micha setzte sich vor Opa auf den Boden und kraulte die Häsin zwischen den Ohren. Sie reckte sich und muffte ihre Vorderläufe zusammen. Ihr Köpfchen verschwand in einem Fellkragen. Elegant legte sie die Hinterläufe überkreuz und schloss die Augen. Eine übergewichtige Hasen-Marlene Dietrich.
    »Gab es denn noch mehr Sachen, bei denen Walter Hilfe von anderen Leuten bekam?«
    Micha nickte. »Klar. Den Laden putzen, das macht Frau Renz, Treppenhaus putzen haben wir übernommen, Winterdienst macht wieder Herr Renz und …« Er kniff die Augen zusammen. »Onkel Amman war immer mal da und hat Opa im Laden geholfen. Danach kam er hoch und hat uns zum Essen mitgenommen.«
    Olivers Mund wurde trocken. Wieder Amman Aboutreika . Er kniete sich nieder. » Aboutreika ? Wie oft war er denn da?«
    Micha strahlte. »Jeden Samstag. Manchmal hat er uns auch zu dir in die Klinik gefahren oder zur Reha. Anschließend war er mit uns beim KFC oder bei McDonald’s. Das macht er natürlich nie, wenn er Opa dabei hat. Dann gehen wir woanders essen.« Er zog die Häsin näher zu sich, was ihr offenbar nicht gefiel. Sie klopfte wieder vehement. In unelegantem Rückwärtsgang zog sie sich zurück und kauerte sich zwischen Olivers Füße. Er streckte ihr beide Hände hin. Vertraut legte sie ihm ihre Pfoten auf die Finger.
    Michael zog eine Schnute und deutete zu Opa. »Sie ist die Älteste, glaube ich.«
    »Die Älteste?«
    Camilla hockte sich nun auch im Schneidersitz auf den Boden. Sie streckte Micha ihre Hände hin. Er zögerte nicht, sondern kuschelte sich in den kleinen Freiraum zwischen ihren Beinen dicht an sie. Er mochte die Nähe von Frauen. Hier und zu Hause bestand an der Sorte Mensch bekanntlich großer Mangel. Mit beiden Armen umfing sie ihn und küsste seinen ungekämmten Blondschopf.
    »Opa war die Einzige, die vom Winter bis jetzt überlebt hat.«
    »Was?« In seiner Kehle schnürte sich ein Stahlband zusammen. Ein Stromstoß ging durch seinen Körper.
    Camilla zuckte nicht weniger zusammen. Oliver fing ihren alarmierten Blick ein. Unmerklich nickte er.
    »Du meinst, alle anderen Tiere sind innerhalb von den neun Monaten gestorben und wurden …« Ihm fiel es schwer die Worte auszusprechen, denn es implizierte, dass Tiere wie Material behandelt wurden. »… ersetzt?«
    Micha nickte leicht. »So in der Art.« Er druckste. Nervös spielte er mit Camillas Haaren.
    »Was ist, Kleiner?« Oliver boxte ihm vorsichtig von der Seite gegen die Schulter.
    Michael verzog das Gesicht. »Als wir kamen, waren nur noch wenige alte Tiere da, aber einige große Würfe.« Mit einer Hand beschrieb Michael, wie winzig die Jungtiere gewesen sein mussten. »Ich glaube, es waren vierundzwanzig. Als ich den Ersten tot im Stall fand, sagte Opa, es sei ein schlechter Wurf, unbrauchbar.«
    »Unbrauchbar wofür?«
    Camilla sprach aus, was Oliver in der gleichen Sekunde durch den Kopf schoss. Welchen Zweck hatten Stallhasen? Sie dienten zur Zucht oder als Fleischlieferanten.
    Er legte die Stirn in Falten. »Weißt du, warum er das sagte?«
    »Sie wären alle zu schwach«, sagte Michael.
    »Hat er die Hasen geschlachtet?«
    »Nein. Gegessen haben wir immer Dosensuppen oder Tiefkühlzeug. Frisch waren immer nur die Kartoffeln.«
    Oliver biss sich auf die Unterlippe. Also nicht zum Schlachten. Aber für eine Züchtung hätte Walter viel auf sich nehmen müssen. Davon abgesehen war es doch wohl eher so, dass die Tiere in ihren kleinen Holzboxen kaum Platz fanden. Das waren keine idealen Voraussetzungen.
    Wozu benötigte man so viele Hasen und zusätzlich die Tauben?
    Die Tür schwang auf und schlug gegen Olivers Rücken.
    Er wandte sich um. Daniel trat ein, frisch geduscht und in sauberen Hosen, die ihm nur lose auf den Hüften saßen. Er trug kein Shirt, lediglich ein Handtuch lag um seinen Nacken. Aus seinem Haar troff das Wasser, rann ihm über Brust und Rücken.
    Oliver

Weitere Kostenlose Bücher