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Der Rebell

Titel: Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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schwimmen zu lernen.
    »Zeigen Sie mir, wie man in diesem Mangrovenwald untertauchen und überleben kann«, knurrte Thayer. »Vielleicht finden Sie den alten Ned sogar sympathisch, kleine Lady.«
    Daran zweifelte sie. Ehe er ihr zu nahe trat, würde sie ihn töten. Aber vorher mußte sie sich vergewissern, daß ihrem Vater nichts zustoßen würde. Jetzt schob Thayer sie vor sich her, drückte ihr die Mündung seiner Pistole zwischen die Rippen. Deshalb wagte sie sich nicht umzudrehen.
    »Wenn Sie meinen Vater freilassen, bringe ich Sie ans Festland«, versprach sie.
    »Gehen Sie einfach weiter. Schneller! Die beiden folgen uns.« Nun erreichten sie das Ufer, und Alaina watete ins
    Wasser.
    Sie rannten über die Insel. Nur eine Viertelmeile trennte den Nordoststrand von den Limonenbäumen. Ian, Julian, Jerome kamen zur gleichen Zeit wie die drei Soldaten und Jennifer im Obstgarten an.
    »Wo ist Alaina?« fragte Ian seine Kusine.
    »Keine Ahnung«, erwiderte sie verzweifelt. »Vielleicht am Ostufer ...«
    Als er davonrannte, um seine Frau zu suchen, feuerte einer der Soldaten, und die Kugel sirrte über Ians Kopf hinweg. »Verdammt, was ist hier los?« rief er wütend, blieb stehen und drehte sich um. Er kannte keinen der drei blutjungen Grünschnäbel, die zwischen den Bäumen hindurchschlichen.
    »Und wer zum Teufel sind Sie?« fragte der älteste, der einen spärlichen Kinnbart trug.
    »Major McKenzie«, erklärte Ian, eilte zu dem Burschen und entwand ihm die Pistole. »Antworten Sie!«
    »Wir sind hinter zwei Deserteuren her«, berichtete der Soldat, sichtlich eingeschüchtert. Auch Julian und Jerome gesellten sich hinzu. »Sie schlugen sich zum alten Fort Dallas durch. Unterwegs, in den Keys, beraubten sie ein paar Zivilisten. Das sind bewaffnete, gefährliche, verzweifelte Männer — zu allem fähig. Und deshalb müssen wir sie schnappen.« Offenbar war der Junge genauso verzweifelt und den Tränen nahe.
    In diesem Augenblick sah Ian einen der Flüchtlinge am anderen Ende des Obstgartens liegen — unter dem Körper seines Schwiegervaters.
    »Großer Gott!« stieß Ian hervor, und sein Magen
    krampfte sich zusammen. Er lief hinüber und kniete neben Teddy nieder.
    »Alaina ...«, flüsterte der alte Mann mühsam.
    »Keine Bange, ich kümmere mich um sie ... Wo ist meine Frau?« herrschte er die Soldaten an.
    »Da, im Wasser!« schrie einer der jungen Männer.
    Alaina versuchte, Zeit zu gewinnen und verlangsamte ihre Schritte, während die Flut stieg. »Was soll das?« fauchte Thayer, der sie immer noch mit seiner Pistole vor sich herschob. »Wollen Sie mich ertränken?«
    »Leider kann ich die Flut nicht aufhalten.«
    »Aber Sie wußten, wann's soweit ist. Wenn ich sterbe, nehme ich Sie mit in den Tod.«
    »Bastard! Ich habe Sie nicht ins Wasser gezerrt!«
    »Nun, ich mußte Sie als Geisel nehmen. Geben Sie der elenden Army die Schuld, Ma'am ...« Plötzlich überrollte eine Welle seinen Kopf, Salz brannte in seinen Augen. Als er wieder auftauchte, rang er keuchend nach Atem. »Bringen Sie mich an Land! Sofort! Und keine miesen Tricks! Sonst töte ich Sie!« Drohend preßte er die Waffe noch fester in ihre Rippen.
    Eine Minute lang watete sie weiter, fügsam wie ein Lamm, und steuerte den Mangrovenwald am Festland an. Dann rammte sie mit aller Kraft ihren Ellbogen in Thayers Magen und riß sich los. Fluchend griff er nach ihr. Dabei entglitt ihm der Revolver, versank zwischen Steinen, Schlamm und Seegras. »Biest!« brüllte er, packte ihr weißes Kleid und zerrte sie zurück. Verbissen begannen sie, im Wasser zu kämpfen.
    Als er unterging, vom Gewicht seiner Ketten beschwert, und zu ertrinken glaubte, geriet er in Panik. Jetzt versuchte er nicht mehr, Alaina zu töten. Verzweifelt hielt er sich an ihr fest. Sie trat gegen seine Brust, und sein Griff lockerte sich. Aber in ihren voluminösen Röcken konnte sie sich nicht schnell genug bewegen. Irgendwie mußte sie ihm den Stoff ihres Kleids entwinden, den er mit verkrampften Fingern umklammerte, sonst würde er sie mit sich in die Tiefe ziehen.
    Sie begann zu schreien, schluckte Wasser. Plötzlich wurde sie von anderen Armen umfangen.
    In namenlosem Entsetzen starrte sie ein Messer an, das im Sonnenlicht blitzte. Um Himmels willen, die Klinge würde ihr die Kehle durchschneiden ...
    Aber das Messer zerfetzte ihren Rock, und sie war frei. Während sie nach Atem rang und Wasser trat, sah sie zwei Gestalten, die in den aufgewühlten Wellen miteinander rangen. Ein

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