Der Rebell
nicht. Aber es war notwendig. Und ich bin nicht der Mann, der auf seine ehelichen Rechte verzichtet.«
»O ja, es war überaus großzügig von dir, mich zu heiraten!« fauchte sie. »Kein anderer respektabler Mann hätte die verwilderte Tochter eines armen Botanikers zur Frau genommen. Aber der grandiose Ian McKenzie kennt seine Pflichten!«
»Nun, ich tat, was unumgänglich war. Und ich will verdammt sein, wenn ich mir die kleinen Freuden nicht gönne, die mit unserer Ehe verbunden sind.«
»Die kleinen Freuden? Oh ...« Mühsam versuchte sie, sich loszureißen.
»Nein.« Mit eisernen Fingern umklammerte er ihr Handgelenk. »Wir gehen gemeinsam nach Hause. So wie es sich für ein Ehepaar geziemt.« Trotz ihrer heftigen Gegenwehr nahm er sie auf die Arme.
»Natürlich, wir sind ein ganz normales Ehepaar«, zischte sie. »Der teure Gemahl betrinkt sich mit seinem Bruder und seinen Vettern, dann vergewaltigt er seine Frau. Ist das nicht üblich?«
Zu ihrer Verblüffung grinste er. »Wie nett! Von einer so charmanten ehelichen Szene wagte ich nicht einmal zu träumen, als wir heute nachmittag vor Reverend Dowd standen.«
Statt zu antworten, fluchte sie nur, und er schwieg, während er sie durch den Wald trug.
Am Rand des Rasens, der sich vor dem Haus erstreckte, blieb er stehen. »Also haßt du Cimarron. Wie schade, daß du dein neues Heim verabscheust, meine Liebe ...«
Wäre sie nicht so tief verletzt und gedemütigt worden, hätte sie ihm gestanden, sie würde dieses wunderschöne, stattliche Gebäude lieben. »Es ist dein Heim. Nicht meines. Mein Zuhause liegt auf der Insel.«
»Da irrst du dich. Von jetzt an werde ich entscheiden, wo du zu Hause bist.« Er trug Alaina über den Rasen und schaute belustigt zu seinem Balkon hinauf. »Vielleicht werden wir künftig in einem Haus ohne Rosenspaliere wohnen«, bemerkte er und stieg die Verandastufen hinauf.
»Wohin gehst du?«
»Durch die Vordertür.«
»Aber ...«
»Wenn uns jemand sieht? Nun, wir benehmen uns wie ein ganz normales jungverheiratetes Paar. Erst habe ich mich betrunken, dann bin ich am Teich über meine Frau hergefallen, um sie zu vergewaltigen. Und jetzt . . .« Er verstummte und zuckte die Achseln.
»Und jetzt?« wiederholte sie beunruhigt.
»Um auch weiterhin die Rolle eines guten Ehemanns zu spielen, muß ich noch etwas Whiskey trinken — allein, nachdem leider mein Bruder und meine Vettern bereits zu Bett gegangen sind. Und danach ...« Er war vor der Tür stehengeblieben und schaute Alaina an. In seinen Augen funkelte ein teuflischer Glanz. »Danach werde ich meine arme Gemahlin ein zweites Mal vergewaltigen, in meinem Schlafzimmer. Obwohl dir Cimarron verhaßt ist, Mrs. McKenzie, mein Bett mußt du wohl oder übel liebenlernen.«
»Bitte, Ian ...«
»Was?« Der eisige Ton in seiner Stimme jagte einen Schauer über ihren Rücken.
»Oh, bitte, nun muß ich allein sein ...«, stotterte sie.
Wortlos trug er sie in die Halle, die Treppe hinauf, in sein Zimmer. Durch die geöffnete Balkontür fiel Mondlicht herein, im Kamin glühte die Asche des erloschenen Feuers. Ein sehr schöner Raum. Ein maskuliner Raum. Sein Raum.
O Gott, sie wollte fliehen, in die Einsamkeit eines anderen Zimmers, um zu verstehen, was geschehen war — ohne die Kraft seiner Arme zu spüren, die sie immer noch umfingen. »Laß mich runter ...«, flehte sie, und er ließ sie knurrend auf sein Bett gleiten.
Im silbernen Mondschein sah sie sein markantes Gesicht, die geballten Hände, und sie fühlte seinen Zorn, seine innere Anspannung. Jeden Moment würde er nach ihr greifen. Aber er rührte sie nicht an.
Eine Zeitlang erwiderte er ihren angstvollen Blick. Dann wandte er sich ab und verließ das Zimmer.
7
Am vernünftigsten wäre es gewesen, im Zimmer seines Bruders zu schlafen. Aber dort würde er nicht nur Julian, sondern auch seine Vettern antreffen, und er wollte sich nicht wegen seiner mißglückten Hochzeitsnacht verspotten lassen.
So suchte er den Stall auf, mit einer Whiskeyflasche, die er aus dem Schrank im Arbeitszimmer seines Vaters genommen hatte. In Pyes Box, im weichen Heu, fand er ein gemütliches Plätzchen und trank genug Whiskey, um bald einzuschlummern — und mit pochenden Kopfschmerzen zu erwachen.
Als er mühsam die Augen öffnete, sah er zu seiner Bestürzung den alten schwarzen Butler Jeeves, steif wie ein Ebenholzstock, und Lilly vor der Box stehen.
»Da ist der Bräutigam«, bemerkte Lilly spitz, und Jeeves hob die
Weitere Kostenlose Bücher