Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Rebell

Titel: Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
erwiderte sie kühl.
    Ian spornte das geliehene Pferd an, und sie ritten zum Haus. Vor der Veranda stieg er ab und hob Alaina aus dem Sattel. »Vergiß nicht, welches Spiel wir spielen, meine Süße«, flüsterte er.
    Dann ergriff er ihre Hand, gab ihr keine Gelegenheit zu protestieren und zog sie die Stufen hinauf. Geigenmusik und helles Licht drangen ihnen entgegen.
    Als sie die Halle betraten, sah Ian, daß die breiten Türen der Bibliothek und des Salons offenstanden. Überall tanzten die Gäste, lachten, plauderten, flirteten oder diskutierten temperamentvoll. Einige lehnten am Punsch-Buffet.
    Offensichtlich hatten sich Ians Eltern und Theodore McMann gemeinsam gegen den Skandal gewappnet. Seine Mutter unterhielt sich gerade mit Teddy, dessen hellblaue Augen etwas verwirrt wirkten. Aber er versuchte tapfer, Taras Beispiel zu folgen und den Eindruck zu erwecken, alles wäre in bester Ordnung.
    Peter stand mit seiner Verlobten bei den Musikern und flüsterte ihnen etwas zu. Abrupt verstummten die Geigenklänge, als Ian und Alaina eintraten, und die Tanzpaare hielten verwundert inne. Alle Augenpaare wandten sich zu den Neuankömmlingen.
    »Schau bloß nicht schuldbewußt drein!« ermahnte Ian seine Frau.
    »Warum sollte ich mich schuldig fühlen?« erwiderte sie indigniert.
    Sein Arm umschlang ihre Taille, und er spürte, wie sie den Rücken straffte. Sehr gut.
    »Ian!« rief sein jüngerer Bruder, eilte ihm entgegen, und sie umarmten sich.
    Dann trat Julian zurück, und Ian entdeckte einen boshaften Glanz in den dunkelblauen Augen. Sobald sie allein waren, würde der Junge ihn gnadenlos hänseln, aber in der Öffentlichkeit unbeirrt an seiner Seite stehen.
    Ian ignorierte das drückende Schweigen und die neugierigen Blicke. Gespannt warteten die Gäste auf den Höhepunkt des Skandals, der die Klatschmäuler seit mehreren Stunden geifernd beschäftigte.
    »Wie schön, dich wiederzusehen, Julian!« begrüßte Ian seinen Bruder. »Du kennst doch Alaina?«
    »Natürlich«, bestätigte Julian und küßte ihr galant die Hand. »Meine Liebe, ich kannte Sie als kleines Mädchen. Inzwischen sind Sie zur schönsten Frau von Florida herangewachsen.« Obwohl er nicht allzu laut sprach, war seine Stimme deutlich zu hören — was er beabsichtigt hatte.
    »Danke«, murmelte Alaina, und Ian beobachtete, wie sie unglücklich zu ihrem Vater hinüberschaute.
    Julian trat näher zu seinem Bruder. »Was soll ich tun?« raunte er.
    »Sieh zu, daß die verdammten Musiker weiterspielen
    — und sag Vater, ich bedaure den Kummer, den ich ihm bereitet habe. Ich werde so bald wie möglich mit ihm reden.«
    Nachdem Julian dem Orchester ein Zeichen gegeben hatte, ertönten schmelzende Walzerklänge. Ian verneigte sich vor Alaina und wirbelte mit ihr über die Tanzfläche. Offenbar konnte sie sich an Land genauso anmutig bewegen wie im Wasser.
    »Was soll das, Ian? Alle starren uns an. Und mein armer Vater ...«
    »Dein armer Vater wird sich beruhigen. Lächle und tu so, als würdest du dich großartig amüsieren.«
    Während sie tanzten, hörten sie einen Teil der angeregten Konversation.
    »Ist das zu glauben?« fragte eine alte Dame, die sich in den Armen eines Soldaten wiegte. »Die beiden wagen sich doch tatsächlich hierher!«
    »Eine Frechheit!«
    »Kein Wunder, wo sie doch in der Wildnis aufgewachsen ist wie eine Indianerin ...«, meinte eine junge Mutter aus Tampa.
    »Wenn das Teddys arme Frau noch erlebt hätte!« seufzte ihr Ehemann.
    »So ein Flittchen ...«, schimpfte eine häßliche, betagte Vettel, der Ian noch nie begegnet war.
    »Daß Ian sich in seinem Vaterhaus so benimmt!« Ein würdevoller alter Offizier.
    »Sollte er nicht die Tochter eines Colonels heiraten?« Ein jüngerer Soldat.
    »Dieses Mädchen verhext die Männer!« Eine neidische alte Jungfer mit langer Nase.
    »Aber ihr Vater muß ihn doch wohl oder übel zur Rechenschaft ziehen!«Ein Offizier im Ruhestand aus Tampa.
    »Also, ich finde diesen Skandal einfach himmlisch«, gestand eine ältere Dame ihrem kahlköpfigen Tanzpartner, erwiderte Ians Blick und errötete. »Wenn man sich das vorstellt! Die McKenzies von Cimarron, in eine so schmutzige Affäre verwickelt ...«
    Ian beobachtete, wie sein Bruder den Eltern die Botschaft überbrachte. Dann eilte Julian zwischen den Tanzpaaren hindurch und verneigte sich vor Alaina. Sie schaute Ian nur kurz an, ehe sie mit ihrem Schwager schwungvoll von ihm wegtanzte.
    Viel zu bereitwillig, dachte Ian irritiert, während er

Weitere Kostenlose Bücher